Heiligenhaus und der Zertifikatehandel Stadtwerke setzen auf klimaneutrales Gas

Heiligenhaus · Unterm Strich gilt nach komplizierter Berechnung: Die Stadtwerke verkaufen klimaneutrales Erdgas. Dafür stehen Zertifikate. Eine Urkunde gibt es auch.

 Gasverkauf geht klimaneutral – das haben Stadtwerke-Geschäftsführer Scheidtmann (r.) und Aufsichtsratschef Beck schriftlich.

Gasverkauf geht klimaneutral – das haben Stadtwerke-Geschäftsführer Scheidtmann (r.) und Aufsichtsratschef Beck schriftlich.

Foto: Fries, Stefan (frs)

Mit Besorgnis verfolgt die Stadtwerke-Geschäftsführung aktuell die Turbulenzen auf dem weltweiten Gasmarkt. Was nichts daran ändert, dass man sich gemeinsam mit dem Aufsichtsrat Gedanken über ein Ziel vor Ort gemacht hat: Klimaneutralität für das städtische Gasangebot. Ausweislich einer Urkunde ist dieses Ziel erreicht. Mit dem für die Kunden sicher nicht unbedeutenden Aspekt: „Wir werden die Kosten für dieses Projekt – es geht um einen ein höheren fünfstelligen Betrag pro Jahr – nicht auf unsere Kunden umlegen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Scheidtmann.

Die Berechnungen, die das erwünschte Ergebnis brachten, stehen für einen Mosaikstein von Globalisierung. Denn der Fachbegriff „klimaneutrales Gasportfolio“, wie Scheidtmann es nennt, bedeutet nicht, dass in Heiligenhaus urplötzlich weniger oder anderes Gas verbrannt würde als irgendwo sonst auf der Welt.

Stattdessen geht die Rechnung so: Die Stadtwerke haben, entsprechend dem Energieverbrauch ihrer Kunden, Zertifikate des Klimaschutzprojektes „Wasserkraft erzeugt saubere Energie“ erworben. Sie gelten als Verrechnungseinheit dafür, dass die Heiligenhauser durch ihren Gasverbrauch für CO2-Emissionen in der Größenordnung von knapp 25.000 Tonnen sorgen.

„Das Projekt ist durch den TÜV Nord und VCS (Verified Carbon Standard) zertifiziert“, sagt Scheidtmann. Das stehe für einen Standard, dem er eine Reihe guter Eigenschaften zuschreibt: „Die Emissionsminderungen sind real, messbar, permanent, von Dritten geprüft, einzigartig, transparent und konservativ berechnet.“

Das Geld, das über den Zertifikatehandel herein kommt, wird dazu verwendet, alte Kraftwerke vom Netz nehmen zu können, sofern sie noch auf fossile Energieträger setzen. Die Heiligenhauser Zertifikate leisten ihren Beitrag dazu, dass dies für ein Kohlekraftwerk in Nordindien geschieht. Es wird durch ein Wasserkraftwerk ersetzt. Das ist auch deswegen von Nutzen, weil Kohlekraftwerke für enorme Schadstoffbelastung der Luft sorgen. Das führt zusätzlich zu erheblichen Gesundheitsrisiken für die Menschen in der näheren Umgebung.

Der direkte Vergleich: 24.192 Tonnen CO2 entstehen jährlich in Heiligenhaus durch das Verbrennen von Gas. Das indische Kohlekraftwerk, das auf Sicht vom Netz genommen werden soll, stößt pro Jahr mehr als 3,5 Millionen Tonnen CO2 aus.

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