Ratingen Wohnungen für Flüchtlinge gesucht

Ratingen · Mittlerweile sind zehn Personen in der Turnhalle an der Poststraße untergebracht, weitere 15 sollen folgen.

 Auch die Turnhalle an der Poststraße, in der es unter anderem Bewegungsangebote für Familien gibt, wird als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Auch die Turnhalle an der Poststraße, in der es unter anderem Bewegungsangebote für Familien gibt, wird als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Foto: Blazy

"Wir haben alles im Griff" - Zeliha Yetik, Integrationsbeauftragte der Stadt Ratingen, klingt ein wenig angestrengt, aber dennoch zuversichtlich. Die vielen, seit Jahresbeginn der Stadt zugewiesenen Flüchtlinge stellen für das Sozial- und Integrationsamt eine große Herausforderung dar: Die Neuankömmlinge brauchen nicht nur Knall auf Fall ein Dach über dem Kopf, sondern müssen auch begleitet und betreut werden.

Nach wie vor sucht die Stadtverwaltung händeringend freie Wohnungen zur Unterbringung. "Die Rückmeldung auf unseren Aufruf war leider geringer als wir erwartet haben", sagt Klaus Pakusch, Leiter des Sozialamtes. Bisher hätten sich lediglich fünf Vermieter an die Stadt gewendet, übriggeblieben seien nur zwei konkrete Angebote. Erfreulich sei allerdings, dass niemand die Zwangslage der Stadt ausnutzen wollte und unverhältnismäßig hohe Mieten verlangt habe.

Auch Zeliha Yetik ist in ständigem Kontakt mit Vermietern, leistet Überzeugungsarbeit, räumt Vorurteile aus. "Manche haben ganz konkrete, enge Vorstellungen, welche Mieter sie haben möchten." Momentane Hauptaufgabe in ihrer Abteilung ist allerdings die Organisation der Betreuung und Begleitung der Flüchtlinge. Hier werden beim Personaleinsatz jetzt die Prioritäten gesetzt, weniger Dringliches muss zurückstehen.

Für die Betreuung in den städtischen Unterkünften ist die Caritas zuständig, mit der die Stadt kooperiert. "Wir sind da in engem Kontakt mit dem Lenkungsteam." Um die Asylbewerber in privaten Unterkünften muss sich dagegen die Stadt allein kümmern. Zum Glück finden sich immer wieder Ehrenamtliche, die kurzfristig bereit stehen und beim Renovieren helfen. Besonders engagiere sich dabei die Ratinger Ortsgruppe der "Volkssolidarität", lobt Yetik. "Wir brauchen aber noch mehr Leute." Das Material bezahle die Stadt. Doch auch untereinander zeigten sich die Flüchtlinge solidarisch: So habe kürzlich eine ehemalige Flüchtlingsfamilie aus Aserbaidschan die Wohnung für Neuankömmlinge aus deren Heimatland renoviert.

Die dezentrale Unterbringung in Wohnungen bedeutet zwar erhöhten Aufwand, ist aber grundsätzlich von der Stadt gewünscht. Yetik: "Es gibt generell weniger Konflikte, außerdem kann so etwas wie ein Brennpunkt erst gar nicht entstehen." In den großen Unterkünften, etwa Am Sondert oder Am Gratenpoet, haben Stadt und Caritas Büros mit festen Beratungszeiten und Ansprechpartnern eingerichtet. Außerdem legt das Sozialamt großen Wert auf Sozial- und Gruppenräume, "damit die Leute nicht immer nur auf ihrem Zimmer sitzen, sondern auch Nachbarn kennenlernen", so Yetik.

Auch bei der weiteren Betreuung der oft traumatisierten Flüchtlinge sind Ehrenamtler unverzichtbar - etwa bei der Sprachförderung oder Begleitung zu Ämtern und Behörden. Dabei können Zeliha Yetik und ihre Kollegen zum einen auf ein Angebot der Caritas zurückgreifen: die Integrationslotsen. Das sind zwei- oder mehrsprachige Leute, die selbst einen Migrationshintergrund haben, und Flüchtlinge mit Sprachproblemen über Angebote im Sozialbereich informieren, zu Arztbesuchen oder Gesprächen begleiten. Zudem gibt es eine Übersicht über Mitarbeiter mit Fremdsprachenkenntnissen, die bei Bedarf als Dolmetscher oder Übersetzer einspringen. Zum anderen sind Ehrenamtler bei der Sprachförderung unverzichtbar. Yetik: "Gerade erst konnten wir in einem Alphabetisierungskurs mehrere Flüchtlingskinder schulfähig machen. Aber im Erwachsenenbereich brauchen wir mehr niederschwelligen Sprachunterricht." Dafür sucht die Stadt Helfer. Interessenten können sich bei der Freiwilligenbörse des Sozialdienstes katholischer Frauen melden, mit der die Integrationsbeauftragte eng zusammenarbeitet (Kontakt: Telefon 02102/7116-854).

(RP)
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