Ratingen Voller Einsatz für Körperkultur

Ratingen · Wer sich dehnen und seine Körpermitte stabilisieren will, ist bei Carmen Weber genau richtig. Sie war auch einmal Bundestrainerin für rhythmische Sportgymnastik.

Ratingen: Voller Einsatz für Körperkultur
Foto: Blazy, Achim

Rund 50 Stufen reichen nicht direkt in den Himmel, aber in einer alten Fabrik am Papiermühlenweg doch schon zu einer Einrichtung, die in höhere Sphären führt - ins Studio "Relevé" und zu seiner Inhaberin Carmen Weber. Sie ist eine zierliche, wenngleich kraftvolle Person, die zeitlebens mit ihrem Körper sportlich viel geleistet hat, die aber seit fünf Jahren ihre Künste vornehmlich und erfolgreich nur noch in ihrem eigenen Unternehmen weitergibt. Das war früher anders.

Sie ist 1957 in Altenburg in Thüringen geboren, besuchte ab der fünften Schulklasse ein Sportinternat in Leipzig, machte ihr Abitur, war mehrfach in der DDR Meisterin in der Gruppengymnastik und belegte 1973 den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Rhythmischer Sportgymnastik.

Sie war fraglos ehrgeizig, aber eben auch begabt und schließlich vorbestimmt, an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig (eleganter: DHfK) genannt, Sportwissenschaft mit der Spezialisierung Gymnastik und Tanz zu studieren. Sie arbeitete als Dozentin und verliert auch heute noch kein böses Wort über Disziplin und konzentriertes Arbeiten. Sie hat es einfach gemacht, und das ganz offenbar mit Spaß.

An dieser Frau kam man in der offiziellen Rhythmischen Sportgymnastik in Deutschland nicht vorbei: Sie wurde also Bundestrainerin und coachte die Nationalmannschaft - die Gruppe der Junioren und Senioren - 15 Jahre lang. Und, hat sie die jungen Sportlerinnen gnadenlos auf Erfolg getrimmt? "Wir haben erfolgreich trainiert, und immer waren es junge Frauen mit hoher Begabung, die auch noch für ihren Sport gebrannt haben. Mit Gewalt kann man keine hohen Leistungen bringen - das halten die Sportlerinnen nicht aus, das kann man auch als Trainer nicht." Sagt es eher sanft und erinnert sich gern an viele große Erfolge ihrer Gymnastinnen, vor allem an den vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Sydney. Das war ein Resultat, das bisher von keiner deutschen Nationalmannschaft hatte erreicht werden können.

Wenn Carmen Weber von dieser Zeit erzählt, aber auch von der aktuellen Arbeit in ihrem Ratinger Studio, wenn sie sich für die tanzenden Kinder und die Pilates übenden Erwachsenen begeistert, verfällt sie fast automatisch in heimatliche Sprachfärbung. Aus dem Rheinland kommend aber mag man dennoch eine drängende Frage nicht beantworten, nämlich: "Warum Dieringisch kee Säggsisch is?" Die Lehrerin lächelt hochdeutsch.

Sie hat schon als Bundestrainerin mit den Leistungssportlerinnen nach der Pilates-Methode gearbeitet. Und das tut sie nun in ihrem eigenen Studio. "Es kommen Anfänger, Teilnehmer mit Vorkenntnissen, Fortgeschrittene, es kommen Damen, immer häufiger auch Herren. Und sie lernen hier Pilates - nicht Boxilates oder Yogalates. Punkt. Und gut." Gegenwärtig absolviert sie eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin.

Neben den Herrschaften, die sich dehnen und ihre Körpermitte stabilisieren, sind es bereits die ganz jungen Semester ("Nein, alle ohne Eislaufmutter"), die klassischen Tanz, künstlerische Gymnastik und Tanz lernen, es gibt Unterricht in Modern Dance und modernem Ballett. Und immer mischt Carmen Weber mit, beharrlich, unermüdlich, aufmunternd und biegsam. Sie ist da die beste Reklame für Relevé. Und das heißt "auf die Fußspitze erheben", wenn man denn Spitzenschuhe trägt.

(gaha)
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