Ratingen Stadt wird Brennholz gratis abgeben

Ratingen · Verwertbares Holz soll an Sägewerke und Pelletproduzenten verkauft werden, um Kosten aufzufangen.

 Manfred Fiene, Leiter der Kommunalen Dienste, blickt auf den Berg von Sturmholz auf dem Bauhof an der Sandstraße. Nicht mehr verwertbares Holz, so Fiene, werde gratis abgegeben - aber das könne noch dauern.

Manfred Fiene, Leiter der Kommunalen Dienste, blickt auf den Berg von Sturmholz auf dem Bauhof an der Sandstraße. Nicht mehr verwertbares Holz, so Fiene, werde gratis abgegeben - aber das könne noch dauern.

Foto: Achim Blazy

Die in Düsseldorf heiß geführte Diskussion um die Verwertung des Sturmholzes hat auch in Ratingen zum Nachdenken angeregt. Anders als in der Landeshauptstadt denkt man in Ratingen jedoch nicht daran, das teilweise wertvolle Holz von städtischen Grundstücken an Kompostierungs-Gesellschaften zu verschenken: Die für Sägewerke brauchbaren Stämme werden verkauft. Laub und kleine Äste würden gehäckselt, um sie an Pellets-Produzenten zu verkaufen, so Manfred Fiene, Leiter des Amtes für Kommunale Dienste. Es gehe darum, die enormen Kosten durch den Sturm zu reduzieren. Eine Gratis-Abgabe komme nicht in Frage: So etwas würde sicherlich auch der Bund der Steuerzahler bemängeln.

Doch in einer "Goodwill-Aktion" solle auch der Ratinger Bürger etwas bekommen: Nicht mehr verwertbares Holz, das aber noch zum Beispiel für den Einsatz im Kaminofen taugt, werde gratis abgegeben. Allerdings erst nach völliger Beseitigung aller Sturmschäden: Die Verkehrssicherungspflicht habe oberste Priorität. In welcher Form man das Holz abgebe, darüber mache man sich noch Gedanken. Es würden aber im Stadtgebeit einige Ausgabestellen, meist dort, wo bereits jetzt das Sturmholz gesammelt werde, eingerichtet: zum Beispiel an der Sandstraße in West, am Sportplatz Neuhaus in Hösel, am Friedhof an der Straße Frommeskothen. "Sturmholz ist ein Wirtschaftsgut", betonte Fiene. Bei der Sichtung und Begutachtung der in Frage kommenden Stämme werde man Beratung durch Experten des Landesforstbetriebes in Anspruch nehmen. So würden beispielsweise die umgefallen Bäume aus dem Poensgenpark verkauft.

Doch die Stadt bleibt bei ihrer harten Linie, jegliche "Selbstbedienung" weiterhin zu verbieten und nötigenfalls auch zu verfolgen: "Wir lassen niemanden ins Sturmholz." Zum Einen sei für den Laien nicht erkennbar, wem das Holz eigentlich gehöre, zum Anderen sei es extrem gefährlich, im Sturmholz zu arbeiten. Aus diesem Grund seien beispielsweise Poensgenpark und Volkardeyer Park gesperrt. Auch die "Profis" arbeiteten dort teilweise unter Lebensgefahr. Auch bei Holzfällern gilt der Einsatz in vom Sturm verwüsteten Wäldern als besonders knifflig: Von oben drohen lose Baumkronen und schwere Äste, und unten stehen umgefallene oder in andere Baumkronen gestürzte Baumstämme oft unter höchster Spannung.

Die erste Schadensbilanz wurde in der jüngsten Ratssitzung präsentiert: Für die Aufräumarbeiten rechnet man mit Kosten in Höhe von 915 000 Euro. Es müssen etwa 10 000 Kubikmeter Holz beseitigt werden. Im Erholungspark Volkardey haben die Orkanböen ganze Gehölzpartien niedergelegt und schätzungsweise 150 bis 200 Bäume geschädigt. "Sehr gelitten hat auch der Straßenbaumbestand. In der alten Kastanienallee am Hauser Ring ist es zu massiven Kronenabrissen gekommen", so die Verwaltung. Die Kommunalen Dienste schätzen, dass bis 2000 Baume verloren sind. Schätzungsweise 4000 Bäume müssen einer Nachkontrolle unterzogen werden.

Der Rat folgte einem Antrag von Gerold Fahr (CDU), Ratinger Bürger unentgeltlich Holzbruch "in haushaltsüblichen Mengen" zur Verfügung zu stellen. Fahr: "Es ist nicht einzusehen, dass einerseits das - teilweise nicht ungefährliche - Einsammeln von städtischem Holzbruch verboten ist, anderseits das gesammelte Material mit Steuergeldern entsorgt werden muss. Durch die Verwendung als privates Kaminholz lassen sich öffentliche Kosten reduzieren und Bürger können den Holzbruch noch sinnvoll nutzen."

(jop)
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