Unterwegs im Nonnenbruch Hier denkt man hoch hinaus und weit voraus

Heiligenhaus · Dicht besiedelt, nah am Stadtzentrum – und trotzdem irgendwie eine kleine Welt für sich. So präsentiert sich der Nonnenbruch. Der Bürgerverein kann über Mangel an Themen nicht klagen. Über Mangel an Arbeit auch nicht.

 Angelika Binkowski-Nimmert im Büro der Stadtteilsozialarbeit.

Angelika Binkowski-Nimmert im Büro der Stadtteilsozialarbeit.

Foto: Achim Blazy (abz)

Der Gast im Stadtteil, speziell, wenn er aus einer Stadt im Umland kommt, kriegt vor seiner Abfahrt ganz sicher eine Frage mit auf den Weg: „Nonnenbruch? Nonnenbruch in Heiligenhaus? Mit dem Namen muss es doch etwas Besonderes auf sich haben...“. Kann sein. Nur wissenschaftlich erforscht ist der Ursprung nicht. Der ehemalige Stadtarchivar Hartmut Nolte schloss allerdings interessanterweise aus, dass der Name in Zusammenhang mit katholischen Ordensschwestern stehe. Man weiß nur, dass der Ursprung des Namens bis ins frühe 15. Jahrhundert zurückreicht. Und das am Beginn der Königsberger Straße das „Nonnenhaus“ stand. 1972 wurde es abgerissen.

In dieser Hinsicht also muss der Besucher ungetröstet wieder abfahren. Trotzdem gibt es binnen relativ kurzer Zeit relativ viel zu lernen im Nonnenbruch. Vorausgesetzt, man verabredet sich mit Mitgliedern des überaus rührigen Bürgervereins.

 Heinz-Peter Schreven vor dem Caritas-Kindergarten, der abgerissen und durch eine neue Kita ersetzt wird.

Heinz-Peter Schreven vor dem Caritas-Kindergarten, der abgerissen und durch eine neue Kita ersetzt wird.

Foto: Achim Blazy (abz)

Dessen Arbeit ist seit Jahrzehnten verbunden mit einem Namen: Angelika Binkowski-Nimmert. Wobei nicht leicht auszumachen ist, in welcher Funktion sie in Sachen Nonnenbruch gerade den Hut auf hat. Denn neben den Jahrzehnten als Bürgervereinsvorsitzende ist sie Angestellte des Netzwerks Heiligenhaus, managt in ihrem Büro an der Königsberger Straße im Rahmen eines Minijobs ein gewichtiges Stück Stadtteilsozialarbeit. Sie  berät Wohnungssuchende und kümmert sich, unterstützt von Dolmetschern für Bulgarisch und Rumänisch, um Fragen des Ausländerrechts. Und um Fragen der Wohnungssuche. Viel Aufhebens macht sie nicht davon: „Die Arbeit ist anstrengend, bringt aber was.“ Die Büromiete zahlt die Stadt.

 Dirk Szonn (links) und Rainer Nimmert unterwegs am neuen Spielplatz, dessen Bau sich wegen Corona verzögert hat. Die Eröffnung steht jetzt aber kurz bevor.

Dirk Szonn (links) und Rainer Nimmert unterwegs am neuen Spielplatz, dessen Bau sich wegen Corona verzögert hat. Die Eröffnung steht jetzt aber kurz bevor.

Foto: Achim Blazy (abz)

Große Erwartungen knüpft man im Viertel an ein Vorhaben, das gemeinsam mit der Caritas im Kreis Mettmann als Träger umgesetzt wird. Die alte Kita, Baujahr 1973, wird abgerissen, an gleicher Stelle entsteht ein Neubau. „Die Endplanungen laufen“, sagt Heinz-Peter Schreven. Es wird ein Familienzentrum entstehen, in dem auch verstärkt Seniorenbetreuung angeboten werden kann. Zusätzlich soll es neue Angebote für junge Menschen mit Migrationshintergrund geben. Damit stünde auch die Stadtteilsozialarbeit auf einem neuen Fundament. Im Blick hat man hierbei die Entwicklung im Nachbar-Stadtteil Oberilp. Dort wurde die Stadtteilsozialarbeit vor langen Jahren aufgebaut und trug Früchte.

Der Blick Richtung Oberilp wirkt auch bei einem weiteren Thema als Impulsgeber: Der Zustand des 13-stöckigen Hochhauses nahe dem Werkerhofplatz mit seinen 13 mal acht Wohnungen macht dem Bürgerverein seit langer Zeit Kummer. Gebaut 1959, gilt Anliegern und Beobachtern der Bau als marode. Eine Idee aus dem Verein: „Die Stadt könnte das Ganze kaufen und abreißen“, heißt es. Hierzu habe es in der Oberilp ja Vorbilder gegeben. Zugleich setzt man hinter diese Idee aber ein Fragezeichen. Ist das überhaupt machbar? Zumindest ist Binkowski-Nimmert mit dem Technischen Beigeordneten Andreas Sauerwein auf das Thema zu sprechen gekommen. Es ist also oben in der Verwaltung platziert. Vereinsmitglied Thorsten Thus stellt trocken fest: „Im Hochhaus wohnen, das ist nicht modern.“ Dirk Szonn nennt Details: „Die Wohnsituation dort ist ein Desaster, schon seit Jahren.“

Zwei vergleichsweise idyllische Themen sind noch in Arbeit. Zum einen soll das Projekt „Blumenwiese“ an der Stettiner Straße neu in Angriff genommen werden, nachdem die Corona-Epidemie dem Fortgang der Arbeiten zeitweise einen Riegel vorgeschoben hatte. Die Epidemie war es auch, die für Verzögerungen beim neuen Spielplatz nahe dem alten Familienzentrum sorgte. Der steht nun kurz vor der Öffnung.

Und dann wäre da noch ein Auftrag, der unter beiderseitigem Augenzwinkern zwischen Binkowski-Nimmert und Landrat Thomas Hendele in den Raum gestellt  wurde: „Der Landrat hat mich dringend gebeten, meine Chronik des Nonnenbruchs weiter zu schreiben.“ Der erste Band erschien 2009. Damals wurde der Nonnenbruch 50 Jahre alt.

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