Heiligenhaus Weidenäste zu verschenken

Heiligenhaus · Der alljährliche Kopfweidenschnitt ist ein besonderes Anliegen der Heiligenhauser Naturschützer. In diesem Jahr kam es zu einer Art Stabübergabe. Der 77-jährige Nabu-Chef Hans Schöttler gibt die Aktion in die Hände seiner Nachfolger, Michael und Deborah Frohberg.

Kann man mit Weidenästen zaubern? Hans Schöttler erklärt, wie das geht. Jedes Jahr im Vorfrühling beginnt die Zeit des Weidenschnitts. Die Kopfweiden müssen von ihrer Last befreit werden, um nicht durch zu starken Bewuchs der Krone umzustürzen. Aus Heiligenhaus, Hösel und Ratingen kommen dann die Bürger, Schulklassen oder Kindergartengruppen, um sich von den Zweigen mitzunehmen.

Gezaubert wird, indem man die Weidenruten als Stecklinge in den Boden setzt, sie als Zelt zusammenbindet oder als Zaun flechtet. Sonne und Regen lassen sie sprießen und zu einem lebendigen Haus oder Sichtschutz werden. Den Gestaltungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.

Aktive Jugendfeuerwehr

Zaubern, das konnten die Helfer beim Kopfweidenschnitt am Wochenende nicht — da war Handarbeit gefragt. Munter strömte der Angerbach bei Wiel unter der Brücke vorbei. Er hatte es eilig, denn er war gut gefüllt und ließ mit seinem Glitzern und Rauschen den kommenden Frühling erahnen.

Ganz in der Nähe huschten, ebenso munter, zwischen Büschen und Bäumen Gestalten in leuchtenden Jacken und Schutzhelmen. Es handelte sich um Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die mit ihrem Einsatzleiter Bürgermeister Dr. Jan Heinisch fleißig geschnittene Äste zusammentrugen und zur weiteren Verwendung stapelten. Heinisch selbst entfernte mit einer langstieligen Astsäge den üppig sprießenden "Schopf" einer alten, krummen Kopfweide.

Das schöne, rote Feuerwehrauto, Traum aller Jungen, sicherte blank geputzt den Ort, damit weder Fußgänger noch andere Verkehrsteilnehmer durch herabfallende Äste zu Schaden kamen. Es war für die Jugendfeuerwehr bereits das zehnte Jahr, in dem sie ausrückten und sich an dem Weidenschnitt beteiligten. Einige Schülerinnen und Schüler sind inzwischen selbst "herausgewachsen", doch kommen immer wieder neue hinzu, wie der 13-jährige Marco oder die 14-jährige Laura.

Erstaunlich und begrüßenswert ist der hohe Anteil der weiblichen Mitglieder der Jugendfeuerwehr, wie die 17-jährige Lina und andere. Einsatzfreudig zeigten sich auch Ingmar Janssen und Bernd Günther, die einen "Kettensägenschein" besitzen und deshalb besonders dicke Äste entfernen durften. Zur Belohnung gab es Streuselkuchen und Getränke für alle.

Für Hans Schöttler, dem Bezirksvorsitzenden des NABU, wird die diesjährige Weidenschnittaktion wohl die letzte sein. Er meinte, mit 77 Jahren sei es genug. Es freute ihn, in Michael Frohberg, ebenfalls vom NABU, und dessen Tochter Deborah engagierte Nachfolger gefunden zu haben.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Kopfweiden ist im industriellen Zeitalter zurückgegangen, weil das Korbflechten und die Nutzung im Hausbau keine Rolle mehr spielt.

(RP/rl)
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