Ratingen Worüber heimische Autoren schreiben

Ratingen · Der Literaturkreis Erkrath-Ratingen (Era) hat wieder eine Textsammlung herausgegeben: "Expeditionen zum Wortpol".

 Regelmäßig laden Era-Autoren wie Renate Buddensiek zu Lesungen in den Arkadenhof in der Innenstadt ein. Am Sonntag werden ihre Texte in der Kulturkneipe im Jugendzentrum Lux vorgestellt - diesmal szenisch.

Regelmäßig laden Era-Autoren wie Renate Buddensiek zu Lesungen in den Arkadenhof in der Innenstadt ein. Am Sonntag werden ihre Texte in der Kulturkneipe im Jugendzentrum Lux vorgestellt - diesmal szenisch.

Foto: achim blazy

Barbara Ming hat Blüten gesammelt - literarische Blüten, die die Mitglieder der in Ratingen ansässigen Autorengruppe Erkrath-Ratingen, kurz "Era", haben erblühen lassen. Sie hat das zwei Jahre gemacht, gesichtet, verworfen, hat organisiert und das auch ohne seitliche "Störfeuer", ist sie doch irgendwie Chefin der Literaten. Die wiederum waren frei in ihrer Entscheidung, Texte für die neue Sammlung einzureichen. Und nun gibt es das so entstandene Buch mit dem vielfach deutbaren Titel "Expedition zum Wortpol".

Anthologien sind, vom Griechischen übers Lateinische übersetzt, eigentlich Blumensammlungen, was auch für die sieben Vorgänger des neuen Buchs gilt: Immer waren leuchtende und bescheidener daherkommende, auffällige und stolze Textschöpfungen dabei, stets unter einem Buchtitel, der in sich den Begriff Wort barg. Mal hieß es "worträume" oder "salto wortale", oder "Wortsetzung folgt" oder "wortissimo".

Und wer schreibt bei Era? "Leute, die erst einmal für Qualität beim Schreiben stehen. Und die sich bei einem mehrheitlichen Aufnahmevotum haben durchsetzen können, die etwas zu sagen haben und sich dann auch in der Gemeinschaft mit anderen Autoren austauschen wollen", erklärt Era-Vorsitzende Barbara Ming, sie betont aber auch: "Doch Heimatschreiber oder Heimatchronisten sind bei uns nicht zu Hause". So konnten 28 von 33 Mitglieds-Autoren bis zu sechs Seiten Platz angeboten werden. Es sind Schreiberinnen und Schreiber am Werk, die Geschichten mit munterer wörtlicher Rede präsentieren, wie Maria Jenkner. Siegfried Jahnke erfreut die Lesergemeinde in der Tradition des 14. Earl of Derby mit fünfzeiligen Gedichten - Limericks. Die haben auch andernorts selten ihr Ziel verfehlt. Axel Hippe, der auch noch darstellender Künstler ist und Holz gestaltet, meißelt Gedichte ebenfalls in ganz besondere Form: Er lässt Lücken, rückt Zeilen ein und hat sich gänzlich von der Interpunktion verabschiedet. Barbara Ming wiederum, eine durchaus ernste Satirikerin, stört gemütliche Leser mit Sprüchen wie "Keine Idee zu haben und dennoch Intelligentes zu schreiben, ist nicht jedem Schriftsteller gegeben". Sie ist den Schaumschlägern also auf der Spur.

Joachim P. Harms, ein Mann mit Wohnsitz in Wuppertal und New York, Studien in Pharmazie und Mathematik, schert sich nicht um Großschreibung und auch nicht um Zeichensetzung, gebiert aber scharf konturierte Beobachtungen, wie "wer erzählt die geschichte von der birke, die im becken liegt zwischen zwei piers am fluss. die krone ragt noch aus dem wasser. wellen lecken über den stamm". Ulrich Scharfenorth, unermüdlich an Mings Seite für ERA tätig, beklagt die Mentalität der Far-away-Kofferschieber: "Der schnöden Satire bedarf es dafür nicht." Resigniert? Ein hinreißender Text über Vancouver Island, wohin seine 91 Jahre alte Verfasserin Uta Asher noch jährlich reist, eröffnet das Buch. Und ein Text vom letztlich verstorbenen Erwin Wuillemet beendet es.

Zur Komplettierung dienen die säuberlich aufgeführten Lebens- und Schaffensdaten der Autoren.

(gaha)
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