Serie Geboren In Niederberg (3) Wo die Kleinsten gut versorgt sind

Ratingen · Die Frühchenstation des Helios Klinikums Niederberg bezieht Eltern und Geschwister in die Betreuung ein.

 Oberarzt Alexander Nordhues kümmert sich auf Station 35 um die beiden Frühchen Liin und Lugein.

Oberarzt Alexander Nordhues kümmert sich auf Station 35 um die beiden Frühchen Liin und Lugein.

Foto: Achim Blazy

NIEDERBERG Sie sind klein, mit zarten Fingerchen, winzigen Zehen und dünnen Armen und Beinchen. Sie sind auf Hilfe angewiesen: von ihren Eltern, von Ärzten und Kinderkrankenschwestern. Ihre ersten Tage und manchmal auch Wochen im neuen Leben verbringen sie im Krankenhaus, auf einer extra für sie geschaffenen Stationen mit Spezialisten, die ihnen den Weg ins Leben erleichtern wollen.

Und doch sind sie schon so stark, haben oft bereits widrigen Bedingungen widerstanden und unglaublichen Lebenswillen bewiesen: Kinder, die zu früh oder mit Erkrankungen auf die Welt kommen, werden im Helios Klinikum Niederberg auf Station 35, in unmittelbarer Angrenzung zum Kreißsaal, untergebracht und versorgt.

Dr. Alexander Nordhues ist hier seit rund zwölf Jahren der leitende Neonatologe und kümmert sich gemeinsam mit dem 33-köpfigen Team aus Ärzten, Kinderkranken- und Kinderintensivschwestern um die Kleinsten der Kleinen. Als zertifiziertes Perinatalzentrum Level II kann das Velberter Klinikum Frühchen, die ab der 29. Schwangerschaftswoche geboren werden oder mindestens 1250 Gramm wiegen, regulär behandeln. Und alle, die als Notfälle nicht mehr verlegungsfähig sind. "Die fachliche Kompetenz, auch kleinere Kinder adäquat zu behandeln und zu betreuen, ist jedenfalls gegeben", sagt Nordhues. Dass der Kinderarzt für seine Beruf lebt, merkt man spätestens, wenn man ihn mit seinen Patienten erlebt. Liebevoll und behutsam geht er mit ihnen um, spricht mit ihnen und erklärt - ob sie es nun verstehen oder nicht - was er mit ihnen machen wird. Und wenn er mit Zwillingspärchen zu tun hat, wie aktuell mit den beiden Mädchen Liin und Lugein, die rund vier Wochen zu früh kamen, dann geht ihm ganz besonders das Herz auf. Dann fühlt Alexander Nordhues sich fast wieder zehn Jahre zurück versetzt, als sein eigener doppelter Nachwuchs das Licht der Welt erblickte. Bis Anfang Juni lagen sogar drei Zwillingspärchen hier, das maximale waren fünf Pärchen, die gleichzeitig auf der Station versorgt wurden. Die Neonatologie hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht, nicht nur in rein medizinischer Sicht, sondern auch aus der entwicklungspsychologischen Perspektive. Und das Helios Klinikum Niederberg ist die modernen Wege immer schon mitgegangen. So werden die Eltern von der ersten Sekunde an und zu jeder Zeit voll in die Versorgung der Kleinen eingebunden. "Wir haben keine Besuchszeiten, die Eltern können immer kommen und sich um ihren Nachwuchs kümmern. Lediglich vorherige Absprachen wünschen wir uns." Auch bei allen Untersuchungen können die Eltern anwesend sein, werden immer über den Gesundheitszustand ihrer Kinder auf dem Laufenden gehalten. "Das geht bis hin zur Känguruh-Methode, bei der die Neugeborenen auf die nackte Brust von Mutter oder Vater gelegt werden, um eine gute Bindung aufzubauen." Und selbst bei beatmeten Frühchen ist das heutzutage möglich. Noch vor 25 Jahren war so etwas nicht denkbar, da waren maximal zarte Blicke und Winken durchs Plexiglas erlaubt. Auch Geschwister sind auf der Frühchenstation des Klinikums Niederberg gerne gesehen, nur bei der weiteren Verwandtschaft müssen Einschränkungen gemacht werden. "Großeltern erlauben wir einen Besuch mit entsprechender Voranmeldung, aber darüber hinaus würde das den Betrieb hier zu sehr stören und wäre auch aus hygienischer Sicht ein zu großes Risiko."

Über 14 Betten verfügt die Station 35 in Velbert, darunter vier vollausgestattete Intensiv-Beatmungsplätze. Das kleinste von Alexander Nordhues versorgte Baby war gerade mal 740 Gramm schwer und als Notfallgeburt ans Haus gekommen. Entlassen werden die Kleinen, wenn sie mindestens 2400 Gramm schwer sind und rechnerisch die 37. Schwangerschaftswoche erreicht hätten.

(stemu)
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