Falsche Impfpässe im Kreis Mettmann Strengere Regeln – mehr Fälschungen

Kreis Mettmann · Seit Samstag gilt im Einzelhandel (außer in Geschäften für den täglichen Bedarfs) die 2G-Regel. Der Impfnachweis oder ein Genesenenzertifikat sind also ständiger Begleiter beim Einkaufsbummel. Einige Einzelhändler sind jedoch unsicher.

 Das Landeskriminalamt NRW ermittelt inzwischen in rund 1300 Fällen im Zusammehang mit gefälschten Impfnachweisen.

Das Landeskriminalamt NRW ermittelt inzwischen in rund 1300 Fällen im Zusammehang mit gefälschten Impfnachweisen.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Mal eben in der Stadt etwas erledigen – das ist seit ein paar Tagen passé. An der Ladentür ist erst einmal Schluss. Geschäftsinhaber sind verpflichtet zu kontrollieren, ob ihre Kunden gegen Covid-19 geimpft sind oder eine Infektion überstanden haben. Das läuft nicht immer unfallfrei. 

Nur zögerlich nimmt eine Geschäftsinhaberin den gelben Impfpass entgegen, der ihr bereitwillig gereicht wird: „Haben Sie keinen QR-Code? Ich habe so viel über Fälschungen der Impfpässe gehört, ich kann nicht unterscheiden, ob diese echt sind oder nicht.“ Nach einigem Hin und Her darf die Kundin schließlich das Geschäft betreten.

Offenbar kein unberechtigter Einwand. Erst am Dienstag veröffentlichte das Landeskriminalamt einige Zahlen: Seit April erfassten Polizeidienststellen in Nordrhein-Westfalen rund 1300 Fälschungsdelikte im Zusammenhang mit Impfnachweisen. Mit dem Inkrafttreten einer Änderung im Strafgesetzbuch am 24. November werden Dokumente wie Impf- und Testnachweise sowie die Genesenendokumentation unter strafrechtlichen Schutz gestellt. Am häufigsten fallen Betrüger auf, wenn sie sich mit einem gefälschten Impfpass in Apotheken ein digitales Impfzertifikat (QR-Code) abholen wollen.

„Im Kreis Mettmann liegen inzwischen 29 Anzeigen zu gefälschten Impfpässen vor, die Ermittlungsverfahren dazu dauern an“, so die Kreispolizei Mettmann. „Insbesondere seit Änderung des neuen Infektionsschutzgesetzes und den damit verbundenen Einschränkungen für Ungeimpfte nimmt die Anzahl der Verdachtsfälle zu.“ Im Gegenzug werden aber auch die Kontrollstellen wachsamer: „Überall, wo Impfpässe auf Echtheit geprüft werden, sind die Mitarbeiter sehr aufmerksam geworden und bringen Verdachtsfälle immer häufiger zur Anzeige“, erklärt Julia Lappert, Sprecherin der Kreispolizei.

Aber woran können Ladeninhaber und Apotheker einen gefälschten Impfpass erkennen? Die Polizei hat einige Tipps zusammengestellt:

Impfabstände: Normalerweise beträgt der Impfabstand bei den mRNA-Imfpstoffen (Moderna und BioNTech Pfizer) drei bis sechs Wochen, bei einem Vektor-Impfstoff (AstraZeneca) kann der Impfabstand bis zu zwölf Wochen betragen.

Impfdatum: Wann wurde die erste Impfung durch wen datiert? Hausärzte impfen erst seit Anfang April. Bei gefälschten Pässen sind nicht selten zwei verschiedene Ärzte eingetragen.

Etiketten: Die Etiketten tragen mittlerweile ein Wasserzeichen und der Impfstoff von Moderna einen 2D-Code.

Optik: Die Impfpässe sind geheftet („getackert“). Durch Öffnung der Klammern kann eine Originalseite eines anderen Impfpasses eingelegt werden. Verbogene Heftnadeln oder ausgefranste Löcher können ein Indiz dafür sein, dass der Pass einmal auseinandergebaut wurde.

Schrift: Ge- oder verfälschte Pässe werden meist mit unzureichenden Inhalten verkauft. Eine Arztunterschrift ist vorhanden, ein Datum nicht. Dieses muss vom Käufer nachgetragen werden. „Deshalb überprüfen Sie die Farbe und Dicke des Stiftes. Bei Abweichungen könnte die Möglichkeit der Manipulation bestehen“, rät die Polizei.

Fälschungssicher ist auch der digitale Impfnachweis nicht. Auch hier haben Betrüger längst Möglichkeiten entwickelt, an die erforderlichen digitale Schlüssel zu gelangen, indem sie Computersysteme in Impfzentren, Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken hacken.

Und noch ein Problem lässt sich wohl kaum aus der Welt schaffen: War aggressives Verhalten bei Corona-Kontrollen bislang eher eine Ausnahme, klagen jetzt mehr Geschäftsinhaber über Auseinandersetzungen an der Ladentür. Auch die Gewerkschaft der Polizei erwartet nach den jüngsten Verschärfungen der Corona-Regeln deutlich mehr Konfliktsituationen bei Kontrollen. Das Gros der Bürger zeige jedoch Verständnis.

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