Ratingen Streit um Ausbau der L239

Düsseldorf · Die Mettmanner Straße durchs Schwarzbachtal auf Ratinger Gebiet zu befahren, das ist Natur pur. Noch. Denn Verwaltung und der Kreis wollen die letzte Idylle ausbauen, wie in Mettmann. Doch es gibt Widerstand.

 Die Sanierungsarbeiten beginnen.

Die Sanierungsarbeiten beginnen.

Foto: RP/Blazy

Sie nennt sich L 239. Doch sie ist nicht irgendeine Landstraße, sondern zählt zu den schönsten der Region: die Mettmanner Straße, die von Ratingen in die Kreisstadt führt. Oder anders ausgedrückt, die von der Ausfahrt A 44 in Ratingen auf die B 7 führt.

Schmal, verwinkelt, enge Kurven, geht sie durchs Schwarzbachtal. Schnelles Auto- oder Motorradfahren läuft nicht, Tempo 30 ist angesagt. Noch. Denn wenn es nach den Plänen der Verwaltung der Städte Mettmann, Ratingen und des Kreises geht, soll es eine neue Trasse geben, auf der sich die Autofahrer schneller fortbewegen können. Die so genannte L 239.

Den Bau der neuen Trasse wollen die Städte Ratingen, Mettmann und der Kreis mit 3,5 Millionen Euro vorfinanzieren. Die Trasse wiederum soll zirka 800 bis 1000 Meter weiter südlich gebaut werden. Größer und breiter, damit es eine direkte Anbindung zur L 239 auf Mettmanner Gebiet gibt, die bereits seit mehr als zehn Jahren als Schnellstraße dient.

Doch nicht alle sind für den Ausbau der neuen Straße. Neben der Ratinger SPD und den Grünen hat sich inzwischen eine Art Initiative gebildet. Drei Bürger haben bereits gegen den weiteren Ausbau der der L 239 geklagt, konkret gegen den Planfeststellungsbeschluss vom Dezember 1976. Denn seit rund 30 Jahren kommt die Diskussion um den Ausbau der idyllischen Route immer wieder hoch. Während die Stadt Mettmann sich also schon vor Jahren für den Ausbau aussprach und ein Teil der alten Straße stillliegt, ist an der Stadtgrenze zu Ratingen mit Raserei und breiten Trasse Schluss. Besonders betroffen ist davon seit Jahren das mehr als 300 Jahre alte Fachwerkhaus, in dem sich das Traditions-Restaurant Zur Hütte befindet - das heute in einer Sackgasse liegt. Inzwischen kocht dort ein Grieche.

Einer der größten Gegner des Ausbaus der idyllischen Straße ist der Ratinger Fraktionschef der SPD, Christian Wiglow, der inzwischen mehr als 6000 Unterschriften gesammelt hat. "Rettet das Schwarzbachtal”, lautet nicht nur seine Devise, sondern auch die der übrigen Befürworter dieses malerischen Landstrichs, bei dem es an blühenden Rapsfeldern und die kleine Schatten spendende Allee am Schwarzbach vorbei geht. Der Reitstall und der ehemalige Forellenhof mit dem mit Reet gedeckten Dach sind weitere Attraktionen entlang der Route. Und wer aus Richtung Mettmann ins Tal fährt, hat auf der Höhe den schönsten Blick auf Ratingen. Bei klarer Sicht kann er sogar kilometerweit ins Bergische Land blicken.

Die Straße ist so eng, dass man bei Gegenverkehr fast halten muss, erst recht, wenn der Rheinbahnbus durchs Tal fährt. Deshalb ist auch nur Tempo 30 erlaubt. Argumente für und gegen den Ausbau gibt es ausreichend. Eine Entscheidung, wann der erste Spatenstich eventuell erfolgt, ist vorerst nicht in Sicht. Denn drei Bürger haben gegen den Ausbau geklagt. Der Fall liegt jetzt beim Oberverwaltungsgericht in Münster. Die Kläger sind gewillt, vor den Bundesgerichtshof zu gehen. Das kann noch Jahre dauern. So lange geht die Fahrt mit Tempo 30 bis zur Mettmanner Stadtgrenze weiter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort