Heiligenhaus Studenten planen die Stadt der Zukunft

Heiligenhaus · Am Ende eines dreitägigen Workshops steht die Ideensammlung. Ziel ist der "Masterplan Oberstadt Heiligenhaus".

 In Gruppen stellten die jungen Stadtplaner ihre Ideen vor. Das dreidimensionale Modell der Innenstadt kam bei Rebecca Giesinger (vorn) und Veronika Nohl ebenso zum Einsatz wie der gewohnte Stadtplan.

In Gruppen stellten die jungen Stadtplaner ihre Ideen vor. Das dreidimensionale Modell der Innenstadt kam bei Rebecca Giesinger (vorn) und Veronika Nohl ebenso zum Einsatz wie der gewohnte Stadtplan.

Foto: Achim Blazy

Die Ebene vier der Hochschulräume am Höseler Platz ist üblicherweise angehenden Ingenieuren vorbehalten, Technikern. Maschinenbauern. Gleich neben dem "Labor für Regelungs- und Fahrzeugsystemtechnik" gab es jetzt drei Tage lang akademisches Kontrastprogramm: Angehende Stadtplaner beschäftigten sich mit besonderen Perspektiven der Innenstadt. Und das mit Weitblick: Im Herbst werden sie wiederkommen und ihren "Masterplan Oberstadt Heiligenhaus" präsentieren. Ideen dafür haben sie genug, wie sich bei den Gruppenpräsentationen zeigt. Und zusätzlichen Input liefern während des gesamten Prozesses die städtischen Chefplaner Harald Flügge und Siegfried Peterburs.

 Die Hitzbleck-Industriebrache ist einer der markantesten Flächen, um die sich die Planer intensiv kümmern.

Die Hitzbleck-Industriebrache ist einer der markantesten Flächen, um die sich die Planer intensiv kümmern.

Foto: A. Blazy

Unter eher sperrigen Begrifflichkeiten wie "Entwicklung einer neuen Nutzungsballung" sind dabei ungewohnte Dinge gern gehört. Denn sowohl der federführende Hochschullehrer Prof. Andreas Fritzen (Bochum) wie die beamteten Stadtplaner können zurecht darauf setzen, dass sich die Nachwuchsplaner ohne irgendwelche auferlegten Zwänge in der Stadt umsehen und Ideen entwickeln. Speziell mit Blick auf die Hitzfeld-Industriebrache mitten in der Stadt kommen Ideen auf den Tisch von einem Kunst- und Kulturzentrum, einem Programmkino bis hin zu Werkstätten und Wohnungen.

"Planen mit akademischer Freiheit, aber ohne den Bezug zur Praxis zu verlieren", nennt Fritzen das. Dass es um wirklich mehr geht, als um die akademische Entwicklung von Wolkenkuckucksheim lässt sich in der Stadt bereits jetzt erkennen. So ist die komplette Neugestaltung des Areals rund um die alte Kirche nicht zuletzt auf vorangegangene studentische Workshops und deren Ergebnisse zurückzuführen.

Die Leitfrage für die Stadtplaner bleibt: "Was macht die Adresse Heiligenhaus aus?" Für Peterburs sind das zum Beispiel Ost-West-Achsen wie die, die künftig von der Hochschule bis zum Alten Bahnhof reichen werden. "Das Hitzfeld-Areal liegt da mittendrin, wir dürfen da bei der Bebauung keine Banalitäten zulassen", so sein Credo.

Die Studenten selbst sehen den Einsatz in der für sie unbekannten Stadt positiv: "Uns werden hier viele Dinge ermöglicht: Freiflächen zu überplanen zum Beispiel ist eine reizvolle Sache", sagt Nadine Schultze.

Freiflächen und Leerstände — das sind Kernpunkte, die den Gästen ins Auge fallen. Daraus ergeben sich für sie weitere Überlegungen. Was wird nicht mehr gebraucht? Und: "Muss noch mehr Fläche in der Innenstadt versiegelt werden?

Am Ende des Workshops gestern ist es noch zu früh für tiefgehende Antworten auf Kernfragen. Zumindest aber Laptops voller Ideen nehmen die Teilnehmer in den Uni-Alltag mit zurück. Es ist dabei nicht ihre Sorge, ob dereinst tatsächlich ein Hochseilgarten entstehen wird an der einen Stelle oder ein Naturfreibad an der anderen. In Heiligenhaus geht es ihnen um das Ausloten von Möglichkeiten, nicht um Gedanken ans deutsche Baurecht oder gar an Vorhaben-Budgets. Was entstehen soll, benennt Fritzen so: "Entwürfe, mit denen eine Stadt planen kann". Für die gibt es dann auch Noten.

(RP)
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