Kreis Mettmann Wenn Kinder mit Trauer umgehen müssen

Kreis Mettmann · Die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes, Christa Cholewinski, steht Eltern und Kindern als Trauerbegleiterin bei.

Spielen, Lachen, ein Zoobesuch. Für Kinder ist das Miteinander mit Mama und Papa vor allem eines: eine verlässliche Konstante im Alltag. Dann brechen sie unvermutet ein in die vermeintlich heile Welt - der plötzliche Tod des Vaters, die Krebserkrankung der Mutter oder der Tod eines Geschwisterkindes.

Auch wenn sich das seelische Erleben inmitten einer solchen Grenzerfahrung nur schwer in Worte fassen lässt, so ist es doch genau dass, was letztlich darüber hinweg helfen kann. "Für Familien sind solche Situationen sehr hart", weiß Christa Cholewinski. Erst vor kurzem hat die Geschäftsführerin des Hildener Kinderschutzbundes, die Eltern und Kindern als Trauerbegleiterin beisteht, eine solche Krisensituation erlebt. Ein Jahr lang gehörte die schwere Krankheit des Vaters für die Kinder und deren Mutter zum Alltag. Irgendwann war klar: Der Papa wird sterben. Als es schließlich so weit war, wollten die Kinder unbedingt den Sarg bemalen. "Für die Mutter war das inmitten ihrer Trauer auch eine besondere Erfahrung", glaubt Christa Cholewinski. Sie hatte die Familie schon während der langen Krankheitsphase begleitet, manches konnte im Gespräch aufgefangen werden.

Warum liegt der Papa immer nur im Bett? Warum fallen der Mama die Haare aus? Und warum weinen beide so oft? Es gibt viele Fragen inmitten einer solch schweren Lebensphase, auf die gerade nahe stehende Angehörige nicht immer eine Antwort wissen. Zu nah sind sie oft auch ihrem eigenen Leiden, dass sich meist nicht verbergen lässt. "Das ist auch gar nicht sinnvoll. Man kann Kindern ruhig zeigen, dass man traurig ist", plädiert Christa Cholewinski für einen offenen Umgang mit Krankheit und Tod. Schließlich seien es die Erwachsenen, die auch vorleben können, das Sterben und Trauern zum Leben dazugehören.

Aber wann sollte man damit anzufangen? Wenn das Meerschweinchen stirbt? Oder der Opa? Was den richtigen Zeitpunkt betrifft, gibt Christa Cholewinski eine klare Wegweisung: "Immer dann, wenn das Thema ansteht." Und das ist meist schon der Fall, wenn eine schwere Krankheit den bevorstehenden Tod ankündigt. "Man kann Kinder mit an das Krankenbett nehmen und später genau erklären, warum es Oma oder Opa so schlecht geht", rät die Trauerbegleiterin zu Offenheit. Natürlich sei das inmitten eigener Ängste für Eltern keine leichte Situation. Dennoch sollte man geduldig alle Fragen beantworten. Davon, lange Vorträge über Krankheit und Sterben zu halten, rät sie ab, um die Verunsicherung nicht noch größer werden zu lassen. Für Kinder sei vor allem der Tod von Geschwistern oder auch der eines Elternteils eine traumatische Situation. "Besonders schwer wird es, wenn es sich um einen Suizid handelt", weiß die Trauerbegleiterin. Denn dann kämen zur Trauer noch ganz andere Fragen hinzu, wie beispielsweise die nach der eigenen Schuld. "Schuldgefühle sind dabei oft ein großes Thema" weiß Christa Cholewinski. Deshalb rät sie Eltern dazu, ihre Kinder nach einer solchen Erfahrung und auch inmitten einer schwierigen Trauerphase aufmerksam zu begleiten. Bei Kindern seien es eher die plötzlichen Stimmungsumschwünge, die zu Missverständnissen führen können. "Dann denkt man oft zu schnell, dass alles wieder gut ist", glaubt Christa Cholewinski. Jugendliche hingegen neigen zum Rückzug, was es für Eltern schwer machen kann, die Situation einzuschätzen. Oft übernehmen Sohn oder Tochter auch eine Rolle, die mit zu viel Verantwortung verbunden ist. "Ich rate den Eltern dann, offen darüber zu sprechen. Wenn allerdings Essstörungen, Aggressionen oder gar suizidale Gedanken hinzukommen, sollte man über eine psychologische Begleitung nachdenken."

(RP)
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