Ratingen Westtangente gesperrt - Chaos droht

Ratingen · Die Verkehrsachse wird ab Montag komplett gesperrt. Anwohner wurden informiert – nicht aber jene im Lindwurm.

Die Verkehrsachse wird ab Montag komplett gesperrt. Anwohner wurden informiert — nicht aber jene im Lindwurm.

West Für Werner Graf, Chef des Verwaltungsbeirates des Lindwurms, Deutschlands größte Eigentümereinheit, ist es schlicht ein Schildbürgerstreich. Für fast 500 Miteigentümer, die in den beiden Tiefgaragen ihre Fahrzeuge untergestellt haben, ist es dagegen äußerst ärgerlich: Wenn ab Montag die Westtangente für Straßenbauarbeiten bis voraussichtlich 15. August komplett gesperrt wird, dürften die meisten von ihnen Probleme haben, ihre Garage zu erreichen: Wie sich erst am Montag herausstellte, hatten die Planer bei der Umleitung die Besitzer der exakt 460 Stellplätze in beiden Garagen "vergessen".

"Bei der Planung waren alle Behörden beteiligt. Unfassbar, dass die Polizei das genehmigen konnte", schimpft Graf. Er hatte nach Bekanntwerden der Umleitungspläne sofort Kontakt mit der Stadt aufgenommen — was nicht sofort gelang: Es habe etwa eine Stunde gedauert, bis er einen kompetenten Ansprechpartner an der Strippe gehabt habe, erinnert sich Graf. Das sei jedoch der Volltreffer gewesen: Nur zehn Minuten später sei Fabian Böttcher, zuständig für Straßenunterhaltung, vor Ort gewesen. Im Schlepptau hatte er einen Vertreter der Straßenbaufirma. Die hätten gut gestaunt und seinen Ausführungen gelauscht, so Graf. Denn es stellte sich schnell heraus, dass die Straßenbauer die Rechnung ohne den Lindwurm gemacht hatten.

Von einer früheren Befragung wisse er, dass etwa 80 Prozent der Stellplatzbesitzer aus Richtung Düsseldorf über die Volkardeyer Straße anfahren. Das ist nicht mehr möglich. Diese Miteigentümer haben ab Montag ein gehöriges Problem: Denn die ursprüngliche Umleitungsempfehlung führt ab Düsseldorfer Straße ausgerechnet über die Sandstraße in Richtung West — dort ist bekanntlich nach wenigen Metern Schluss, weil die Bahnschranke ständig unten ist.

Es sei natürlich klar, dass nicht alle Lindwurmleute gleichzeitig dort lang fahren, so Graf. Doch auch der übrige Verkehr werde dort hergeleitet, darunter auch die Rheinbahn-Linie 759. Die Westtangente werde nicht mehr angefahren, nächster Halt sei die Dieselstraße. Graf: "Vor der Schranke werden sich schlimme Dinge abspielen." Zu befürchten ist auch ein gehöriger Rückstau auf die Düsseldorfer Straße — und zwar in beide Richtungen.

Nach dem Krisentreffen haben die Stadtverwaltung und die Straßenbaufirma Dr. Fink-Stauf schnell reagiert: Gestern verteilte Graf an alle betroffenen Miteigentümer die neueste Umleitungsempfehlung, die man ihm zugemailt hatte. Es wird nun vorgeschlagen, die Parkhäuser an der Dechenstraße und am Scheifenkamp über die Kaiserswerther Straße und die Lise-Meitner-Straße anzufahren. Von der Zufahrt über die Düsseldorfer Straße und die Sandstraße wird wegen "wahrscheinlicher Verkehrsbehinderungen" abgeraten. Grafs Alternativ-Vorschläge lassen sich wohl nicht mehr realisieren: Die Westtangente nicht komplett sperren, sondern mit Ampelschaltung einspurig in Wechselrichtung befahrbar zu lassen. Oder eine Einbahnstraßenlösung mit spezieller Ampelschaltung für Polizei und Rettungskräfte, wie dies bereits mehrfach erfolgreich praktiziert wurde (Am Sondert in Hösel, Kölner Straße in Breitscheid).

Graf erinnert sich außerdem daran, dass vor Jahren mal die Dechenstraße, bekanntlich eine Einbahnstraße, aus ähnlichen Gründen in beide Richtungen freigegeben worden sei.

Auch das hätte zur Entlastung beitragen können, meint er. Aber auch dafür sei es wohl zu spät.

(RP)
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