Ratingen Stadtmuseum: Kämmerer bremst die Leiterin

Düsseldorf · Ginge es nach Melanie Ehler, könnte das Museum der Stadt künftig werden, was es aktuell definitiv nicht ist: ein echtes Aushängeschild der Stadt, modern konzipiert und dennoch die Tradition bewahrend.

Gestern stellte die seit Oktober 2009 amtierende Museumsleiterin, die mit der Inszenierung der Goya-Schau bereits eine beeindruckende Marke gesetzt hat, ihre Ideen zur räumlichen und inhaltlichen Neupositionierung des Hauses im Kulturausschuss vor — und wurde sogleich von Stadtkämmerer Pesch gebremst, der die Kostenschätzung — rund eine Million Euro soll die komplette Umgestaltung inklusive Planung, aber ohne Fassadenarbeiten kosten — zwar für realistisch, vor dem Hintergrund der schwierigen Haushaltslage aber für nicht umsetzbar hält.

Damit wäre Ehler, die bei Amtsantritt schon ein Grobkonzept von der Leiterin des Düsseldorfer Stadtmuseums, Susanna Anna, vorfand (das ebenfalls eine Millionen Euro Umbaukosten veranschlagt), die Arbeitsgrundlage entzogen. Bloß dasitzen und das Elend verwalten, das ist Ehlers Sache nicht. Sie hat mit dem Haus viel vor, will vier klar strukturierte, räumlich und inhaltlich komplett überarbeitete, miteinander verknüpfte Abteilungen schaffen. Die Stadtgeschichte etwa soll multimedial verlebendigt werden und Ratingen in den Mittelpunkt stellen, nicht die übergeordnete Menschheitsgeschichte, wie es gegenwärtige der Fall ist.

Auch der laut Ehler überraschend wertvolle Kunstbestand des Hauses — Gemälde, Grafiken und Skulpturen von namhaften Künstlern wie Beuys, Warhol, Brüning und Oswald Achenbach, einem Vertreter der Düsseldorfer Malerschule darben im Museumsarchiv — soll künftig in einer eigenen Abteilung ständig gezeigt werden, in der auch der bislang stiefkindlich behandelte Informel-Künstler Peter Brüning einen Platz fände. Brüning lebte bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1970 in Ratingen.

Auch die Puppensammlung soll nicht aufgegeben, sondern, wenn auch in verkleinerter Form, neu inszeniert werden, etwa als begehbare Puppenstube. Außerdem soll sie mit den Sonderausstellungen verknüpft werden, von denen es künftig weniger geben wird, dafür aber echte Highlights, möglichst sogar vom Haus selbst konzipiert, um dessen Profil auch überregional zu schärfen. Der Kulturausschuss zeigte sich gestern kämpferisch. Das Museum solle nicht nur weiterbestehen, sondern attraktiver werden, was ohne zusätzliches Geld nicht zu machen sei. Jetzt sind kreative Köpfe gefragt, die es verstehen, Sponsoren zu locken.

(RP)
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