Bilanz im Kreis Mettmann Verbraucherzentrale hilft bei Droh-Mails

Mettmann · Energie, Dienstleistungen und Telefon - das sind die Themen, bei denen Kunden am häufigsten einen Rat brauchen.

 Ein Klick und schon soll Ware aus China geliefert werden. Für die Verbraucherzentrale ist bei solchen Geschäften der Verursacher für Beschwerden schwer zu erreichen.

Ein Klick und schon soll Ware aus China geliefert werden. Für die Verbraucherzentrale ist bei solchen Geschäften der Verursacher für Beschwerden schwer zu erreichen.

Foto: thinkstock

Die Verbraucherzentrale Velbert hat im vergangenen Jahr 5668 Ratsuchenden aus dem Nordkreis Mettmann weitergeholfen. Das berichtet jetzt der Leiter Andreas Adelberger in seinem Jahresbericht. Die Verbraucherzentrale Velbert ist zuständig für Mettmann, Wülfrath, Ratingen und Heiligenhaus. Von den Anfragen entfielen jeweils rund 20 Prozent auf die Themen Energie, Dienstleistungen und Telefon. 12 Prozent der Anfragen hatten "Finanzen" zum Thema, zehn Prozent "Konsumgüter".

"Die Digitalisierung fast aller Lebensbereiche hat dabei spürbare Auswirkungen auf den Endverbraucher und damit auch auf die zahlreichen Arbeitsfelder der Verbraucherzentrale", berichtet Adelberger. So sehen sich Verbraucher zunehmend mit der Verwertung ihrer Daten konfrontiert. "Konsumenten erleben zum Beispiel die Unterbreitung von Angeboten im Internet, die ausschließlich aufgrund von persönlichen Daten- und Gerätespuren im Netz erstellt wurden."

Zugleich sei der Online-Handel zunehmend global organisiert - und Verursacher von Fehlern immer schwieriger zu erreichen. Ein Beispiel: Ein Kunde bestellte Ware im Wert von 20 Euro über eine Smartphone-App. Diese Bestellplattform hatte ihren Sitz in den USA. Der Onlineshop hatte seine Adresse indes in China. Und als Bezahldienst trat eine Firma aus Schweden in Erscheinung. Die Ware kam aufgrund der weiten Reise aus China erst 30 Tage nach Bestellung an. Der Bezahldienst versandte an den Verbraucher jedoch bereits nach 14 Tagen eine Mahnung, verbunden mit Zusatzkosten, da keine Zahlung eingegangen sei. Wenig später erhielt der Verbraucher schließlich noch Post eines deutschen Inkassobüros, das nun einen dreistelligen Betrag vom Kunden forderte und gerichtliche Schritte androhte.

 So funktioniert die App-Abzocke.

So funktioniert die App-Abzocke.

Foto: Quelle: Verbraucherzentrale Velbert Grafik: DPA Infografik/Grafik: DPA Infografik

Der Verbraucher wusste sich nicht mehr zu helfen

Die Verbraucherzentrale nahm sich der Sache an und konnte die Forderung mit Verweis auf die "Zug um Zug Regelung" abwehren - schließlich war überhaupt noch keine Ware eingetroffen. "Der Ratsuchende war aufgrund der massiven Drohungen bereits so verunsichert, dass er sich nicht mehr zu helfen wusste", erinnert sich Adelberger. Nicht nur ältere Menschen - durchweg alle Altersgruppen seien von solchen Geschäften betroffen. Altere Kabelfernseh-Kunden hatte indes der Anbieter für digitale Produkte im Visier: "Bei ihren Besuchen schürten die Vertreter an der Wohnungstür Ängste im Hinblick auf die Einstellung des analogen TV-Programms am 30. Juni", berichtet Adelberger. Dadurch verunsichert seien unüberlegt oft überflüssige und teure Verträge für Telefonie und Internet oder zusätzliche kostenpflichtige TV-Angebote abgeschlossen worden. In der Rechtsberatung seien Widerrufsmöglichkeiten geprüft und durchgesetzt worden.

Die Velberter Beratungsstelle erreichten 2017 auch mehrere Fälle, bei denen - statt einen versprochenen Kredit zu gewähren - kostenpflichtige Prepaid-Kreditkarten zugesandt wurden. Die Beratungsstelle konnte Zahlungsaufforderungen abwehren und leitete Fälle an das Projekt "Marktwächter Digitale Welt" des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen in Berlin weiter. Diese klagten gegen den holländischen Kreditvermittler GlobalPayments BV auf Unterlassung und bekamen Recht: Der Anbieter muss seine Werbeaussagen nachbessern, solange er nicht selbst Kredite vergibt.

(arue)
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