Ratingen Wie Ehrenamtliche die Stadt zusammenhalten

Ratingen · Theoretisch tut jeder vierte Ratinger Gutes, mehr oder weniger im Stillen. Im Zeichen des Kennenlernens steht die Meile des Ehrenamtes, die am Samstag, 20. September, in Mitte stattfindet.

Ringsum wird so viel Gutes getan, dass man sich nachgerade wundert, wenn man selber mal Hilfe braucht und keine Fee herbei schwebt. Denn der ehemalige Sozialamtsleiter Eberhard Rassloff, inzwischen (ehrenamtlich) Sprecher des Kompetenzteams Ehrenamt, ist sicher, dass es in Ratingen 23 000 Ehrenamtler gibt. "Das ist die Zahl von Menschen, von bundesweiten Erhebungen auf Ratingen zurückgerechnet, die hier unentgeltlich Menschen helfen und sie unterstützen".

Diese Wohltäter sind nicht allein die Mitglieder der Hospizbewegung, der Kirche, vieler Organisationen, sondern auch Freiwillige in Sportvereinen, bei der Feuerwehr, den technischen Hilfsdiensten, es sind die helfenden Frauen im Krankenhaus, der Imam in der Moschee, die Väter und Mütter, die in Schulen Dienste und Ämter übernehmen. Also: Theoretisch tut jeder vierte Ratinger Gutes, mehr oder weniger im Stillen. Und von Rassloff stammt auch die Definition "Wenn ich beruflich Gutes tue, ist das Pflicht. Alles darüber hinaus ist Kür."

Nicht plötzlich laut, aber immerhin sichtbar, werden die Helfenden in der kommenden Woche öffentlich: Im Zeichen des Kennenlernens steht in diesem Jahr die Meile des Ehrenamtes, die am Samstag, 20. September, von 10 bis 13.30 Uhr auf dem Kirchplatz von St. Peter und Paul und einem Teil der Oberstraße stattfindet. Vereine, Verbände und Organisationen stellen ihre Aktivitäten vor und versuchen, neue Kräfte für ihr Engagement zu werben.

Und am Freitag, 19. September, wird von 15 bis 17 Uhr auf dem Marktplatz ein Fest zum Weltkindertag stattfinden, das fast ausschließlich von ehrenamtlichen Kräften gestaltet wird.

Bei aller Hochachtung vor den Helfenden und ihren freiwillig übernommenen Ämtern meint Reinhard Simon, der ehemals im Sozialbereich tätig war: "Erst wenn die 'Löcher' gestopft sind, die durch die immer knapper werdende staatliche Daseinssorge entstehen; wenn Mitarbeiter im Bildungs- und Sozialsektor in ausreichender Zahl und mit festen Arbeitsverträgen beschäftigt sind, sollte man über den zusätzlichen Einsatz von 'Ehrenamtlichen' nachdenken".

Wo sich viele Menschen einbringen und auch ihre Fachkenntnisse zur Verfügung stellen wollen, da müssen Angebot und Nachfrage koordiniert werden. Und auch da passiert inzwischen einiges, da wird sehr gut koordiniert zusammengefügt, was erst einmal ungeordnet scheint.

Die Freiwilligenbörse Ratingen zum Beispiel ist mit 15 Freiwilligen unter der Leitung von Dorit Schäfer als gemeinschaftliches Projekt von acht Organisationen unterwegs, hat rund 500 Hilfswillige in der Kartei und unterhält eine sehr gute Website (Internet: www.freiwilligenboerse-ratingen.de). Persönlich kann man dort dienstags von zehn bis zwölf Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr sowie nach telefonischer Terminvereinbarung (02102-7116-854) vorsprechen.

Ursula Theißen, die sich um die ehrenamtlichen Helfer kümmert, die vor allem innerhalb der Kirche wirken und "Gemeinde leben" wollen, spricht von rund 500 (davon 150 registrierten) Männern und Frauen, die sich in irgendeiner Form einbringen wollen. Dass Helfer ausgenutzt werden könnten, sieht sie nicht: "Man muss ja nicht ehrenamtlich arbeiten - man kann es". Alle Verantwortlichen, die Hilfsbereitschaft und Menschenliebe in sinnvolle Bahnen lenken wollen, wissen, dass der Helfer auch seine Zufriedenheit dabei finden kann und nicht nur die tief in sich verborgene Mutter Teresa ausleben oder an seinem Karma arbeiten will. Es gibt überdies Hilfsdienste, die bezahlt werden müssen; dann nämlich, wenn jemand Unterstützung braucht und nicht finanziell bedürftig ist. Auch in solchen Fällen können die Informationsnetze genutzt werden, die inzwischen die Ratinger Helfertruppen aufs Innigste verbinden. Und da tun sie sich alle nichts: Die christlichen Nächstenliebe-Verwalter sind genauso einsatzfreudig wie die städtischen. Es gibt Hilfe, es kommt Hilfe - aber fragen sollte man schon. Der Spruch ist bekannt und hier angebracht: "Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden."

(gaha)
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