Ratingen Warten auf den neuen Anstrich
Ratingen · Eigentlich sollte der Sitz der Stadtmuseumsverwaltung, auch Weidle-Haus genannt, im Mai neu angestrichen werden. Nötig wäre es allemal. Aktueller Stand: Laut Bauverwaltung wird die Schmuddelfassade im August saniert.
Unter Kulturausschuss-Mitgliedern wurde bereits Unmut laut: Ein Unding, dass das Haus zwischen Medienzentrum und Museum so lange vernachlässigt wird, dass überhaupt erst ein Ratsbeschluss nötig war, um das Projekt anzuschieben. Es sei ja schließlich das laufende Geschäft der Verwaltung, die städtischen Immobilien in Ordnung zu halten — und die Fassade des Weidle-Hauses befinde sich schon seit Jahren in einem erbärmlichen Zustand.
Einen ersten Schritt auf dem Weg zur Ausbesserung hat es aber bereits gegeben, sagte Stadtmuseumsleiterin Alexandra König bei der jüngsten Kulturausschuss-Sitzung: Es wurden Putzproben entnommen, um zu klären, wie der Altanstrich am besten entfernt werden könne. Laut Bauverwaltung soll die Sanierung im August beginnen.
Warum die Verzögerung? Die Maßnahme befand sich noch in der Planungs- und Abstimmungsphase mit der Denkmalschutzbehörde, anschließend hätten dann erst die Arbeiten ausgeschrieben und vergeben werden müssen, heißt es aus dem Rathaus. 20 000 Euro will die Stadt für die Fassadensanierung im Haushaltsjahr 2011 ausgeben.
Der Sitz der Stadtmuseumsverwaltung war einst das Wohnhaus der Familie Weidle, die bis 1974 landwirtschaftliche Maschinen verkaufte und reparierte. Der Besitz der Firma August Weidle und Söhne umfasste seinerzeit den kompletten heutigen Museumsbereich inklusive Parkplatz. Anfang der siebziger Jahre musste die viel Schmutz und Lärm produzierende Firma die Innenstadt verlassen. Die Stadt erwarb das Haus und ließ die Werkstätten abreißen, um das Museum, später auch das Medienzentrum und den Erweiterungsbau des Museums zu bauen.
Denkmal seit 1988
Den heute noch in Ratingen lebenden Nachfahren ist "der verheerende Zustand" des ehemaligen Wohnhauses schon lange ein Dorn im Auge. Warum das Weidle-Haus für Ratingen so bedeutsam ist, weiß Anna-Maria Voss vom Denkmalamt. Das 1850 in Ziegelbauweise errichtete, klassizistische Gebäude, das erst Anfang des 20. Jahrhunderts — wohl mit dem Einzug der Weidles im Jahr 1904 — verputzt wurde, sei das letzte Haus dieses Bautyps am Stadteingang, sagt Voss.
Seine städtebauliche und stadtgeschichtliche Bedeutung stehe damit außer Frage, weshalb es 1988 als Denkmal eingetragen wurde. Das Haus zeige die typischen, niedrigen Abmessungen eines Gebäudes aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Erst im Jugendstil schossen die Häuser explosionsartig in die Höhe, wie man an einem Häuserensemble auf der Turmstraße beobachten kann.
Bleibt es bei den ursprünglichen Plänen, wird sich nicht nur an, sondern auch hinter der Fassade künftig etwas tun: Wenn Melchiors Porzellansammlung, derzeit noch im Weidle-Erdgeschoss, planungsgemäß ins Obergeschoss zieht (aus dem die großen Puppensammlungen Ende 2010 entfernt wurden), wäre der Platz frei für ein Museumscafé im frisch verputzten und gestrichenen Weidle-Haus.