Gesundheit Wie Blutegel vielfach heilen helfen

Kreis Mettmann · Ein Einsatzgebiet ist die Schmerztherapie bei Kniearthrose. Wirksamer Stoff ist das gut erforschte Speichelsekret.

 Medizinische Blutegel bieten nicht viel fürs Auge, aber ihr Nutzen steht inzwischen außer Frage.

Medizinische Blutegel bieten nicht viel fürs Auge, aber ihr Nutzen steht inzwischen außer Frage.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

(RP) Mit der Blutegel-Therapie erfreut sich eine traditionelle Behandlungsmethode zurzeit großer Beliebtheit. Besonders Menschen, die unter Arthrose leiden, greifen häufig auf Schmerzmittel zurück. Die Blutegeltherapie hingegen ist ganz natürlich.

Die Blutegel sind eine vielversprechende Therapie-Option und kommen daher immer öfter neben der Physiotherapie, oralen Schmerztherapie, Gesprächs- und Entspannungstherapie im Rahmen der stationären multimodalen Schmerztherapie im Helios Klinikum Niederberg in Velbert zum Einsatz.

Das Kniegelenk ist eines der am meisten beanspruchten und deshalb auch am häufigsten geschädigten Gelenke des Menschen. Eine Gelenk-Abnutzung, eine sogenannte Arthrose, führt zu Symptomen wie Schmerzen bis hin zu Unbeweglichkeit. Knorpelgewebe kann sich nicht von allein regenerieren, deshalb leiden die Betroffenen unter starken Einschränkungen im Alltag. Zur Behandlung werden eine Vielzahl verschiedener Maßnahmen angeboten: von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten, über Einlagen, Krankengymnastik und verschiedenen Operationen bis hin zur Akupunktur des Knies.

„Eine hilfreiche, aber sicherlich nicht für jeden in Frage kommende Therapie, ist der Einsatz von Blutegeln. Das Speichelsekret der Egel enthält eine Vielzahl biologisch aktiver Substanzen und Enzyme. Diese wirken unter anderem antientzündlich, schmerzstillend, gerinnungshemmend und durchblutungsfördernd. Zusätzlich wird der Lymphfluss angeregt“, erklärt Carolin Rademacher, Oberärztin der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Helios Klinikum Niederberg.

Zur Behandlung werden mehrere Blutegel auf das Knie gesetzt, die sich dort festsaugen und etwa acht bis zehn Milliliter Blut saugen. Dabei hinterlässt der Blutegel in der Wunde Speichelsekret, das die verschiedenen Wirkstoffe enthält. Der bekannteste Wirkstoff ist das Hirudin – ein Eiweiß, das die Blutgerinnung stoppt. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Hirudin nicht nur der stärkste weltweit bekannte Blutgerinnungshemmer ist, sondern auch Gelenkentzündungen deutlich reduziert.

„Kurz nach dem Ansetzen von Egeln am Knie stellt sich bei vielen der Patienten eine deutliche Schmerzreduktion ein. Oft hält die Wirkung sogar mehrere Monate an“, ergänzt Marcus Paus, Sektionsleiter der Klinik für Schmerztherapie am Helios Klinikum Niederberg.

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