Heiligenhaus Werkschau für die große Fangemeinde

Heiligenhaus · Der Heiligenhauser Zeichner Andreas Liesner stellt erstmals in Dorfkirche aus. Es gibt viel zu entdecken.

 Andreas Liesner mit Erika Otten in der zur Vernissage sehr gut besuchten Isenbügeler Dorfkirche. Der Förderverein, dessen Vorsitzende Otten ist, hat die Ausstellung organisiert.

Andreas Liesner mit Erika Otten in der zur Vernissage sehr gut besuchten Isenbügeler Dorfkirche. Der Förderverein, dessen Vorsitzende Otten ist, hat die Ausstellung organisiert.

Foto: Achim Blazy

"Kunst muss anstößig sein, Denkanstöße geben" schrieb einst der Journalist und Kunstsammler Henri Nannen. Solche Denkanstöße mit humorvollen, ironischen, sarkastischen, philosophischen und metaphysischen Akzenten bekam eine große Gästeschar während einer Vernissage in der Isenbügeler Dorfkirche.

 "Drängler" hat Liesner diese für ihn typische Zeichnung genannt.

"Drängler" hat Liesner diese für ihn typische Zeichnung genannt.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Einer Ausstellungseröffnung, die mit einer Schau von 60 Cartoons und doppelbödigen Farbzeichnungen, mit analysierenden Worten und virtuosen Klängen zur einzigartigen Hommage an einen der Großen der heimischen Kunstszene wurde: an den Zeichner Andreas Liesner.

Wobei der russische Student Alexander Dimitrov seinem Cello wahre Zauberklänge entlockte, zusammen mit dem Pianisten Martin Petrov den passenden festlichen Rahmen schuf. Für Andreas Liesner ist Kunst ein Lebenselixier, eine immer wieder neu erlebte und faszinierende Magie.

Der studierte Kunstpädagoge unterrichtete mehrere Generationen in Sachen Kunst, war Fachleiter in der Lehrerausbildung und ist seit Jahren ein vielgefragter Dozent in der VHS. Ihn faszinieren in der bildenden Kunst Theorie und Praxis gleichermaßen. Im Bereich der Theorie liegen in der Kunstsoziologie und den Fragen nach der Einbettung der Kunst in die Gesellschaft seine persönlichen Schwerpunkte. Künstlerisch bewegt sich Liesner auf mehreren Ebenen, zeigt grafisch, bildhauerisch und als Designer seine Kreativität.

Erlebbar in seinem Domizil an der Grenze zu Velbert, in dem Natur und Kunst eine einzigartige Verbindung eingehen. Aber grafisches Gestalten, vor allem Zeichnen ist das bevorzugte Metier des Künstlers. Er liebt Cartoons, die themenspezifisch geordnet in der Schau zu bewundern sind und den Betrachter magisch anziehen. Mit unerschöpflicher Fabulierfreude entstehen Bilderwelten in märchenhaften Visionen mit gesellschaftskritischen Schwerpunkten. Liesner verfremdet reale Gegenstände, Menschen und Tiere, setzt sie in einen witzig ironischen Kontext, unterwirft sie so Veränderungen und nennt seine Cartoons Metamorphosen, passend zu den ständigen Veränderungen, denen letztlich alles unterliegt.

Diese Metamorphosen gestaltet der Künstler in einer sogenannten "kleinen Form". Kalenderblätter in Anlehnung an die literarischen Vorbilder eines Johann Peter Hebel, Bert Brecht oder Siegfried Lenz. Die Themen der Werke entstehen aus persönlichen Befindlichkeiten oder durch die Gesellschaft inspirierten. Und das in einer ironisch-karikierten Formensprache mit Freude an der Übertreibung, der Überpointierung, an Metaphorik und Verfremdung. Cartoons eben. Meisterlich gestaltete köstliche und kritische Auseinandersetzungen mit Gott und der Welt im weitesten Sinne. Unendliche Geschichten erzählen die 30 farbigen Zeichnungen.

Es sind imaginäre Schöpfungen mit philosophischen und metaphysischen Deutungsmöglichkeiten. Einige sind als Ideenbilder inhaltlich befrachtet, bei drei Exponaten "Nine Eleven" wird der Bezug zur Renaissance, Dürer oder der Apokalypse sichtbar. Zwölf Bilder, wo jeweils ein Vogel oder ein Insekt dominiert, wurden angelehnt an griechische und lateinische Aphorismen, Texte aus der Johannesoffenbarung, von Sokrates, Descartes und anderen. Immer kunstvoll in der dezent farblichen Gestaltung kreiert. Alles, ob lediglich schwarz oder farblich gestaltet wurde mit Bleistift gezeichnet, klar umrissen in den Konturen, herrlich kleinflächig gestaltet mit vorsichtiger Wischtechnik, passend akzentuiert in den Schraffuren, stimmig pointiert mit Licht und Schatten, einfach meisterlich in der Gesamt-konzeption.

Die Schau eines Zeichners ist für die Kulturarbeit der Dorfkirche ein Glücksfall.

(ror)
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