Ratingen Toter Säugling: Vater steht vor Gericht

Ratingen · Der 19-Jährige muss sich seit gestern wegen Totschlags vor dem Landgericht verantworten.

 Pascal K., hier mit seinem Rechtsanwalt Robin Kinzler, muss sich seit gestern vor dem Landgericht Düsseldorf wegen Kindstötung verantworten.

Pascal K., hier mit seinem Rechtsanwalt Robin Kinzler, muss sich seit gestern vor dem Landgericht Düsseldorf wegen Kindstötung verantworten.

Foto: Anne Orten

Der gewaltsame Tod eines 16 Monate alten Mädchens sorgte im März dieses Jahres für große Betroffenheit und Bestürzung. Seit gestern muss sich der jetzt 19 Jahre alte Vater wegen Totschlags vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in der Nacht vom 5. auf den 6. März den Säugling roh misshandelt und dabei den Tod des Kindes durch kräftiges Schütteln zumindest billigend in Kauf genommen zu haben. Die 20-jährige Mutter des Kindes tritt bei dem Prozess als Nebenklägerin auf.

In jener März-Nacht war der Angeklagte mit seiner Tochter allein in der Wohnung der Mutter. Die war mit Freundinnen ausgegangen und hatte das Mädchen der Obhut des Vaters überlassen. Als das Kind am späten Abend anfing zu schreien und sich über einen längeren Zeitraum nicht mehr beruhigte, wollte der Angeklagte dem Kind die Windel wechseln. Dabei habe sich das Kind nach Aussage des Vaters heftig gewehrt. Er habe Schwierigkeiten mit dem Mädchen gehabt, sagte er gestern unter Tränen.

Als sich das Mädchen später mit dem Inhalt einer Milchflasche übergossen hatte und nicht mehr aufhören wollte zu schreiben, habe er das Kind kurzzeitig geschüttelt. "Mit war nicht klar, dass ich meine Tochter durch Schütteln erheblich verletzen könnte", sagte der 19-Jährige vor Gericht, der nach eigenen Angaben mit 14 Jahren zum ersten Mal Drogen nahm. Nach einer erfolgreichen Therapie in Hamburg habe er zuletzt in Ratingen seine ehemaligen Freunde wiedergetroffen und habe auch wieder zu Drogen gegriffen.

Die Situation mit seiner Tochter habe ihn überfordert. "Ich habe aber niemals die Absicht gehabt, meine Tochter zu verletzen oder zu töten", erklärte er. "Ich bedaure unendlich, was passiert ist", schloss er seine Ausführungen.

Die Mutter des Kindes schildert den Angeklagten als "liebevollen, herzensguten Menschen. Der Beste, den ich kennengelernt habe", sagte sie gestern vor Gericht. Immer wieder brach sie in Tränen aus, schilderte ihr derzeitiges Befinden als "grauenhaft" und dass sie nach dem gewaltsamen Tod ihres Kindes gerade ein massives Alkoholproblem hinter sich habe.

Den Vater ihres Kindes kannte sie bereits seit acht Jahren. Die Beziehung sei jedoch immer wieder unterbrochen gewesen. Anfangs, so schildert die junge Frau, sei die Beziehung zwischen Vater und Tochter sehr innig gewesen, später jedoch sei er meist erst bei ihr vorbeigekommen, wenn die Tochter bereits schlief. "Es war kein richtiges Verhältnis." Ihr Kind dagegen sei neugierig und liebevoll gewesen und "hat immer gelacht".

Den Tod ihrer Tochter hatte die junge Mutter erst am nächsten Tag festgestellt. Wie der untersuchende Rechtsmediziner gestern ausführte, trat der Tod aber vermutlich bereits unmittelbar nach der Schüttel-Attacke ein. Mit 100-prozentiger Sicherheit lasse sich das allerdings nicht sagen.

Der Prozess wird am 9. August fortgesetzt. Laut Staatsanwaltschaft kann eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren verhängt werden.

(RP)
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