Heiligenhaus Stadtgrün: Großer Plan für kleine Fläche

Heiligenhaus · Für zwei Areale liegen Ideen auf dem Tisch.„Winzige Wäldchen (“Tiny Forests“) und Entsiegelung sind Zauberworte. Aber es gibt eine Alternative.

Grün – und Wald – wird gerade in dicht bebauten Innenstädten zunehmend zum Thema.

Grün – und Wald – wird gerade in dicht bebauten Innenstädten zunehmend zum Thema.

Foto: Achim Blazy (abz)

Bisher wurde Nachdenken über Grün in der Öffentlichkeit in der Stadt beinahe ausnahmslos mit dem Wort „Bürgerwald“ assoziiert. Hektarweise wird städtischer Grund in Stauteich-Nähe neu bepflanzt. Organisiert von Stadt und Umweltbildungszentrum in enger Verzahnung. Gestützt durch ehrenamtliche Hilfe und Spenden.

Um Grün und Geld geht es aktuell allerdings auch an anderer Stelle. Und in einem ganz anderen Format. Soll die Stadt am Hülsbecker Platz und auf der Wiese am Eingang zum Stadtteil Unterilp je einen winzigen Wald (“Tiny Forest“) erhalten? Was das brächte, was es perspektivisch kostet und welche Alternative es gäbe, geht aus einem Papier hervor, über das der Hauptausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch dieser Woche zu entscheiden hat. Das Ganze unter dem Titel „Wiederbepflanzung des urbanen Raums“.

Das sähe in variante eins so aus: „Nach dem Tiny Forest-Prinzip werden im dichten, bebauten urbanen Raum versiegelte Flächen entsiegelt und nach einer speziellen Methode bepflanzt. Durch eine künstliche Verbesserung des Bodens hin zu einem Waldboden mit sehr vielen Nährstoffen und einer hohen Pflanzendichte, soll das Wachstum der jungen Pflanzen maßgeblich beschleunigt werden. Es soll praktisch ein sehr dichter, artenreicher Wald inmitten eines urbanen Raumes entstehen, der zehnmal schneller wächst als eine herkömmlich angelegte Pflanzung. Durch die vorgegebene Pflanzstruktur soll mit einheimischen Pflanzen ein Raum mit unterschiedlichen Wuchshöhen entstehen.“

Die höchst erwünschten Auswirkungen auf das Mikroklima rings um einen solchen Tiny Forest haben aber auch einen Nachteil, den die Experten in ihrer Darstellung nicht verschweigen: Verbesserung der Bodenbeschaffenheit und dauerhafte Pflege sind nur zwei Aspekte, die auf Sicht viel Geld kosten. Zahlen: 100 bis 150 Euro wären für jeden Quadratmeter Fläche einzuplanen. Als „sinnvolle Größe“ nennen die Fachleute eine Fläche von 250 Quadratmetern. Unterm Strich stünde ein Tiny Forest also mit 25.000 bis 35.000 Euro zu Buche.

Variante Nummer zwei: „Alternativ zum Antrag auf Erstellung eines Tiny Forest haben die Technischen Betriebe der Stadt Flächen im Stadtgebiet ausfindig gemacht, die sich für eine einfache Aufpflanzung mit heimischen Gehölzen eignen würden. Bei den Standorten handelt es sich um schwierig oder aufwendig zu pflegende Flächen und die darüber hinaus keine Aufenthaltsfunktion für die Bürgerinnen und Bürger darstellen. Auf diesen Standorten sind bereits Bäume vorhanden, sodass vor allem eine Anpflanzung von heimischen Sträuchern wertvoll wäre. Diese würden ebenfalls sehr dicht gepflanzt, sodass im Laufe der Zeit ein eng geschlossener Bereich für Kleintiere, Insekten und Vögel entstehen kann.“

Auch hier sind die potenziellen Kosten vorab ermittelt. „Die Herstellkosten für solche Anpflanzungen wären deutlich geringer als bei der Erstellung eines Tiny Forest, da die aufwendige Bodenvorbereitung entfallen würde. Es wäre schätzungsweise mit ca. 25 Euro pro Quadratmeter zu rechnen. Bei der Pflanzung von mittelgroßen oder kleineren Bäumen kann der Betrag nach oben abweichen, da die Kosten für einen solchen Baum zwischen 200 und 400 Euro liegen.“ Fazit: Die Experten raten aus Kostengründen vom Tiny Forest-Modell ab.

(köh/RP)
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