Ratingen Viel Raum für Begegnungen im Demenzcafé

Ratingen · Die Arbeiterwohlfahrt ist im Ratinger Stadtgebiet der einzige freie Wohlfahrtsverband, der ein Demenzcafé anbietet. Für die Besucher besteht durchaus die Möglichkeit, auch andere Angebote der Begegnungsstätte "Weiße Villa" wahrzunehmen.

 Gäste im Demenzcafé der Weißen Villa mit Betreuerin Evelyn Klasen.

Gäste im Demenzcafé der Weißen Villa mit Betreuerin Evelyn Klasen.

Foto: Achim Blazy

Im Gegensatz zu vielen anderen Demenzcafés starten die Besucher des "Betreuungscafés Morgentau" mit einem gemeinsamen Frühstück. Denn das Angebot der Awo Ratingen beginnt mittwochs um 9 Uhr morgens. "Bei einer Tasse Kaffee und einem halben Brötchen kommen die Senioren besser ins Gespräch. Das lockert das Kennenlernen auf, gibt ein Gemeinschaftsgefühl", erklärt Heike Dietrich, eine der beiden Leiterinnen der Awo-Begegnungsstätte "Weiße Villa" in der Düsseldorfer Straße.

Das Awo-Demenzcafé unterscheidet sich nicht nur in der Uhrzeit von anderen Angeboten im Stadtgebiet: Es ist das einzige Café, das von einem freien Wohlfahrtsträger angeboten wird. Dass es in die Begegnungsstätte integriert ist, hat Vorteile. Zum einen gab es schon Besucher, die von anderen Angeboten aus auf das Demenzcafé aufmerksam wurden.

Anders herum gibt es aber auch Besucher des Cafés, die auch andere Angebote wahrnehmen. "Wir haben zum Beispiel einen Gast, der auch an der Gymnastik teilnimmt." Aufgrund der notwendigen Betreuung erfolgt dies aber nur unter gleichzeitiger Teilnahme eines Angehörigen. Begonnen wurde das Demenzcafé im Februar 2011. Als Fachkraft steht Evelyn Klasen, Pflegedienstleiterin der Waldklinik Hösel, zur Verfügung. Dazu engagieren sich zurzeit vier ehrenamtliche Kräfte, die die Inhalte für die Tage mit ausarbeiten und betreuen.

Sollten mal einzelne von ihnen ausfallen, springt Heike Dietrich mit ein, die sich ebenfalls im Rahmen der Ratinger Demenzinitiative fortgebildet hat. Auch wenn es im Angebot darum geht, die dementen Senioren zu betreuen und ihnen ein paar schöne gemeinsame Stunden zu bereiten, so war der Ursprungsgedanke die Entlastung der pflegenden Angehörigen. Es ist nicht üblich, dass diese während der drei Stunden dabei bleiben. "Ich habe höchsten Respekt vor dem, was die Tag für Tag leisten müssen. Es gibt viel zu wenig Entlastung", sagt Heike Dietrich. "Der Umgang mit Demenz birgt jede Menge Konfliktpotenzial auf beiden Seiten und schon das ist oft sehr belastend."

Dem Demenzcafé wurde ein eigener, abgeschlossener Raum zur Verfügung gestellt, der von den Mitwirkenden selbst gestaltet wird. Da kann es vorkommen, dass Wandbilder, Dekorationen oder Bücher Woche für Woche neu angeordnet werden. "Da redet aber keiner rein, das liegt ganz im Ermessen der Besucher." Wenn andere Gruppen den Raum nutzen, müssen sie sich damit arrangieren - und tun das auch. Derzeit nehmen zwei bis vier Besucher an den Terminen teil. Dietrich begründet das mit Stimmungsschwankungen und entsprechend wechselnder Motivation zur Teilnahme.

Und damit, dass es nach einer Beratung durch die Demenzinitiative oft schwerfällt, den nächsten Schritt zu gehen. "Die Vielfalt der Angebote zu überblicken, ist nicht einfach. Außerdem müssen unsere Besucher von den Angehörigen gebracht und wieder abgeholt werden. Einen eigenen Fahrdienst haben wir leider noch nicht einrichten können." Dass die Awo das Demenzcafé überhaupt ins Angebot aufgenommen hat, hängt mit dem ganzheitlichen Ansatz zusammen, Menschen möglichst lange in die Lage zu versetzen, zu Hause zu leben. "Das hat nicht nur Vorteile für die Menschen selbst, sondern auch für die Gesellschaft. Denn jeder Platz in einem Altersheim wird durch öffentliche Mittel stark bezuschusst", sagt Heike Dietrich.

(RP/ac/ila)
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