Aktion Tanzen lernen im heimischen Wohnzimmer

Die Tanzschule Heigl hat Video-Tanzkurse entwickelt, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bewegung bringen.

 Jürgen Heigl von der Tanzschule Heigl bietet Online-Tanzkurse in Zeiten von Corona an.

Jürgen Heigl von der Tanzschule Heigl bietet Online-Tanzkurse in Zeiten von Corona an.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Möbel zur Seite, und schon ist Platz für Discofox, Dance4Fans und Kindertänze in der Wohnung. „Mehr als zwei mal zwei Meter, bei manchen Figuren auch mal mehr oder weniger, braucht man nicht“, sagt Tanzschul-Chef Jürgen Heigl. Wichtig nur: Der freie Blick auf den Laptop oder den internetfähigen TV. Denn gemeinsam mit seiner Frau Mara Richter, zuständig für den Kinder- und Jugendbereich, und dem Team wurden in den drei Wochen vor den Osterferien Video-Tanzkurse für das heimische Wohnzimmer entwickelt und abgedreht.

Dann ist die betrübte Stimmung im Spiegelsaal der Tanzschule vielleicht nicht mehr so schlimm, die Tänzer fehlen hier trotzdem. „Wir sind unfassbar traurig, dass wir momentan nicht arbeiten können. Wir lieben unseren Job und und freuen uns, wie unsere Kunden bei uns vom Alltag abschalten können. Das fehlt uns im Moment sehr.“ Als Selbstständiger müsse man jedoch Kreativität, Flexibilität und Kampfgeist an den Tag legen. Im Angebot sind nun Kurse vom Kindertanz (ab drei Jahren) über Dance4Fans bis zu Paartänzen, allesamt in unterschiedlichen Leistungsstufen, mit Stundenplan und Leistungsprüfungen. „Wir machen uns in den Videos sehr viele Gedanken um den Lehrauftrag. Wo sind die Stolpersteine? Wie sind die besten Ansichten? Noch wichtiger als reine Schritte und Technik ist uns aber die persönliche Ansprache, um damit ein Stück Jürgen, Mara oder der anderen Tanzlehrer zu den Kunden ins Wohnzimmer zu transportieren.“

Ein zweitägiges Jugendtanzevent in Heiligenhaus mit 1000 Tänzern aus ganz Deutschland musste ebenso abgesagt werden wie der Tanz in den Mai, Parties, Heiligenrock, Saalvermietungen und Workshops, das ist auch wirtschaftlich eine Herausforderung. In der Frühsaison wird üblicherweise der Kundenstamm für das gesamte Jahr aufgebaut, auch Einnahmen aus der Gastronomie fehlen.

Über ein Online-Tanzkursportal, das auf Anfrage zugeschickt wird, kann man sich anmelden, ab dieser Woche gibt es auch Live-Unterricht. „Wir haben seit Erstausstrahlung schon über 4000 Logins.“ Dafür gibt’s zum Beispiel Videos von den drei- bis fünfjährigen Zwergenrockern zurück, die vor dem TV abgehen. „Tanzen“, sagt Heigl, „bedeutet Lebensfreude und setzt Endorphine frei. Diese Glückshormone benötigen wir gerade in solch schweren Zeiten extrem, da sie helfen, uns aus diesem neuen ungewohnten Alltag rauszuholen, und sie stärken unser Immunsystem und erhalten unsere psychische und physische Gesundheit.“ Tanzen, das sei Bewegung, Sport und Emotionen. „Und es macht gute Laune. Die Musik tut uns gut, und die Jugendlichen tanzen und üben‚ gemeinsam über Videokonferenzformate, die Erwachsenen treffen sich abends im Wohnzimmer oder im Garten und verbringen gemeinsam wertvolle Zeit, die sie zumindest kurz vom schwierigen Alltag ablenkt.“ Der direkte Kontakt sei aber, so spüre man gerade sehr deutlich, nicht zu ersetzen. Heigl: „Wir werden in Zukunft noch mehr schätzen können, was wir für einen tollen Beruf haben und dass auch unser Glücksgefühl ohne Live-Kunden ein ganz anderes ist.

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