Bücherei in Ratingen Bücherei in West komplett umgestaltet

West · Nach zweimonatiger Umbauzeit begrüßt die Stadtteilbücherei am Berliner Platz die Kunden in modernisierten Räumlichkeiten. Eine neue Möblierung sorgt für eine freundlichere Atmosphäre.

 Büchereileiter Tim Tobias (l.) und Patrick Anders, Leiter des Kulturamtes, in einer der neu gestalteten Leseecken.

Büchereileiter Tim Tobias (l.) und Patrick Anders, Leiter des Kulturamtes, in einer der neu gestalteten Leseecken.

Foto: Achim Blazy (abz)

Heller, freundlicher und übersichtlicher sollte es werden. Die Einrichtung der Stadtteilbibliothek am Berliner Platz in West war in die Jahre gekommen „80er-Jahre-Charme“ beschreibt Büchereileiter Tim Tobias die einstige Einrichtung. „37 Jahre lang wurde hier nur punktuell nachgebessert.“ Jetzt gab es einen großen Rumdumschlag.

Rund zwei Monate wurde in den Räumlichkeiten gewerkelt. Dabei legte Tim Tobias an vielen Stellen selbst mit Hand an und brachte vor allem seine Ideen mit ein. „Die ersten Planungen erfolgten Ende 2019“, so Patrick Anders, derzeit auch für das Kulturamt verantwortlich. „Im April 2020 erhielten wir eine Zusage für Landesmittel.“ Daraufhin stieg die Stadt in konkrete Planungen ein. Im Frühjahr 2021 wurde die Maßnahme ausgeschrieben und jetzt umgesetzt.

Die Stadtteilbibliothek bekam einen neuen Anstrich – mit einer Ausnahme: das Wandbild eines Märchenschlosses, das vor vielen Jahren von der Jugendkunstschule gefertigt wurde, blieb auf Bitten der Nutzer erhalten. Ein neuer Teppich wurde verlegt, Sitzecken geschaffen und vor allem neue Regale angeschafft. Diese sind niedriger und „ermöglichen so dem Besucher einen Überblick über den gesamten Raum“, so Tobias. Die speziellen Büchereimöbel sind auf Rollen gelagert und können bei Bedarf – zum Beispiel für Veranstaltungen – bewegt werden. Das System ist jederzeit erweiterbar.

Sitzecken ermöglichen Besuchern künftig das Schmökern im Bestand der Bücherei. Aber auch Arbeitsplätze wurden eingerichtet. Diese sollen jungen Besuchern die Möglichkeit bieten, vor Ort zu lernen oder zu arbeiten. „Nicht jeder hat die Möglichkeit, zu Hause in Ruhe zu arbeiten“, so Patrick Anders. In gemütlichen Sitzecken können Gäste Vorlesern lauschen. Kinder finden einen eigenen Bereich mit Stöberkisten und Sitzecke vor.

Noch nicht ganz fertig ist ein spezieller Bereich für Blinde und Sehbehinderte. Bei der Technik gibt es derzeit noch Lieferschwierigkeiten. Alle Arbeitsplätze sind bereits mit Steckdosen ausgestattet. Wlan soll folgen.

„Die Bibliothek in Ratingen West hat einen besonderen Stellenwert“, so Tim Tobias. „Wir sehen sie eher als Stadtteilwohnzimmer mit inklusiv-integrativem Schwerpunkt.“ Patrick Anders ergänzt: „Wir möchten einladen zum Verweilen, zum Schmökern. Die Besucher sollen hier ohne Zugangshürden Zeit verbringen können.“

Genutzt wird die Bücherei vorwiegend von jungen Menschen und von Personen über 55 Jahre. Daran orientiert sich auch das Angebot. „Viel nachgefragt sind Krimis, Thriller und historische Romane – im weitesten Sinne Unterhaltung.“ Eine Auswahl an Zeitschriften, Lehrbücher für Deutsch als Fremdsprache und fremdsprachige Bücher ergänzen das Angebot der insgesamt rund 7500 Medien. „Was wir nicht im Bestand haben, können wir kurzfristig und unkompliziert im Medienzentrum oder in einer anderen Stadtteilbibliothek bestellen“, so der Büchereileiter. Eine enge Zusammenarbeit mit der Westdeutschen Bibliothek für Blinde, seh- und lesebehinderte Menschen in Münster ermöglicht auch Bestellungen von Hörbüchern.

Eine enge Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen im Stadtteil bringt jungen Lesern die Bücherei nahe. „Wir bieten Programm für Kinder unter drei Jahren an und stehen den Eltern mit Rat und Tat bei der Leseanimation zur Seite“, so Tobias. Fünfte Klassen können die Nutzung von Sachbüchern und der Bibliothek einmal jährlich bei einer Rallye kennenlernen. Darüber hinaus unterstützt die Bücherei beim Lesen und Verstehen von Texten.

„Jedes Kind in Ratingen soll mit Verständnis für Literatur aufwachsen“, wünscht sich Patrick Anders. Er glaubt: „Corona hat die Bedeutung einer Bibliothek noch einmal hervorgehoben.“ Nicht jeder finde in den eigenen vier Wänden die Ruhe zum Lernen, in der Bibliothek könnten sich auch Lerngruppen treffen, Nachhilfe organisiert werden oder Lernpaten mit ihren Schützlingen einen ungestörten Raum finden. Die Bücherei sei ein wichtiger Baustein bei der Förderung der Medienkompetenz. Ältere Besucher schätzen die persönliche Beratung und den Kontakt. Die Stadtteilbücherei West ist also weit mehr als eine Herberge für Lesestoff – sie ist ein unverzichtbarer Treffpunkt. Insofern war die Modernisierung ein folgerichtiger Schritt.

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