Heiligenhaus Was die Heimatpfleger für die Stadt tun

Heiligenhaus · Die Abkürzung VVH steht für "Vereinigung für Verkehr und Heimatpflege". Anfang der 20er Jahre wollten Honoratioren der Stadt etwas für die Kultur tun und gründeten den Verein.

 Stadtarchivar Hartmut Nolte blättert in VVH-Veröffentlichungen.

Stadtarchivar Hartmut Nolte blättert in VVH-Veröffentlichungen.

Foto: achim blazy

Wer oder was verbirgt sich hinter der Abkürzung VVH? Das fragen heute noch viele Bürger der Stadt. Es ist die im neunten Jahrzehnt bestehende "Vereinigung für Verkehr und Heimatpflege", eine Institution, die sich immer neben ökologischen Aufgaben vorrangig dem kulturhistorischen Erbe der Gemeinde verpflichtet fühlt. "Unser Dorf soll schöner werden" waren sich Anfang der 20er Jahre Persönlichkeiten aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft einig und strebten die Gründung eines Vereines an.

Inhaltlich genügte das dem damaligen Bürgermeister Ludwig Scheiper nicht. Er, von 1921 bis 1933 Oberhaupt der Gemeinde, wollte das Dorf in seiner idyllischen Lage touristisch vermarkten. Und das aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Notsituation nach Krieg, Inflation und Wirtschaftskrise, um die günstige Nähe zu den umliegenden Großstädten durch Ausbau des Fremdenverkehrs wirtschaftlich auszunutzen. Durch die von Scheiper mit initiierte Eröffnung der Eisenbahnlinie Vohwinkel - Heiligenhaus - Kettwig glaubte der Bürgermeister an die Verwirklichung des Zieles. Aber ein tragender Verein sollte helfen, wobei die Gemeinde kooperatives Mitglied werden sollte. So wurde am 11. Juni 1926 die "Vereinigung für Verkehr und Heimatpflege" (VVH) gegründet.

Zur Eröffnung der neuen Eisenbahnverbindung erschien die erste repräsentative Festschrift der VVH "Heiligenhaus. Heimatleben - Kultur - Wirtschaft" mit dem Motto "Das Kulturelle muss die Wirtschaft durchdringen, ihr Sinn und Wert geben, die Wirtschaft aber die Kultur tragen". Außerdem standen Landschaftspflege mit dem Erhalt charakteristischer Merkmale auf dem Programm. Führende Köpfe der Stadt engagierten sich für die Ziele der Vereinigung. Aber während des Dritten Reiches wurde, wie alle öffentlichen Institute, auch die VVH für die Ideologien und Ziele der Nationalsozialisten vereinnahmt. Das anfängliche Motto des Vereins "Unser Dorf soll schöner werden" nutzten die "braunen Saubermänner" zu Werbezwecken, propagierten die Ideen zu ihren eigenen. Neben umfangreichen Aufforstungen und der Anlage kleiner Grünflächen baute die VVH 1934 die "Vogelwarte im Paradies". "Dabei handelte es sich aber nur um einige Volieren für einheimische und exotische Vogelarten", berichtet Stadtarchivar Hartmut Nolte.

Nach Ende des Dritten Reiches trat die "Verkehrspflege" mit der touristischen Vermarktung der VVH in den Hintergrund und beschränkte sich auf die Verschönerung der Wanderwege. Führende Köpfe aus Industrie, Verwaltung und Schulen wurden Mitglieder der Vereinigung und sind es bis heute noch. So zum Beispiel der langjährige Rektor der katholischen Schule Abtsküche (heute Museum) Klaus Biehler. "Sonntag für Sonntag wanderten die Mitglieder durch die herrliche Umgebung auf der Suche nach naturwissenschaftlichen Hinweisen", erzählt Biehler. So eröffnete 1962 der damalige erste Vorsitzende und Fabrikant Arnold Kiekert den Naturlehrwanderweg durch das schöne Vogelsangbachtal bis zur Talburg. "Wir werden den großartigen Lehrpfad in diesem Jahr von Grund auf erneuern", betont Reinhard Schneider in seiner Funktion als Vorsitzender der VVH. Nach Hans Thiemann leitete viele Jahre mit herausragenden Ideen der Pädagoge Wolfgang Knospe die VVH. Unter seiner Ägide wurden viele namhafte Projekte realisiert, so die umfangreiche Edition "VVH im Bild" mit Themen der Stadtgeschichte. Ein großes Bronzerelief erinnert auf dem Kirchplatz an den ersten Heiligenhauser Sakralraum die Hubertuskapelle. Der heute 88-jährige Knospe hinterließ viele Spuren. Museumskustos Schneider löste Knospe als ersten Vorsitzenden ab. In den vergangenen Jahren ist die Heimatpflege Schwerpunkt der Vereinsarbeit, wobei Heimat keinesfalls nur als lokal eingegrenzter Bereich betrachtet wird - was sich nicht nur in der engen Verbindung zu den Heimatfreunden der Partnerstadt Zwönitz spiegelt. Beispiel: das Zwönitzer Eck im Wald am Herberger Weg mit dem herrlichen Ausblick auf die weiten Wiesen und Wälder unserer Heimat. In seiner Doppelfunktion als Museumskustos und Leiter der VVH ist das ein ausgesprochener Glücksfall in der engen Zusammenarbeit vor allem im Hinblick finanzieller Unterstützung der VVH für alle Belange des Museums.

(ror)
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