Ratingen Weniger Besucher im Freiluft-Theater

Ratingen · Am Blauen See geht eine wilde Naturbühnen-Saison zu Ende. Der kühle und nasse August brachte Umsatzeinbußen.

 Mal auf dem "Kleinen Onkel" Platz nehmen: Die Gewinner einer RP-Verlosung hinter den Kulissen bei Pippi Langstrumpf.

Mal auf dem "Kleinen Onkel" Platz nehmen: Die Gewinner einer RP-Verlosung hinter den Kulissen bei Pippi Langstrumpf.

Foto: achim blazy

Nächsten Sonntag ist Schluss mit lustig: Zum letzten Mal lässt das stärkste Mädchen der Welt die roten Zöpfe fliegen, landen zwei Einbrecher im Matsch und ein echter Linienbus rollt durch die Kulisse. Mit der Nummer 57 - der Ziffer für die letzte Vorstellung von Pippi Langstrumpf am Blauen See. "Dies war einer der aufregendsten Sommer im Ratinger Freilufttheater, an die ich mich erinnern kann", bilanziert Tanja Bockelkamp, Sprecherin des Ensembles "Theater Concept".

Unmittelbar nach der Premiere am 8. Juni wehte ein Orkan die gesamte Kulisse weg. Die Handwerker vollbrachten das Wunder, innerhalb weniger Tage Ersatz zu zimmern. Am folgenden Samstag konnte Pipi wieder spielen; keine einzige Vorstellung musste ausfallen. Das passierte erst Anfang August. Gewitter über Ratingen: Zunächst der Anlass für eine Spielunterbrechung. Nach einer Stunde Wartezeit brach das Ensemble die Vorstellung ab.

 Auch wenn es mal wieder wie aus Eimern schüttete, gingen die Proben weiter, und zwar in Regenponchos.

Auch wenn es mal wieder wie aus Eimern schüttete, gingen die Proben weiter, und zwar in Regenponchos.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Der ganze August war so nass und so kalt, als wäre es schon Herbst. Alles zusammen hat eine Menge Zuschauer gekostet. Und Umsatz. Dennoch haben sechs Schauspieler und ein Pferd auf der Bühne und etwa 20 Helfer hinter den Kulissen ihr Bestes getan, um Familien zu unterhalten. Exklusiv für die RP verriet Tanja Bockelkamp, dass im nächsten Jahr der Urwald im Steinbruch wächst: "Das Dschungelbuch" wird nach Ratingen kommen.

Doch das ist im Moment noch Zukunftsmusik am Blauen See. Die Gegenwart ist gerade mal zwölf bis fünfzehn Grad kalt. Das ist in etwa die Wassertemperatur des Tümpels, in den sich die beiden Wachtmeister auf ihrer Jagd nach Pipi Langstrumpf stürzen. Anne Hamann hatte bei einer RP-Verlosung Karten für Pipi Langstrumpf gewonnen. Sie sagt: "Besonders die Slapstick-Szenen haben den Kindern gefallen. Es war toll, ein echtes Ferienerlebnis."

"Den Schauspielern und Mitwirkenden müssen wir einen ganz großen Dank aussprechen. Sie haben sich auch unter widrigsten Wetterbedingungen auf keinerlei Kompromisse eingelassen", sagt Tanja Bockelkamp. Kopfüber ging es an manchmal extrem glitschigen Felswänden hinab. Vor jeder Vorstellung wurde mit den Stuntleuten besprochen, ob das Risiko nicht doch zu groß ist.

 So ein Traumwetter wie am vergangenen Samstag hätte sich das Pippi-Langstrumpf-Ensemble in diesem Sommer öfter gewünscht.

So ein Traumwetter wie am vergangenen Samstag hätte sich das Pippi-Langstrumpf-Ensemble in diesem Sommer öfter gewünscht.

Foto: achim blazy

Als ganz Fußball-Deutschland Weltmeister wurde, haben sie den WM-Pokal ins Stück eingebaut. Ein Szenenapplaus mit Lacher bis zur letzten Vorstellung. Der elf Jahre alte Rex, Künstlername: "Kleiner Onkel", wird nun seine Möhren beim Ratinger Bauern genießen, ohne mit stoischer Gelassenheit über die Freiluftbühne zu trippeln. Langsam werden ihm die ins Fell gefärbten Punkte seiner Theatersaison rauswachsen.

Aus dem Ensemble und dem Helferteam kommen etliche Mitwirkende mit auf die Wintertournee, in der es um den alten Querkopf Petersson und seinen sprechenden Kater Findus geht. "Damit kommen wir auch ins Savoy-Theater nach Düsseldorf - das ist das Theater, das am nächsten dran ist an Ratingen", lockt Tanja Bockelkamp. Die Naturbühne in dem alten Steinbruch am blauen See bleibt für "Theater Concept" die Spielstätte schlechthin. "Wir würden uns allerdings wünschen, dass der Blaue See ein besseres Image bekommt", sagt Tanja Bockelkamp. Mittlerweile seien dort zahlreiche Unternehmer mit Herzblut bei der Sache. Das sei aber noch nicht bei allen Bürgern so angekommen. Artig bedankt sie sich im Namen der gesamten Truppe bei der Stadt und allen Nachbarn: "Die sind immer für uns da, wenn wir sie brauchen. Und deshalb werden wir 2015 auch gerne an den Blauen See zurückkehren."

(RP)
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