Brandstiftung in Solinger Swingerclub Beverly-Besucherin lief um ihr Leben

Solingen · Nach der Brandstiftung in dem Swingerclub "Beverly" rettete sich eine 31-Jährige in letzter Minute. Nun sagte sie im Prozess gegen den mutmaßlichen Täter aus.

Solingen: Swingerclub "Beverly" brennt vollständig aus
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Foto: Tinter, Anja

Die junge Frau ist sicher: Hätte sie geschlafen, wäre sie nicht lebend aus dem Beverly gekommen. In den frühen Morgenstunden des 9. November 2014 hatte sie sich im Zimmer des Marketing-Managers befunden, wo sie übernachten wollte. Man habe sich jedoch noch unterhalten, sagte die Frau am Dienstag im Prozess vor dem Wuppertaler Landgericht, wo sich seit dem 8. Mai ein 42-Jähriger wegen versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung verantworten muss.

Die Zeugin, die wie der Angeklagte aus Nigeria stammt, hatte zunächst einen eigenartigen Geruch bemerkt und dann das Zimmer verlassen. "Draußen war schon alles voll mit schwarzem Rauch, ich bin auf allen vieren gekrochen und habe mich dann die Treppe runterrollen lassen", sagte die Frau gestern aus.

Dann habe der Manager, der den Raum vorher verlassen habe, um eine Zigarette zu rauchen, sie auch schon aus der Tür ins Freie gezogen. "Ich war unter Schock, habe gezittert, dann weiß ich nur noch, dass ein Krankenwagen kam und mich ins Krankenhaus fuhr", so die 32-Jährige. Verletzt worden sei sie nicht, sie habe nur den schwarzen Rauch geschluckt.

Die junge Frau erzählte, vorher drei bis vier Mal in dem Unterburger Swingerclub gewesen zu sein, immer auf Einladung des Managers, der wie sie Nebenkläger in dem Verfahren vor dem Landgericht ist. Dass der Angeklagte vor der Brandstiftung durchs Haus gegangen sein und gerufen haben will, konnte die Zeugin nicht bestätigen.

"Niemand hat gerufen vorher, ich habe nichts gehört", sagte sie mit Hilfe einer Dolmetscherin für die englische Sprache. Dass sie überhaupt im Beverly übernachten wollte, sei dem Umstand geschuldet, dass der Angeklagte sein Versprechen, sie nach Hause zu fahren, nicht eingelöst habe an jenem Abend. Darüber sei sie ziemlich wütend gewesen und habe schließlich dem Vorschlag des Managers, in seinem Zimmer zu übernachten, zugestimmt.

Auf Fragen des Brandsachverständigen, ob sie auch Flammen und verschiedene einzelne Brandnester gesehen habe, antwortete die Zeugin: "Ich sah Flammen überall, aber mehr auch nicht. Ich wollte nur mein Leben retten." Ihre künstlichen Haarverlängerungen seien bereits angesengt gewesen.

Der Verteidigerin des Angeklagten ging es vorrangig darum, die Aussage ihres Mandanten, er habe sich vor der Brandlegung vergewissert, ob sich noch jemand im Haus befindet, zu stützen. Doch auch die 32-Jährige konnte das nicht bestätigen, wie schon zuvor ein weiterer Gast, der sich beim Ausbruch des Feuers im Haus befand. Die junge Frau sagte außerdem, der Angeklagte habe wissen müssen, dass immer wieder Personen im Beverly übernachten.

Der Prozess wird am Donnerstag, 25. Juni, fortgesetzt. Das ist nach der bisherigen Planung der letzte Verhandlungstag. Dass es weiterer Termine bedarf, um den Prozess abzuschließen, zeichnet sich schon jetzt ab.

(RP)
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