Tag des offenen Denkmals in Ratingen Wo Vespas und Fahrräder gebaut wurden

LINTORF · Am Tag des offenen Denkmals gab es Führungen durch die Hoffmann-Werke in Lintorf. Auch Schloss Landsberg und der Dicke Turm konnten gestern besichtigt werden.

 ZumTag der offenen Tür kamen die Hoffmann-Freunde Siebengebirge und der Hoffmann Rennstall aus Bad Homburg.

ZumTag der offenen Tür kamen die Hoffmann-Freunde Siebengebirge und der Hoffmann Rennstall aus Bad Homburg.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Das alte Walzwerk am Breitscheider Weg ist eines der wenigen erhaltenen Industriedenkmäler in Lintorf. „Das Werk ist ein außerordentlich markanter Ort, an dem zwei Visionäre in der Nachkriegszeit große Ideen entwickelt und angefasst haben. Es wurde ein

Zeichen des Aufbruches mit der Erfindung der ersten vollautomatischen Waschmaschine und der Erneuerung von Mobilität nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg an diesem Ort entwickelt“, sagte Walburga Fleerman-Dörrenberg vom Verein der Lintorfer Heimatfreunde (VLH).

1946 übernahm Jakob Oswald Hoffmann das Werk und baute fortan dort Fahrräder und die legendären Vesparoller. Nachdem die Hoffmannwerke nach Lizenzstreitigkeiten den Betrieb einstellen mussten, kam Peter Pfennigsberg aus Oberkassel nach Lintorf, um in den Werken seine Erfindung, die erste Vollautomatische Waschmaschine mit Bullauge als Firma Constructa im großen Stil zu bauen, bis die Firma im Jahre 1969 nach Berlin umsiedelte.

Am Denkmaltag kamen auf Einladung des VLH die Hoffmann-Freunde Siebengebirge und der Hoffmann Rennstall aus Bad Homburg nach Lintorf. Die beiden Interessengemeinschaften präsentierten vor dem ehemaligen Herstellungsort alte Maschinen, allesamt liebevoll gehegt und gepflegt und fachmännisch restauriert. Schnell waren die „Hoffmänner“ und ihre Ausstellungsstücke von den Besuchern umlagert, die neben den alten Maschinen auch Fotos, Dokumente und Zeitungsartikel von damals bewunderten. Auch Zeitzeugen von damals kamen vorbei, wie Susanna Jesiorek, die in der Buchhaltung der Hoffmannwerke gearbeitet hatte und dort ihren zukünftigen Mann kennenlernte. Oder Helga Middendorf, die sieben Jahre in der Fahrradproduktion tätig war. Sie konnte die Sammlung der Hoffmann-Freunde und natürlich auch die des VLH durch alte Dokumente, wie zum Beispiel ihr damaliges Kündigungsschreiben, erweitern.

Viel zu erzählen hatte auch Dieter Liere. Der ehemalige Lintorfer Elektroeinzelhändler hatte seinerzeit bei Constructa gearbeitet. Mit ein paar Kollegen von damals berichtete er von 1958, als in Lintorf die ersten Waschmaschinen produziert wurden, die so schwer wie ein Kabinenroller waren und im Boden verschraubt werden mussten, von den

turbulenten Jahren der Folgezeit, an der an drei Bändern gleichzeitig verschiedene Geräte produziert wurden, bis hin zu der Verlegung des Werkes nach Berlin. Auch er brachte Informationsmaterial und viele Anekdoten aus der „Constructa-Zeit“ mit. So erzählte er, dass die Mitarbeiter in der Lackiererei damals Bezugsmarken für Milch bekommen hatten, um ihren Calziumhaushalt aufzufüllen. „Diese Marken wurden aber gerne gesammelt, denn sie waren auch eine gern gesehene Währung in Lintorfs Wirtschaften, wo die Belegschaft gerne einmal gefeiert hatte“, berichtete Liere.

Neben den Hoffmann-Werken gab es gestern auch Führungen durch Schloss Landsberg und den Dicken Turm.

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