Ratingen Wo mit Ratinger Gerste Alt gebraut wird

Ratingen · Landwirt Paas liefert pro Jahr rund 200 Tonnen Sommergerste an eine Düsseldorfer Brauerei.

Ein Lächeln kann sich Landwirtveteran Hanno Paas nicht verkneifen, wenn er erzählt: "Unsere heimische Gerste ist doch der Grund dafür, dass das Alt so gut schmeckt", sagt der Ratinger. Seit sieben Jahren beliefert seine Familie, der neben zahlreichen Ländereien in der Region auch Flächen in Ostdeutschland gehören, die Schlüssel-Brauerei mit der Gerste - einer der wichtigsten Grundlage eines guten Bieres.

"Pro Jahr sind das etwa 150 bis 200 Tonnen Gerste", weiß Johannes Paas, der im Sommer offiziell das Kommando über den Familienbetrieb von seinem Vater Hanno übernommen hat. Weit über 5000 Hekotoliter Bier entstehen daraus am Ende der Produktionskette: Das sind über zwei Millionen Gläser. Neben der Gerste werden auf den von Paas bearbeiteten Flächen aber unter anderem auch Roggen und Weizen angebaut.

Verwendet wird für die Bierproduktion die so genannte Sommergerste. Auf über 20 Hektar sät die Familie Paas eine ganz spezielle Sorte, die sich Avalon nennt. "Sie ist speziell für Malz gezüchtet worden und hat größere Körner als normale Gerste", weiß Paas senior. Und die sind wichtig für die Qualität des Bieres. Dass die Zusammenarbeit mit Brauereichef Karl-Heinz Gatzweiler zustande gekommen ist, ist einem Zufall zu verdanken, wie sich der Seniorchef des landwirtschaftlichen Betriebes erinnert: "Wir kennen uns schon lange und haben vor einigen Jahren zusammen im Schlüssel-Zelt auf der Kirmes gestanden. Damals hat Karl-Heinz mich dann gefragt, wieso wir eigentlich keine Gerste anbauen und ihn beliefern." Und wer Paas kennt, weiß genau, dass er eine solche Vorlage nutzt: Die Grundlagen für die Zusammenarbeit, die bis heute andauert, waren gelegt. Seit dem ersten Jahr beliefert die Familie Paas die Brauerei mit rund 25 Prozent des Gerstebedarfs. Zuvor bezog die Brauerei den Grundstoff zur Bierherstellung hauptsächlich aus Bayern und Baden-Württemberg, weil dort traditionell die meiste Braugerste angebaut wird und dort auch die Mälzereien sitzen, die die Gerste zu Malz verarbeiten. Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Verknappungen bei der Braugerste gekommen ist, schaute sich Gatzweiler nach Alternativen um. Und die fand er in Ratingen mit Hanno Paas. Die Qualität und der kurze Weg gaben letztlich den Ausschlag für die Zusammenarbeit von Paas und der Brauerei. So stärke die Brauerei nicht nur die Region rund um Düsseldorf, sondern die kurzen Wege kämen auch der Umwelt zugute, betonte Gatzweiler damals in einem Gespräch mit unserer Redaktion.

Gesät wird die Sommergerste in der Regel im März, im Sommer - daher der Name - wird geerntet. Die unzähligen Tonnen werden dann an eine Mälzerei geliefert, die das für die Bierproduktion notwendige Malz herstellt. "Und so entsteht ein echtes Feinschmeckerbier", freut sich Landwirt Paas. Das Mälzen ist ein natürlicher Prozess, der sich in mehrere Arbeitsschritte und Phasen unterteilt und einige Wochen dauert. Wenn daraus dann das fertige Bier entstanden ist, heißt es an vielen Orten: Prost. Und mit jedem Schluck wandert dann ein Stück Erfolgsgeschichte aus der Heimat in durstige Kehlen.

In einer vorherigen Version des Artikels war fälschlicherweise von "Roggenweizen" die Rede. Wir haben das korrigiert.

(RP)
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