Ratingen Wer sind die Einbrecher?
Düsseldorf · Ein bisschen zählt die Kreis-Hauptstadt Mettmann zur Insel der Glückseligen – zumindest was die Zahl der Wohnungseinbrüche betrifft. 329 gab es im Jahr 2009. 2010 werden es nicht viel mehr sein.
Ein bisschen zählt die Kreis-Hauptstadt Mettmann zur Insel der Glückseligen — zumindest was die Zahl der Wohnungseinbrüche betrifft. 329 gab es im Jahr 2009. 2010 werden es nicht viel mehr sein.
"Das ist noch nicht mal einer am Tag", sagt Polizeipressesprecher Ulrich Löhe. "In Langenfeld, Monheim und Ratingen sieht das ganz anders aus. Da sind es doppelt bis dreimal so viele am Tag." Aber die wenigsten Einbrüche in Ratingen werden von der Polizei aufgeklärt. Wir sprachen mit Ulrich Löhe über das Problem.
Herr Löhe, wissen Sie, wer die Täter sind? Sind es Gruppen oder Einzeltäter, In- oder Ausländer, Junkies oder Profi-Kriminelle?
Löhe Das kann man so pauschal nicht sagen. In Städten mit günstiger Autobahnanbindung kommen die Täter häufig von außerhalb, auch aus anderen Ländern. Es sind oft Gruppen, die ein Wohngebiet nahe der Autobahn-Auffahrt auskundschaften. In Mettmann sind es eher Einzeltäter, teilweise BTM-Konsumenten, die der Polizei bekannt sind, teilweise Obdachlose und Arbeitslose, die aus dem sozialen Umfeld ausgebrochen sind und so ihre Einkünfte aufbessern. Es sind meist lokale Täter.
Planen die Diebe ihre Einbrüche? Wie gehen sie vor?
Löhe Einige gucken, wo in der Dunkelheit eine Wohnung unbeleuchtet ist, wo die Tageszeitung aus dem Briefkasten quillt. Unter Umständen wird auch mal angeklingelt, um sicher zu sein, dass keiner da ist. In Mettmann haben wir auch viele Gelegenheitstäter — das können in einigen Fällen sogar Nachbarn und Familienangehörige sein.
Wenn es sich um lokale Täter handelt, von denen einige polizeibekannt sind, warum ist dann die Aufklärungsrate so gering?
Löhe Weil kaum jemand die Werte in seiner Wohnung dokumentiert hatten. Oft können die Opfer nach einem Einbruch nicht mal genau sagen, was fehlt. Sie kennen nicht die Registriernummern von elektronischen Geräten und haben keine Fotos von Schmuck und Wertgegenständen. So können wir keinen Nachweis führen, wem gefundenes Diebesgut gehört. Manchmal entdecken wir Gegenstände bei routinemäßigen Verkehrskontrollen in Autos oder in durchsuchten Wohnungen, die mit Sicherheit dort nicht hingehören, die wir aber keinem ordnungsgemäßen Besitzer zuordnen können. Wir sind dann auf Werkzeug- und DNA-Spuren, Finger- und Fußabdrücke oder andere Hinterlassenschaften des Täters am Tatort angewiesen.
Was wird vorwiegend gestohlen?
Löhe Alles, was schnell zu Geld gemacht werden kann oder Bargeld selbst. Ansonsten Fernseher, CD-Player, Computer, die man im Internet oder im eigenen Umkreis verkaufen kann. Wer Schmuck stiehlt, muss wissen, wo er ihn los wird, denn im Pfandhaus wird ein Nachweis verlangt. So leicht ist das nicht, Schmuck zu Geld zu machen.
Stimmt es, dass die meisten Einbrecher möglichst schnell die Wohnung wieder verlassen wollen?
Löhe Untersuchungen haben ergeben, dass Einbrecher in der Regel spätestens nach fünf Minuten aufgeben, wenn sie nicht zum Erfolg kommen können. Meist hebeln sie Fenster und Terrassentüren mit einem größeren Schraubenzieher auf. Der ist als Werkzeug im Auto völlig unverdächtig, wenn man in eine Polizeikontrolle kommt. Selten werden Fenster eingeschlagen, das macht oft zu viel Krach und der Täter könnte sich verletzen und dabei weitere Spuren hinterlassen.
Wenn ich jemanden im Blaumann mit Schraubenzieher an der Terrassentür meines Nachbarn arbeiten sehe, könnte das auch ein Handwerker sein. Wie verhalte ich mich bei solchen Beobachtungen?
Löhe Immer dem Bauchgefühl folgen. Meist liegt man damit richtig. Lieber die Polizei einmal zu oft als zu wenig rufen. Dem Anrufer entstehen keine Kosten — auch wenn es wirklich nur der Handwerker war.
Schützen die Opfer von Einbrüchen nach dem unschönen Erlebnis ihr Eigentum besser als zuvor?
Löhe Leider viel zu selten. Erstaunlicherweise machen sie nur wenig Gebrauch von der Beratung, die wir kostenlos anbieten. Auch unser Vorbeugeprogramm wird nicht so oft in Anspruch genommen, wie wir es uns wünschen.
Isabel Klaas stellte die Fragen.