Ratingen Wehr schult Senioren und Behinderte

Ratingen · Nach den Bränden in einer Behinderteneinrichtung und einem Altenheim rückt die Sicherheit in den Blickpunkt.

 Feuerwehrübungen wie hier bei der Lebenshilfe in Heiligenhaus sind wichtige Voraussetzung, um im Ernstfall Menschenleben zu retten.

Feuerwehrübungen wie hier bei der Lebenshilfe in Heiligenhaus sind wichtige Voraussetzung, um im Ernstfall Menschenleben zu retten.

Foto: Achim Blazy

Der Brand in einem Altenheim in Langenfeld, nun das verheerende Feuer in einer Behindertenwerkstatt im Schwarzwald: Das Thema Sicherheit und richtiges Verhalten für den Fall der Fälle stehen bei der Ratinger Feuerwehr ganz obenan. René Schubert, der Leiter der Wehr, betont, dass der sogenannten Brandschutzerziehung eine besondere Bedeutung zukomme.

Kollege Detlef Geldmacher biete regelmäßig Schulungen in den Senioreneinrichtungen an, zuletzt gab es auch Informationen für rund 20 Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins. Der erfahrene Feuerwehrmann erklärt, wo Gefahren lauern und wie man sich bei einer Extrem-Situation richtig verhalten kann. Sollte es zum Beispiel in einem Raum brennen, so ist es wichtig, sich kriechend zu bewegen. Grund: Am Boden sind die Temperaturen am niedrigsten. Zur Übung mit den Sehbehinderten erscheint Feuerwehrmann Marcel Mengeler in voller Montur. Wie im echten Einsatz legt er das Atemschutzgerät an. Die Hände der Sehbehinderten erkunden die Ausrüstung. Im Extremfall tragen die Retter weit mehr als zehn Kilogramm Gewicht am Körper.

In erster Linie gehe es darum, so etwas wie Routine zu entwickeln, betont Feuerwehr-Chef Schubert. Dies bedeutet: Man will den Menschen Verhaltensmuster an die Hand geben und gleichzeitig die Angst nehmen.

Einsätze in Altenheimen gehören für die Feuerwehr zur Routine — da ist so mancher Fehlalarm dabei, der die Einsatzkräfte mobilisiert hat. Schubert und seine Kollegen wollen die Schulungen auch weiterhin anbieten, möglicherweise sogar ausbauen. "Wer Interesse hat, der kann sich an uns wenden", unterstreicht er.

Ein weiterer Aspekt ist der Zustand der Gebäude, dazu gehören die Sicherheitsvorkehrungen und die Ausstattung. Diese Bereiche werden regelmäßig überprüft. So zum Beispiel in den Werkstätten für Behinderte (WfB) des Kreises Mettmann. Mindestens halbjährlich werden die Räume mit der Feuerwehr zusammen begangen und mögliche Mängel besprochen. Einmal pro Jahr sind Evakuierungsübungen unter Beteiligung der Feuerwehr fällig. "Bei diesen Trainings geht es auch um dem Zustand der Zufahrtswege", sagt Klaus Gebauer, Technischer Leiter der WfB. "Mindestens vierteljährlich führen wir interne Evakuierungsübungen durch. Je nach Fluktuation des Personals verkürzen wir aber den Wiederholungszyklus." Die Übungen sind zuvor mit der Feuerwehr abgesprochen, damit diese nicht unnötig ausrückt. "Überall gibt es kurze Wege ins Freie, innerhalb von zweieinhalb Minuten können alle das Gebäude verlassen haben", sagt Gebauer. Während der Evakuierung verlassen die Gruppenleiter als letzte die Räume und hinterlassen gut sichtbare Markierungen an den Türen. Der Sammelpunkt draußen ist so angelegt, dass Rettungsarbeiten nicht zufällig behindert werden. Dort wird auch anhand von Anwesenheitslisten kontrolliert, ob wirklich alle Personen das Gebäude verlassen haben. In der Senioreneinrichtung Haus Salem werden regelmäßig Schulungen und Übungen vorgenommen, aber nicht für alle 162 Bewohner. "Die Aufregung dabei wäre einfach zu groß", sagt Pflegedienstleiter Jörg Hartmann. Jährlich durchlaufen die Mitarbeiter theoretische Schulungen, die praktischen Übungen werden nur für Teilabschnitte in Angriff genommen. "Dazu müssen die einbezogenen Bewohner vorher ihr Einverständnis geben." Eine der größten Herausforderungen ist die Nicht-Nutzbarkeit von Fahrstühlen. "Für bettlägerige Bewohner haben wir spezielle Rettungstücher, mit denen wir sie auf ihren Matratzen durch das Treppenhaus evakuieren. So etwas muss intensiv geübt werden", weiß Hartmann.

Die rund 70 Mieter im betreuten Seniorenwohnen sind teilweise in die Konzepte integriert. "In erster Linie müssen die sich aber auf uns verlassen", sagt Heimleiter Frank Hohl. "Im Ernstfall müssen unsere Mitarbeiter aktiv werden." Häufiger kommt es aufgrund der sensiblen Rauchmeldeanlagen zu Fehlalarmen. Schon normale Kochvorgänge können diese auslösen. Weil alle das wissen, hält sich die Panik in solchen Fällen in Grenzen.

(stemu)
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