Wirtschaft interkommunal im Kreis Mettmann Mettmanner Stadtmarketing blickt gern nach Ratingen

Kreis Mettmann · Leerstand in bester Lage ist nicht nur ein Resultat der Pandemie. Um Mettmanns Fußgängerzone zu reaktivieren, soll jetzt eine Kampagne zum lokalen Einkauf starten. Ein Blick in die Nachbarstädte zeigt, was dort funktioniert.

 Nina Bauer, hier mit Bürgermeister Pesch und Dirk Wittmer, setzt auf die „Ratingen-App“.

Nina Bauer, hier mit Bürgermeister Pesch und Dirk Wittmer, setzt auf die „Ratingen-App“.

Foto: Achim Blazy (abz)

Seit der Corona-Pandemie mit diversen Lockdowns ist Mettmanns Innenstadt eher leblos. Das Ergebnis ist ernüchternd, zur Reaktivierung von Einzelhandel und Gastronomie will die Stadt jetzt zusammen mit der Werbegemeinschaft „ME Impulse“, mit „Shop Kultur ME“ sowie der Galerie Königshof eine „buy local (lokal einkaufen)-Kampagne“ starten. Mit der Kampagne soll auf Angebote aus Hofläden, Betrieben mit dem Gütesiegel „Typisch Neanderland“, Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen und auf Kulturschaffende hingewiesen werden. Dafür wird ein Logo entwickelt. Ob das allein als Frequenz-Bringer bei Einkaufenden und Impulsgeber in Sachen Zuversicht für Geschäftsleute ausreicht, muss sich zeigen.

„Mettmann hat ein Riesenpotential“, bekundet Dirk Wittmer aus der Nachbarstadt Ratingen. Seit 2007 gibt es dort den Verein „Aktiv für Ratingen“, dessen Vorstandsvorsitzender er seit 2014 ist.

 Karsten Niermann ist Wirtschaftsförderer in Wülfrath.

Karsten Niermann ist Wirtschaftsförderer in Wülfrath.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Erfolgreich setzen er und Mitstreiter Impulse für ihre Stadt, „dafür braucht es viele Mitspieler, die gemeinsam etwas Positives erreichen wollen“, das Leerstandmanagement ist ein wichtiger Aspekt. Das veränderte Verhalten bei Einkauf und dem Besuch von Lokalen sei zu bedenken, zum „passenden Branchenmix gehören Veranstaltungsangebote“.

Wichtiges Instrument, die verschiedenen Angebote zu kommunizieren, ist die Ratingen App. Digitalisierung ist wichtig, weiß nicht nur Wittmer, sondern auch Nina Bauer, Geschäftsführerin der Ratingen Marketing GmbH.

Ob Produktsuche oder Info darüber, wann Müll abgeholt wird, Öffnungszeiten einer Kneipe oder wo Einkauf per „Click & Collect“ funktioniert – die App informiert. 250.000 Euro Fördergeld gab es jetzt vom Land NRW, das Tool auszubauen, „ein Riesensprung vorwärts“, wie Nina Bauer sagt. Genutzt wird die App als Info-Quelle ebenso wie das kontakt- und bargeldlose Angebot zum Parken. Hinterlegt ist auch ein Bonuspunkte-System.

Der App soll der Spagat gelingen, sowohl Ratinger als auch Besucher vom Angebot in der Stadt zu begeistern. Einzelhändlern wird in der Pandemie kommuniziert, welche Verordnungen und Regeln gelten. Ging es um die Bestellung von Masken und Desinfektionsmitteln, geschah das via App gebündelt, um Kosten für den Einzelnen zu senken. Und natürlich werden Events hier angekündigt. Dass das Ratingen Festival dann nicht am Markt, sondern an fünf Stellen stattfinden soll, ist auf besagter App hinterlegt.

„Wirtschaft und Politik arbeiten Hand in Hand“, sagen Nina Bauer und Dirk Wittmer übereinstimmend über Synergien. Dass es außerdem den Posten einer Citymanagerin gibt, „macht vieles möglich“.

Eine ähnliche Klammer hat Wirtschaftsförderer Karsten Niemann in Wülfrath ins Leben gerufen, die Perspektivenwerkstatt, „ein sehr wichtiges Instrument“. Dass es mit Lego-Shop, Grill-Fachgeschäft und Baguetterie drei Neuansiedlungen entlang der Wilhelmstraße gibt, ist dem „Verfügungsfonds Anmietung“ aus dem NRW-Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte geschuldet. „Es hat sich ausgezahlt, dass wir uns ganz früh um diese Fördermittel gekümmert haben“, so Niemann.

„Eng und gut“ sei der Kontakt zu Hauseigentümern schon immer gewesen. Parallel zur Beantragung der Fördermittel wurden „konstruktive Gespräche“ zur Neu-Nutzung mit Hauseigentümern geführt, „das ging alles Hand in Hand“. Entsprechende Mietverträge konnten ausgearbeitet werden („wir geben die maximale Fördersumme weiter“) – Wülfraths Wirtschaftsförderung war so erfolgreich, dass andere Kommunen sich hier beraten ließen. Dass mit dem Verein „Wir“ Kulturtreibende, Sportler und Freifunker unter einem Dach an der Wilhelmstraße aktiv sind, wird sich als Frequenzbringer für die City erweisen, ist Wirtschaftsförderer Niemann optimistisch. „Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen“, die Perspektivenwerkstatt dient der Profilierung und regelmäßigen Ausrichtung, was in der Stadt gewollt und gewünscht ist.

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