Ratingen Umgehung K10n kommt auf Prüfstand

Ratingen · Die Anwohner der Neanderstraße kritisieren, dass sie die Leidtragenden der neuen Trasse wären.

Süd Knapp 300 Unterschriften übergaben gestern Anwohner von Neanderstraße, Lohof und Voisweg an Bürgermeister Konrad Pesch. Sie befürchten, dass durch den geplanten Bau der Umgehungsstraße K10n von der Neanderstraße zur Mettmanner Straße der Verkehr vor ihrer Haustüre noch weiter zunehmend wird. Bekanntlich wird seit vielen Jahren die K10n gefordert, um vor allem die Anwohner der Industriestraße zu entlasten. Doch an die Bürger auf der anderen Seite, der Neanderstraße sowie den Nebenstraßen, hat niemand gedacht. Das gab auch Pesch gestern zu. Er versprach, für das gesamte Projekt neue Daten erheben zu lassen und die Bedenken der Neanderstraßen-Anwohner zu berücksichtigen.

Josef und Ingrid Winnekens hatten den Stein ins Rollen gebracht. Sie besuchten eine Wahlkampfveranstaltung, bei der Pesch zum Thema Neanderstraße von einem möglichen Parkverbot sprach, um das gefährliche Nadelöhr zu entschärfen. Das jedoch ginge gar nicht, sagte auch Achim Egenberger: Dann werde noch mehr gerast als jetzt schon. Abgefahrene Spiegel bis hin zu Totalschäden seien an der Tagesordnung. Ein Parkverbot würde höhere Geschwindigkeiten erlauben und dann auch Fußgänger gefährden: Dann solle man es selber so lassen wie jetzt. Winnekens verweist darauf, dass dann auch dringend benötigter Parkraum für Anwohner Kleingärtner wegfalle. Eine Lösung haben die Anwohner nicht, sie hoffen auf die Planer.

In der Planung zur K10n sei immer nur die Rede von der Industriestraße, den daran angrenzenden Wohngebieten, von Esprit, der Mettmanner Straße und des ehemaligen Balcke-Dürr-Geländes - von der Neanderstraße spreche niemand, so die Winnekens. Und: "Wir begrüßen ausdrücklich die Ansiedlung von Gewerbe in Ratingen, aber es kann nicht sein, dass sich der durch die Neuansiedlung entstehende Verkehr aufgrund mangelnder oder falscher Zufahrtsplanung zu unseren Lasten durch ein Wohngebiet quält."

Schon jetzt sei die Breite der Gehwege problematisch, sagte Anwohner Dirk Brüning: Rollstuhlfahrer kämen nicht durch. Doch auf den Gehwegen ist man offenbar auch nicht sicher. Brüning berichtete von Lastwagen, die beim Begegnungsverkehr auf die Gehsteige ausweichen müssten. Überhaupt habe der Lkw-Verkehr seit Einführung der Maut erheblich zugenommen, da waren sich alle Anwohner einig.

Pesch erinnerte daran, dass der zu weit gefasste Bebauungsplan zur K10n vom Oberverwaltungsgericht kassiert worden ist. Nun gebe es die Chance, das Verfahren neu aufzurollen und auch aktuelle Daten zum Verkehr zu erheben - und damit auch die Belange der Anwohner der stadtauswärts gelegenen Straßen zu berücksichtigen. In der Tat haben man deren Situation nicht berücksicht. "Das ist Ihre Chance" sagte Pesch. Es sprach aber auch von der "Quadratur des Kreises": Eine Umgehungsstraße wie die K10n sei eben konzipiert, um zusätzliche Verkehre aufzunehmen und damit die innerörtlichen Straße zu entlasten. Dazu müsse sie eben auch attraktiv sein, um angenommen zu werden. Nun müsse man neu über die Gesamtsituation nachdenken und dabei auch die Neanderstraße berücksichtigen. "Wir müssen uns den Fragen stellen," so Pesch. Im Klartext: "Wir müssen da komplett neu ran."

Im Oktober ist eine Bürgerversammlung geplant. Bis zum Bau der etwa zwei Millionen Euro teuren Umgehungsstraße K10n, so Pesch, würden mindestens noch zwei Jahre vergehen.

(RP)
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