Ratingen Weniger Martinszüge: Brief an Minister Reul

Die drastische Reduzierung der Züge ruft die Politik auf den Plan: Man muss das Brauchtum bewahren.

 Eltern springen als Zugbegleiter ein. Dennoch muss die Zahl der Martinszüge in diesem Jahr drastisch reduziert werden.

Eltern springen als Zugbegleiter ein. Dennoch muss die Zahl der Martinszüge in diesem Jahr drastisch reduziert werden.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Wegfall zahlreicher Martinszüge in der Stadt sorgt für erhebliche Unruhe – auch in der Politik. Michael Droste, stellvertretender Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Hösel/Eggerscheidt, bat in einem aktuellen Schreiben an Innenminister Herbert Reul (CDU) darum, sich für den Erhalt dieser Tradition stark zu machen.

Zum Hintergrund: Bisher gab es in Ratingen 36 Züge. 15 davon wurden von der Vereinigung der Martinsfreunde e.V. organisiert und durchgeführt. Dieser Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden und Haussammlungen. Auch für dieses Jahr hatte der ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins, Theo Pollheim, einen Antrag gestellt. Pro 20 Kinder mussten bisher zwei hauptamtliche Aufpasser gestellt werden.

Um dies zu gewährleisten, seien auch Eltern in die Warnwesten geschlüpft und hätten so für die sichere Abwicklung der Züge gesorgt, betonte Droste.

In dem Schreiben an Reul heißt es: „Durch einen Erlass Ihres Vorgängers aus dem Jahre 2014 dürfen solche Brauchtumsveranstaltungen nicht mehr regelmäßig, also automatisch, durch die Polizei geschützt werden. Bedauerlicherweise wurde so dieser Antrag nicht genehmigt, stattdessen wurde zum Gespräch geladen, um unter den neuen Gegebenheiten Lösungen zu finden. Man einigte sich auf eine Reduzierung der Züge von 15 auf gerade einmal sechs. Ich halte dies für einen unakzeptablen Vorgang und eine traurige Entwicklung.“

Permanent sei die Polizei im Einsatz, um Demonstrationen zu schützen oder rechtswidrig besetzte Gelände (Hambacher Forst) zu räumen, so Droste, der betonte: „Wir alle kennen die Bilder und Berichte über Fußballspiele, zu denen Hundertschaften der Polizei anrücken, um sogenannte Fans voneinander zu trennen, die gewaltbereit aufeinander zugehen. Für unsere seit Jahrhunderten bestehenden Martins-, Schützen- und Karnevalsumzüge sind nicht genug Polizisten vorhanden, um diese durchführen zu können? Gerade in diesen Vereinen sind tausende ehrenamtliche Mitglieder darum bemüht, ein Stück Kultur und Tradition zu bewahren. Es ist doch ein unmöglicher Vorgang, dass dies nicht ausreichend unterstützt wird, sondern eher noch versucht wird, solche Brauchtumsveranstaltungen zu verhindern. Ich darf Sie bitten, sich dieses Vorganges einmal persönlich anzunehmen und den Erlass aus dem Jahre 2014 nochmals zu überarbeiten.“

Nach Angaben der Stadt soll die Polizei gemäß Erlass des Innenministers von 2014 nicht mehr „regelmäßig“ Brauchtumsveranstaltungen schützen. Diese sollen durch die Veranstalter möglichst so geplant werden, dass eine polizeiliche Begleitung nicht nötig ist – das wäre bei Martinszügen etwa der Fall, wenn sie nur Fußwege benutzen.

In Absprache mit dem Landrat ist es seinerzeit allerdings gelungen, eine polizeiliche Begleitung der Martinszüge in Ratingen im Rahmen „der vor Ort vorhandenen Personalressourcen“ weiterhin sicherzustellen.

Allerdings sind alle Beteiligten aufgefordert, nach Möglichkeiten zu suchen, um den Personalaufwand zu verringern, beispielsweise durch die Zusammenlegung von Zügen.

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