Ratingen Verband erschüttert über Böllerverbot

Ratingen · Bis zuletzt hatte der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) gehofft. Vergeblich. Bund und Länder sprechen sich zum zweiten Mal für ein Böllerverbot zu Silvester aus.

 Zum zweiten Mal in Folge haben sich Bund und Länder für ein Böllerverbot zu Silvester ausgesprochen.

Zum zweiten Mal in Folge haben sich Bund und Länder für ein Böllerverbot zu Silvester ausgesprochen.

Foto: dpa/Christophe Gateau

() „Ein zweites Mal überleben unsere Betriebe das nicht“, sagt noch vor wenigen Tagen Klaus Gotzen, Sprecher des Verbands im Gespräch mit der RP. Mit stichhaltigen Argumenten hatten sich die Mitglieder des VPI an die Ministerpräsidenten der Länder gewandt. Ihre Bemühungen blieben ohne Erfolg. Am 2. Dezember wurde das bundesweite Böllerverbot beschlossen.

„Das bedeutet mit aller Wahrscheinlichkeit den Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche in Deutschland und damit auch die Arbeitslosigkeit von 3.000 Beschäftigten“, teilt der VPI nun mit. Vorsitzender Thomas Schreiber wird deutlich: Mit den steigenden Infektionszahlen dürfe die Bereitschaft nicht sinken, sich an Fakten zu halten. „Mit der Entscheidung gegen Feuerwerk haben Bund und Länder auf Basis von falsch gesetzter Panik riskiert, dass es jetzt endgültig aus sein könnte für unsere Branche.“

Das Argument, Feuerwerkskörper würden in der Silvesternacht für volle Intensivstationen sorgen, will der VPI so nicht stehen lassen: Vielmehr seien übermäßiger Alkoholgenuss und illegale Feuerwerksprodukte der Grund dafür.

Es stelle sich jetzt auch die drängende Frage, wer die horrenden Folgekosten tragen soll, so der VPI. „Da hängt ein Rattenschwanz an dieser Blitzentscheidung, den sich die Verursacher in unseren Augen überhaupt nicht vor Augen geführt haben“, so Klaus Gotzen. „Aktuell befinden sich rund 200.000 Paletten Feuerwerk in den Lägern, bundesweit bedeutete das Vernichtungskosten von rund 100.000.000 Euro und darin sind Logistikkosten noch nicht eingeschlossen.“ Nicht nur die Feuerwerksfirmen, sondern auch Händler und Logistiker sind in Ihrer Lebensgrundlage unmittelbar von dieser Entscheidung betroffen. „Wir sprechen hier von aktuellen Bankverbindlichkeiten der Branche, die nach zwei Jahren ohne Umsätze 200.000.000 Euro bedeuten“, verdeutlicht Klaus Gotzen.

Die Traditionsbranche, so viel steht laut VPI nach dem Bund-Länder-Beschluss fest, wird – nachdem die vielmals versprochenen Überbrückungshilfen aus dem letzten Jahr immer noch nicht bei allen Firmen angekommen sein – endgültig verschwinden. Und mit ihr auch die Hoffnung zahlreicher Menschen, die sich in Krisenzeiten doch einen kleinen Ausbruch mit fröhlichen Farben und Lichtern gewünscht hätten. Klaus Gotzen: „Millionen Menschen haben Freude an Feuerwerk und wollen ein weiteres schwieriges Jahr 2021 hinter sich lassen – auch das nimmt man ihnen nun weg. Obwohl unter freiem Himmel das Infektionsrisiko laut zahlreicher Experten sehr gering ist. Mit privatem Feuerwerk in kleinem Kreis hätten Familien und Freunde unter Einhaltung der 2G-Regel und sogar zusätzlichen Tests absolut konform der Regelungen zusammenkommen können.“ Stattdessen nehme die Politik in Kauf, dass Krankenhäuser mit Verletzungen durch illegales Feuerwerk kämpfen müssen und eine gesamte Industrie sich selbst und der drohenden Insolvenz überlassen wird.

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