Weihnachtsmusik Wie das Lied „Stille Nacht“ nach Lintorf kam

Lintorf · Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht ….“, die Zeilen des überall auf der Welt gesungenen Weihnachtsliedes sind sicherlich jedem bekannt. Vielleicht nicht bis zum letzten Wort der letzten Zeile, aber zumindest mitsummen kann fast jeder.

 Hausmusik gehört zum Fest. Weihnachten 1958 mit Kaplan Werner Koch (l.).

Hausmusik gehört zum Fest. Weihnachten 1958 mit Kaplan Werner Koch (l.).

Foto: RP/VLH

Geschrieben wurde der Text bekanntlich von Pfarrer Josef Mohr. Als kurz vor Weihnachten des Jahres 1818 die Orgel in der kleinen Kirche Sankt Nicola in dem Dörflein Oberndorf bei Salzburg nicht mehr spielte, schrieb er kurzerhand die Zeilen des mittlerweile weltbekannten Weihnachtsliedes.

Der Organist Franz Xaver Gruber schrieb die Melodie dazu, ausgerichtet für zwei Singstimmen und Gitarrenbegleitung, damit Weihnachten auch ohne Orgel mit Musikbegleitung gesungen werden konnte. Er hatte sein Werk allerdings nur als Gelegenheitskomposition gesehen und ihm nicht allzu viel Bedeutung beigemessen. Das Lied wurde am 24.12.1818 am Ende der Christmette von Mohr und Gruber zum ersten Mal gesungen.

Und hätte der Zillertaler Orgelbauer Karl Mauracher nach dieser denkwürdigen Uraufführung nicht die Kirchenorgel repariert, wäre das Lied sicherlich in Vergessenheit geraten. Er hatte es bei seinem Aufenthalt in Oberndorf gehört, und es gefiel ihm so gut, dass er Text und Melodie aufschrieb und in sein Heimatdorf im Zillertal mitnahm. Er hatte damals allerdings den Namen des Organisten nicht notiert, so erschienen in den späteren Jahren die Notendrücke zunächst mit dem Vermerk “Komponist unbekannt“. Wie dem auch sei, das Weihnachtslied wäre ohne ihn ewig verschollen und unbekannt geblieben. Denn Dank Zillertaler Sänger wurde „Stille Nacht, heilige Nacht“ in ganz Deutschland sowie der ganzen Welt verbreitet. Ursprünglich hatte das Lied übrigens sechs Strophen. Heutzutage werden aber in der allgemein bekannten Fassung nur die erste, zweite und letzte Strophe gesungen. Es wurde 2011 als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt.

In Lintorf wurde das Lied durch einen zugereisten Österreicher aus dem Zillertal bekannt. Im Jahr 1848, kurz nach der Märzrevolution, zog es nämlich einen Verwandten des Orgelbauers, der zufälligerweise ebenfalls Karl Mauracher hieß, in das kleine Walddorf Lintorf. Was ihn dazu trieb, in das gerade mal 1000 Einwohner zählende Dorf umzusiedeln, ist nicht überliefert.

Er fand jedenfalls Arbeit auf dem zwischen Lintorf und Breitscheid gelegenen Gutshof Hülgrath. „[…] Aus seiner fernen Heimat hatte Karl Mauracher, wie wir wissen, zwei Kostbarkeiten mit nach Lintorf gebracht: seine Gitarre und das Lied ,Stille Nacht, heilige Nacht‘, das seit dieser Zeit auch in Lintorf gesungen wurde, in den Familien, in den beiden Dorfschulen am Heintges und am Dickelsbach und der alten romanischen Pfarrkirche St. Anna. So haben die Lintorfer Melodie und Text des Liedes, das heute in der ganzen Welt gesungen wird, recht früh kennengelernt und zwar, wie wir sehen werden, gleich aus höchst ,authentischer Quelle‘ […]“ , schrieb Theo Volmert 1978 in der Quecke Nr. 48.

Der am 30. Oktober 1829 in Sturm/Tirol geborene Sänger Karl Mauracher, der die von seinem Namensvetter überlieferte Weise nach Lintorf brachte, starb am 7. Oktober 1904. Er wurde auf dem alten Lintorfer Friedhof an der Duisburger Straße begraben.

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