Ratingen VHS-Theater spielt Stück von Frisch

Ratingen · "Die chinesische Mauer" hat am Donnerstag, 12. Juni, um 19.30 Uhr im Stadtheater Premiere.

 Aktiv ist die Gruppe nicht nur, wie hier, auf der Bühne - auch dahinter wird gearbeitet. Denn Kostüme und Requisiten stellen die Mitglieder meistens selbst her.

Aktiv ist die Gruppe nicht nur, wie hier, auf der Bühne - auch dahinter wird gearbeitet. Denn Kostüme und Requisiten stellen die Mitglieder meistens selbst her.

Foto: achim blazy

Der Schweizer Erfolgsautor Max Frisch (1911-1999), bekannt unter anderem durch den Roman "Homo Faber" und das Stück "Biedermann und die Brandstifter", schrieb "Die chinesische Mauer" in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Unter dem Eindruck der Atombombenexplosion in Hiroshima und Nagasaki und im Angesicht des beginnenden Kalten Krieges entwickelte er eine ebenso spannende wie unterhaltsame Geschichte um Tyrannen und die Macht und Ohnmacht des Volkes. Diese bitter-ironische Farce präsentiert das Theater "WIR", die Theatergruppe der Volkshochschule, am Donnerstag, 12. Juni, um 19.30 Uhr im Stadttheater am Europaring.

Das Stück spielt am Hofe des chinesischen Kaisers Tsin Sche Wang Ti, der soeben die hündischen Barbaren der Steppe bezwungen hat und nun plant, eine Mauer zu bauen, damit es so, wie es ist, bleiben wird. Gäste der Siegesfeier sind unter anderen Napoleon, Philipp II. von Spanien, Pontius Pilatus, Brutus, die Unbekannte aus der Seine, Romeo und Julia, Abraham Lincoln, Don Juan und Christoph Columbus - Figuren, die beweisen, dass die Zukunft, die der Kaiser verhindern will, längst stattgefunden hat.

In der Figur einer Heutigen taucht auch eine Intellektuelle unserer Zeit auf und versucht den versammelten Größen klar zu machen, dass ihre Art, Geschichte zu schreiben, heute nicht mehr angemessen ist. Der chinesische Kaiser hingegen sieht in ihr lediglich den Hofnarren. Er sucht seinen letzten Widersacher, die "Stimme des Volkes", um ihn zum Schweigen zu bringen. Derweil probt das unterdrückte Volk die Revolution. Wird der Kaiser stürzen? Und wird sein Nachfolger wieder nur ein neuer Tyrann sein?

Die Fragen, die Frisch in den 1940er Jahren stellte und mehrfach - zuletzt 1972 - überarbeitete, sind auch heute, 25 Jahre nach dem Fall einer anderen, der Berliner Mauer, aktuell. Es ist geradezu verblüffend, wie modern das Stück heute (wieder?) wirkt. Dabei handelt es sich keinesfalls um ein trockenes politisches Lehrstück, sondern um lebendiges Theater. Die vielen Anachronismen, der Dialog der Heutigen mit den Figuren der Geschichte sorgen immer wieder für heitere, ironische Momente - neben den spannenden und zeitlosen Einblicken in das "Innenleben" einer Tyrannei.

Die drei Aufführungen am 12., 17. und 18. Juni beginnen jeweils um 19.30 Uhr im Stadttheater Ratingen. Wie immer bei den Sommerstücken des Theaters WIR ist der Eintritt frei. Karten zur Kontrolle der Besucherzahl sind auf der Homepage der Theatergruppe unter www.theater-wir.de sowie an der Abendkasse erhältlich.

(RP)
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