Architektur von morgen Ratinger besuchen „recycelbares“ Gebäude

Ratingen · Der Förderverein der Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford besuchte mit The Cradle ein außerordentliches Architekturprojekt im Düsseldorfer Hafen.

Der Förderverein des Museums Cromford besuchte das erste Bürogebäude in Hybridbauweise. Carsten Boell von Interboden führte die Gruppe über die Baustelle.

Der Förderverein des Museums Cromford besuchte das erste Bürogebäude in Hybridbauweise. Carsten Boell von Interboden führte die Gruppe über die Baustelle.

Foto: Förderverein Cromford

Der Förderverein der Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford besuchte ein außerordentliches Architekturprojekt im Düsseldorfer Hafen. Mit The Cradle entwickelten HPP Architekten für die Interboden Gruppe Düsseldorf das erste Bürogebäude in Hybridbauweise – damit sind sie in Deutschland und in Europa Vorreiter in Sachen Klimaschutz.

Ein Cradle-to-Cradle-Gebäude verwendet ökologisch erzeugte Energie und schaut auch auf die umweltfreundliche Produktion der Baustoffe. Ziel ist es, die Bestandteile des Bürogebäudes aus komplett recycelbaren Materialien herzustellen. Was das in der Realität zu bedeuten hat, erfuhren die Mitglieder der Freunde und Förderer des Industriemuseums exklusiv bei einer  fachkundigen Führung von Carsten Boell, Geschäftsführer der Interboden Gewerbewelten.

Das Hybridgebäude The Cradle besteht größtenteils aus rückbaubaren Materialien. Eine außergewöhnliche Holzfassade wird das Markenzeichen werden. Holzdecken, die CO2 binden, wirken sich neben dem eingesetzten Baustoff Lehm positiv auf das Raumklima aus.

Mit großer Leidenschaft und Enthusiasmus trug Carsten Boell die Puzzlesteine, die Daten und Fakten zusammen, die für die Entwicklung und Erstellung eines so außergewöhnlichen Bauwerks notwendig sind. Die Teilnehmer erlebten durch den anschaulichen und spannenden Vortrag den Wert der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft auch in der Baubranche. Keine toxisch belasteten Materialien kommen hier zum Einsatz – alles ist in späteren Jahren wieder verwertbar.

„Mit Hilfe des „Material Passports“, so Boell, „plant Interboden das Gebäude The Cradle als werthaltiges Rohstofflager.“ Der „Material Passport“, ein digitalisierter Bauteilekatalog, erfasst alle eingesetzten Materialien, wodurch ein genaues Zurückverfolgen der Materialien nach Art, Lebensdauer und Position möglich ist.

Da Baumaterialien aufgrund von wachsender Rohstoffverknappung einem stetigen Preisanstieg unterliegen, erhöht sich im Gegensatz zu der herkömmlichen Bauweise über die Laufzeit der Restwert des Gebäudes. Folglich müssen damit auch die steuerlichen Abschreibemöglichkeiten des Gebäudes zukünftig verändert werden.

Interessant war es für die Teilnehmer der Exkursion, dass es in dem Nachbarland, den Niederlanden, seit längerem bereits ein Materialkataster gibt. Diese Art des Zentralkatasters, in dem alle verbauten Materialien im Hinblick auf Recyclingfähigkeit, Gesundheitsklasse, Schadstoffgehalt, Trennbarkeit und CO2 Verbrauch erfasst werden, ist dort schon lange Standard.

Die Teilnehmer der Exkursion fühlten sich in ihrer Auffassung bestätigt, dass diese Art der Dokumentation von Wertstoffen das Beschaffen und Verwerten von unbelasteten, wiederverwertbaren Materialien Planungen im Baubereich erleichtert und durch die konsequente Handhabung damit Kosten minimiert werden können. Ein wesentlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit ist daher die Folge.

Die Führung durch den Rohbau des Gebäudes bis hinauf auf das obere Stockwerk begeisterte die Teilnehmer der Exkursion. Die Verschattung der Räume durch die Waben der Außenfassade, die Verarbeitung der Materialien aus Lehm und Holz sowie die energetischen Besonderheiten, die den Co2-Fußabdruck reduzieren, erzeugten großes Interesse und Faszination über die technischen Möglichkeiten, die es schon für klimaneutrales Bauen gibt.

Die Fertigstellung ist für den Herbst 2023 geplant. Zukünftige Nutzer sind nicht nur Büromieter. Zum geplanten Angebot gehören ein Elektro-Mobilitäts-Hub für Fahrräder, E-Scooter und E-Autos sowie ein erstklassiges Restaurant, das Schweizer Restaurant HATO, mit großer Außenbewirtschaftung in der Top-Lage am Wasser im Hafen.

„Jetzt werden wir dieses Gebäude, das weltweit Interesse erweckt, weiterhin mit großer Aufmerksamkeit begleiten und der Fertigstellung entgegenfiebern“, fasste ein Mitglied der Gruppe den Eindruck vom Besuch des imposanten Gebäudes The Cradle während des anschließenden gemeinsamen Essens in einem Restaurant am Hafen zusammen.

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