Ratingen Szenen zu Gründonnerstag

Ratingen · Der Hochaltar von St. Peter und Paul zeigt zwei Szenen, die sich direkt auf den heutigen Tag beziehen: die Fußwaschung und das letzte Abendmahl. Der Düsseldorfer Josef Reiß gestaltete 1894 den geschnitzten Altar.

Noch ist der Blick auf den Hochaltar in St. Peter und Paul von einem großen Tuch versperrt, genau wie die zahlreichen anderen Statuen in der Kirche derzeit von weißen Tüchern verhüllt werden. Dabei zeigt der aufwändig geschnitzte und gotisch verzierte Hochaltar zwei Szenen, die auf den heutigen Gründonnerstag hinweisen: die Fußwaschung und das letzte Abendmahl, bevor Jesus am darauffolgenden Tag, dem Karfreitag, schließlich gekreuzigt wurde.

Wenn man vor ihm steht, erhebt sich der Hochaltar in imposante Höhen mit zahlreichen Details, die sich erst bei näherem Hinsehen erschließen. 1894 wurde der Altar mit drei Stufen gebaut, die vierte wurde später hinzugefügt. Die untere Stufe besteht aus Sandstein, in die ein Relief eingemeißelt ist. Es zeigt den Abend vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, an dem gemeinsam das Paschalamm gegessen wurde. 40 Jahre hatten die Israeliten in der Sklaverei in Ägypten gelebt, daher stammen die 40 Tage der Fastenzeit.

Darüber ist der Tabernakel mit seinen beiden Türen zu sehen, verziert mit Engelfiguren und vergoldetem Dekor. Ein Stufe höher sind schließlich die beiden Szenen zu sehen, links die Fußwaschung und rechts das letzte Abendmahl.

Dieses erinnert stark an das berühmte Bild von Leonardo da Vinci und ist in gewohnter Weise angeordnet. In der Mitte hinter dem Tisch ist Jesus mit zu Gebet erhobenen Augen zu sehen, neben ihm sitzt der junge Johannes. Links vorne erkennt man Petrus mit dem Schlüssel in der Hand. Neben ihm ist Judas zu sehen, als Zeichen seines Verrats hält er einen Beutel mit Geld in der Hand. Etwas unbekannter als das letzte Abendmahl ist die Szene der Fußwaschung, als Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Im in St. Peter und Paul dargestellten Werk sieht man, wie er Petrus die Füße wäscht, während dieser deutliches Unbehagen zeigt und die übrigen Jünger sich neugierig über den Tisch beugen. Denn normalerweise war dies eine Arbeit, die von Dienern verrichtet wurde. Dass Jesus selbst dient und sich erniedrigt, wird als Zeichen für das Kommende interpretiert, Jesus opfert und erniedrigt sich.

Rechts und links neben dem Altar sind die beiden Patrone der Kirche zu sehen, Petrus und Paulus. Der gesamte Hochaltar ist thematisch eingebunden in das halbrunde Bodenmosaik davor, das die Erschaffung der Welt zeigt. In dem Mosaik sind die ersten sechs Tage der Schöpfung zu sehen, der Altar füllt den Platz für den siebten Tag aus.

1894 wurde der Bau des Hochaltars vom damaligen Kirchenvorstand beschlossen, zuvor war die Kirche bereits mit Seitenschiffen und dem Hochchor erweitert worden.

Insgesamt kostete der Hochaltar damals 6000 Mark, eine immens hohe Summe für diese Zeit. Die Hälfte davon wurde durch Spenden von Ratinger Familien finanziert.

(cebu)
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