Liebfrauenschule Wie Wege von Polen und Deutschen sich kreuzen
Ratingen · Der Autor und Polen-Kenner Matthias Kneip war zu Gast in der Liebfrauenschule. Er sprach über Anknüpfpunkte zwischen beiden Ländern.
(RP/köh) Prominenter Besuch in der Liebfrauenschule: Dank der jahrelangen Partnerschaft zwischen der erzbischöflichen Realschule und dem Oberschlesischen Landesmuseum sowie der finanziellen Förderung durch das Kulturreferat Oberschlesien kamen rund 100 Jugendliche in den Genuss einer Lesung des Autors Matthias Kneip.
Dabei warb der Polen-Kenner mit humorvollen, spannenden und nachdenklichen Anekdoten für kulturelle Anknüpfungspunkte der beiden Nachbarstaaten. Soziale Verwurzelungen innerhalb ihrer Familien sind für zahlreiche LFS-Kids oft von besonderer biographischer Bedeutung: Denn von den in der Aula der Realschule anwesenden Schülern aus den Klassen 6a, 9b und 10a hatten immerhin sieben Jugendliche einen polnischen Migrationshintergrund. „In diesem Zusammenhang ist es auch nicht verwunderlich, dass der von unserer Schule in der 9. Jahrgangsstufe angebotene Schüleraustausch auf reges Interesse stößt“, berichtet die verantwortliche Lehrerin Annette Pieczyk stolz.
In seinen Schilderungen machte Matthias Kneip die Schülern mit konkreten kulturellen Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen den Nachbarländern vertraut. So berichtete er anschaulich aus eigener familiärer Erfahrung, dass es die weithin bekannte polnische Gastfreundschaft nicht erlaube, Freunden an der Haustüre über die Türschwelle hinweg – also zwischen Tür und Angel – die Hand zu reichen. Der Gast müsse vor der Begrüßung unbedingt erst ins Haus gebeten werden, um drohendes Unglück abzuwenden. Die Irritationen, die Kneips polnisch-stämmiger Vater bei den deutschen Freunden des Autors auslöste, als er dieses Ritual an der Haustür zwanghaft zu vollstrecken versuchte, nahmen die Jugendlichen mit einem Schmunzeln zur Kenntnis, zumal die kuriose Szenerie gleichzeitig im Rollenspiel plastisch vor Augen geführt wurde. Kneip machte den Schülern darüber hinaus deutlich, wie wichtig es ist, voneinander zu lernen und somit tief verwurzelten – oft in Witzen verankerten – Vorurteilen ihre fatale Wirkung zu nehmen. Dabei las er unter anderem aus seinem aktuellen Buch „111 Gründe, Polen zu lieben“ vor und regte die Schüler an, kulturell bedeutende Metropolen wie Danzig oder Krakau zu besuchen und nicht ausschließlich trendige touristische Mega-Hotspots zu bereisen und somit ungewöhnliche Lebenswege zu beschreiten.
Gutscheine, die das OSL an die LFS-Kids zum Besuch eines Escape-Rooms verteilte, werden zweifellos helfen, kulturelle Brücken zwischen polnischen und deutschen Schülern zu bauen. Solche sozialen Verbindungen zwischen den beiden Staaten seien dringend geboten: „Schließlich ist Polen das Land, in dem die meisten Menschen die deutsche Sprache lernen“, bilanzierte Kneip.