Ratingen Zweitklässler fit statt fett

Düsseldorf · Mit dem Modell „Jump“ will die Stadt motorische Bewegungsdefizite bei allen 800 Zweitklässlern erkennen und so weit wie möglich beheben. Das Projekt hat in Düsseldorf unter dem Titel „Check“ bereits Erfolge erzielt.

Weitsprung aus dem Stand, Sechs-Minuten-Lauf, Rumpftiefbeugen und eine Reihe weiterer Übungen stehen demnächst für alle 800 Grundschüler auf dem Stundenplan. Doch bei den Übungen zu Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit allein soll es nicht bleiben. Sie sind Teil des Sport- und Bewegungsmodells „Jump“ (englisch: springen).

„Schon bei der Einschulung fallen heute viele Kinder mit Haltungsschwächen, Übergewicht oder motorischen Defiziten auf“, sagte Bürgermeister Harald Birkenkamp (BU) gestern. Das soll das Modell nun ändern. Studenten der Bergischen Universität Wuppertal werden in den nächsten Wochen im Sportunterricht alle Zweitklässler auf ihre Grundfertigkeiten testen und für diejenigen, deren Eltern zugestimmt haben, an der Uni auswerten. „Dabei ist ganz wichtig, dass die Auswertung pseudonymisiert erfolgt“, sagte Meike Daniel, Diplom-Sportwissenschaftlerin und Koordinatorin des Projektes für die Stadt. Das heißt, dass die Uni die Daten nicht mit den Namen der Kinder auswertet, sondern nur anhand von Ziffern. „Die Zahlen können erst wir hier wieder den Namen zuordnen“, sagte Daniel. Den politischen Gremien würden dann auch nur Gesamtergebnisse vorgestellt werden, ohne individuelle Ergebnisse. Der Großteil der Eltern habe der Auswertung aber bereits zugestimmt.

55 000 Euro macht die Stadt dafür locker. Damit lässt sich nicht nur der erste Test, sondern auch ein zweiter Gegentest (englisch: Re-Check) in zwei Jahren mit den selben Kindern – dann in der vierten Klasse – finanzieren, sondern auch entsprechende Angebote zur Förderung. Vom Zeitplan her soll mit den Fördermaßnahmen noch in diesem Herbst begonnen werden. Wie genau die aussehen werden, soll nun mit den Sportvereinen entwickelt werden. Fest steht aber, dass es für jedes der Kinder, ob nun der Test eine hohe oder normale Begabung oder Defizite feststellt – das passende Angebot gefunden werden soll. „Das soll in kleinen Kursen geschehen, damit sich gezielt um das einzelne Kind gekümmert werden kann“, erklärt Daniel. Für die Kinder mit Defiziten sollen die Angebote kostenfrei sein. Für alle ist ein Schnuppertag geplant, bei dem sich die Vereine vorstellen und bei dem die Kinder die verschiedenen Sportarten direkt ausprobieren können.

Dauereinrichtung bei Erfolg

Der Gegentest 2010 soll dabei eine Art Erfolgskontrolle sein. Doch bei nur einer Runde Test und Gegen-Test soll es nicht bleiben. Im Herbst beginnen die Informationsveranstaltungen für die Eltern, deren Kinder im Sommer ins zweite Schuljahr kommen. Wenn das Projekt Erfolg hat und die Politik weiterhin Gelder dafür locker macht, soll das Modell „Jump“ für Ratingen zur Dauereinrichtung werden.

(RP)
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