Ratinger Jobs Zahl der Beschäftigten auf Höchststand

Ratingen · Ratingen ist als Arbeitsstandort attraktiver denn je. Wirtschaft und Politik wollen aus Einpendlern mehr Einwohner machen, doch dies gelingt nur bedingt. Im Stadtteil Ost könnte dies mit Hilfe eines neuen Bauprojektes funktionieren.

 In Ratingen Ost, hier die Balcke-Dürr-Allee, entstehen zahlreiche weitere Arbeitsplätze.

In Ratingen Ost, hier die Balcke-Dürr-Allee, entstehen zahlreiche weitere Arbeitsplätze.

Foto: Achim Blazy (abz)

Zielgerichtete Wohnungspolitik in Ratingen ist seit vielen Jahren ein Sorgenkind. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ist groß. Olaf Tünkers, der Vorsitzende des Unternehmensverbandes Ratingen (UVR), betonte, dass man aus Einpendlern mehr Einwohner machen müsse – was bisher nur bedingt gelingt.

Die aktuelle 28. Ausgabe des Statistischen Jahrbuchs der Stadt passt da mit einer Kernaussage trefflich ins Bild. Mit 45.769 Beschäftigten erreichte die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Ratingen im Jahr 2020 einen neuen Höchststand. Davon arbeiteten am Wohnort 33.213 Menschen.

Das Ziel ist klar: Man will mehr Menschen in der Stadt halten, ihnen einen neuen Lebensmittelpunkt anbieten. Und es gibt Lichtblicke: Die Planungen sind sehr konkret und sollen für einen Infrastruktur-Schub im Stadtteil sorgen. Insgesamt rund 130 Wohnungen verschiedener Größe sollen in Ratingen Ost auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik an der Homberger Straße entstehen. 25 Prozent des neu geschaffenen Wohnraums (bezogen auf die Gesamtfläche) müssen sozial gefördert sein.

Außerdem werden in unmittelbarer Nähe zum Edeka-Markt Räume für Büros und Dienstleistungen, Kunst, Kultur und Gastronomie errichtet. Der Rat der Stadt hat bereits grünes Licht für die Fortführung der Bauleitplanung gegeben.

Der B-Plan Ost 216 umfasste ursprünglich das gesamte Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik, war dann aber 2013 geteilt worden. Teil eins wurde bereits durch den Umbau des alten Fabrikgebäudes in einen Supermarkt realisiert. Teil zwei war umgeplant worden, da im Zuge des Verfahrens die Dringlichkeit, Wohnraum zu schaffen, immer deutlicher zu Tage getreten war.

In den ersten Entwürfen war der gewerbliche Anteil im Plangebiet deutlich größer. Ein späterer Entwurf, der bereits den Schwerpunkt Wohnen verfolgte, wurde jetzt mit dem Ziel einer geringeren Verdichtung überarbeitet.

Die Ratinger Maschinenfabrik und Eisengießerei war 1978 nach mehr als 80 Jahren Betrieb an der Homberger Straße stillgelegt worden. Danach wurden die Hallen und Gebäude durch Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe genutzt. Im weiteren Verlauf setzte im industriell geprägten Ratinger Osten allmählich ein Strukturwandel ein, der letztlich in das „Städtebauliche Konzept Ratingen Ost“ von 2008 mündete. Damit legte die Ratinger Stadtplanung Eckpunkte für eine kontrollierte Entwicklung dieses wichtigen Gebiets fest.

„In unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs Ratingen Ost entsteht ein lebendiges und urbanes Stadtviertel“, sagte Petra Cremer, die neue Technische Beigeordnete. Die Überplanung der ehemaligen Maschinenfabrik ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Die Stadtgeschichte soll trotz aller Neuentwicklung sichtbar bleiben. Neben dem alten Fabrikgebäude, in dem schon seit mehreren Jahren ein Supermarkt untergebracht ist, bleiben auch die denkmalgeschützte Putzerei mit dem zeittypischen Sheddach und das Trafohäuschen erhalten. In der Halle ist eine gastronomische Nutzung geplant, während das Trafohäuschen eine Zukunft als Domizil für ein Start-up-Unternehmen mit besonderer Adresse haben könnte.

Ein L-förmiges Wohnhaus entlang der Homberger Straße soll die Ziegel-Architektur der Fabrikhalle gestalterisch aufgreifen. In Kombination mit einem weiteren, versetzt angeordneten Gebäude im Innenbereich ergibt sich ein Aufenthaltsbereich im Freien mit Hofcharakter. Im Süden des Plangebietes sollen vier weitere Punkthäuser mit insgesamt 35 Wohneinheiten entstehen.

Das Punkthaus ist ein Bauwerk, das sich um einen innenliegenden Treppenhauskern entwickelt. Die Nutzflächen wie Flure, Hallen, Büros oder Wohnungen liegen ringförmig um den Kern.

Diese wie auch eine dreigeschossige Quartiersgarage sollen sich gestalterisch in die vorhandene, teilweise denkmalgeschützte Industrie-Architektur einfügen. Geplant ist ein Mix aus sehr unterschiedlichen Wohnungsgrößen, einschließlich Appartements für Studenten umliegender Hochschulen.

Und auch mit Reaktivierung der Weststrecke sind große Hoffnungen verbunden, denn es sollen entlang der Bahnlinie neue Wohnareale entstehen. Doch bis zu diesem Ziel ist es noch ein sehr weiter Weg.

 Olaf Tünkers, Vorsitzender des Unternehmensverbandes.

Olaf Tünkers, Vorsitzender des Unternehmensverbandes.

Foto: Achim Blazy (abz)

Trotz der negativen Folgen der Corona-Pandemie bleiben die Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuer in Ratingen auf niedrigem Niveau konstant. Die Stadt bleibt ein attraktiver Wirtschaftsstandort. 

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