Lintorf Stadt soll Deponie-Messungen prüfen

Lintorf · Der Bezirksausschuss Lintorf/Breitscheid kennt zwar die jüngsten Analysen, kann damit aber nichts anfangen.

 Jörg Maaßhoff (CDU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Lintorf/Breitscheid, steht an einem Schacht, aus dem Wasserproben entnommen wurden.

Jörg Maaßhoff (CDU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Lintorf/Breitscheid, steht an einem Schacht, aus dem Wasserproben entnommen wurden.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Seit Bekanntwerden der Pläne für eine Erweiterung der Mülldeponie nördlich der Waldseesiedlung schlagen die Wellen bei Anwohnern, der Bürgerschaft Breitscheid und in der Politik hoch. Lange gab es Rätselraten um die jüngsten Messwerte aus den Grundwasserbrunnen rund um die bestehende Alt-Deponie. Jörg Maaßhoff (CDU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Lintorf/Breitscheid, hat die Bezirksregierung Düsseldorf angeschrieben und eine lange Liste mit den jüngsten Messwerten bekommen. Problem: Mit den Werten könne man nichts anfangen, so Maaßhoff. Die Ergebnisse liegen zwar detailliert vor, doch es gebe weder die Sollwerte noch Angaben zu möglichen Überschreitungen.

Die umfangreichen Unterlagen, die Maaßhoff auf Anfrage von der Bezirksregierung zugeschickt bekam, stammen zum Teil vom Landesumweltamt. Auf den Lageplänen der Deponien (es gibt auch eine Deponie des Kreises nördlich des Autobahnkreuzes) sind auch genau die Beprobungsbrunnen eingezeichnet. Die Messergebnisse stammen von Untersuchungen im Februar und im Juni 2013. "Relativ frische Werte, mit denen man etwas anfangen kann", sagte Maaßhoff.

In einem Schreiben an Elisabeth Müller-Witt, SPD-MDL, hatte der Kreis Mettmann mit Bezug auf eine Auskunft der Bezirksregierung allerdings betont, dass es 2013 im Grundwasserstrom der Deponie Breitscheid II (Muscheid) "keine signifikanten Auffälligkeiten" gegeben habe. Werte wurden aber nicht genannt. Es gebe allerdings "angestautes Sickerwasser, das aus dem Deponiekörper austreten kann". Daher sei eine "dauerhafte Absenkung des Sickerwasserspiegels unterhalb des Grundwasserspiegels erforderlich." Darüber wird wohl noch mit dem Eigentümer juristisch gestritten. Maaßhoff betonte, dass es dem Bezirksausschuss nicht um Panikmache gehe, sondern um Aufklärung. "Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie es ums Grundwasser steht", sagte er mit Blick auf die "zahlreichen privaten Brunnen" in der Gegend. Die nahe Waldseesiedlung beispielsweise, so erinnert sich der Politiker, sei damals in einem Sumpfgebiet gebaut worden: "Gut möglich, dass das Grundwasser dorthin fließt."

Wichtig seien die Werte auch im Zusammenhang mit dem Regionalplan, der dort immer noch ein Deponiegebiet vorsieht: Sei mit der alten Deponie etwas nicht in Ordnung, müsse erstens gründlich saniert werden und zweitens die "Deponie aus dem Regionalplan fliegen". Wie berichtet kämpfen Stadt und Kreis seit Dezember darum, das Deponie-Gelände aus dem gültigen Regionalplan zu streichen.

Maaßhoff sieht dafür gute Chancen, denn früher hätten ganz andere Vorschriften gegolten — heute wäre "eine solche Müllkippe gar nicht mehr möglich." Ein Betreiber aus Duisburger hat bei der Bezirksregierung wegen der Errichtung einer weiteren Deponie der Klasse II angefragt. Einstimmig beschloss der Ausschuss, dass sich das städtische Umweltamt die Messwerte anschauen und allgemeinverständlich interpretieren soll — auch wenn die Stadt gar nicht zuständig ist. Zudem soll für die nächste Sitzung ein Vertreter der Bezirksregierung eingeladen werden. Maaßhoff will das Thema so lange bearbeiten, "bis wir vernünftige Angaben machen können".

Dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, darauf weisen die Ergebnisse der Sicht- und Geruchsprüfungen hin: Sie sind in den Protokollen ebenfalls vermerkt. Da ist von mittlerer bis starker Trübung der Proben die Rede, von schwarzer, brauner und grauer Farbe sowie von Schwefelwasserstoffgeruch. Bei den Werten vom Juni 2013 fällt unter anderem Uran ins Auge: Es seien 25 Mikrogramm (ug/l) pro Liter gefunden worden. Die Trinkwasserverordnung lässt nur 10 ug/l als Maximalwert zu. Arsen liegt mit 4,8 ug/l deutlich unter dem Höchstwert von 10 ug/l. Viele Stoffe liegen offenbar unter der Bestimmungsgrenze. Aber das hätte der Bezirksausschuss gerne schwarz auf weiß.

(jop)
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