Heiligenhaus Zeitreise nach Noten

Düsseldorf · Die "Folkwang Recorders" – erste Musikpreisträger der Stadt – begeisterten im Ratssaal ihr Publikum mit einer Reise durch die Musikepochen. Es war eine gekonnte Verbindung aus Musiktheorie und -praxis.

Unter dem Thema "Scriptorium – von Federkielen, Nadeln und Maschinen", präsentierten die "Folkwang Recorders" im Heiligenhauser Ratssaal ihr Programm, mit dem sie bereits im Juni in der Isenbügler Dorfkirche die achtköpfige Jury einstimmig von sich überzeugt hatten.

Die Stadt Heiligenhaus hatte einen in dieser Form bisher einmaligen Preis für Musikvermittlung, der Verbindung zwischen Musiktheorie und Praxis, ausgelegt. Die Studentinnen der Folkwang-Hiochschule Annika Loges, Kerstin Vielhaber, Tomke Veenhuis und Kaung-Ae Lee hatten das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro gewonnen und führten nun im Ratssaal ihr vollständiges Programm auf. Mit einer gekonnten Verbindung von einem Projektorvortrag und Vorspiel begeisterten sie das Publikum.

Den Einstieg machte Annika Loges mit dem Gesang eines mittelalterlichen Gesangstückes, begleitet wurde sie durch Cembalo und Altblockflöten. Gespickt mit abwechselnden Vorträgen über die verschiedenen Schreibweisen der Noten in den Epochen und durch das Vorspiel passender Stücke, führten die Preisträger ihr Publikum durch das Mittelalter, über die Renaissance und den Barock bis in die Neuzeit der Musikgeschichte.

Die Auswahl der Stücke bestand aus einem bunt gemischten Programm europäischer Komponisten mit verschiedenen Kompositionsprinzipien. Die Stücke zeigten auch die Weiterentwicklung der Musik bis zur Gegenwart. So findet sich der sogenannte "Ground", die Wiederholung einer Bassstimme mit meist improvisierter harmonischer Oberstimme, nicht nur im Barock, sondern auch im heutigen Rhythm and Blues wieder. Der passende Vortrag zeigte den Zuschauern unter anderem, wie im Mittelalter die Noten in so genanten Scriptorien durch Mönche aufgezeichnet wurden. Dabei wurde nicht das heute bekannte Notensystem, sondern viel mehr eine wörtliche Beschreibung der Melodien verwendet.

Außerdem gingen die Referentinnen auch auf die mathematische Seite der Musik ein. Pythagoras, der griechische Philosoph hatte die "musica spectaculativa" als komponierte Musik durch mathematische Berechnungen erfunden. Ein musikalisches Beispiel dafür konnte allerdings nicht vorgetragen werden, da die "musica speculativa" aufgrund der Taktverschiebungen in den einzelnen Stimmen für Menschen unspielbar ist und nur durch einen Computer praktisch umgesetzt werden könnte. Den Abschluss des einstündigen Programms bildete ein bekanntes Barock Stück mit einer immer wiederkehrenden "Ground Melodie", die das Publikum begeistert mitsummte und so das Ensemble unterstützte.

(RP)
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