Heiligenhaus Stadt entwickelt Notplan für Flüchtlinge

Heiligenhaus · Die Stadt muss bei Bedarf kurzfristig auf Zuweisungen reagieren. Noch taugen die Unterkünfte an der Friedhofsallee.

Heiligenhaus: Stadt entwickelt Notplan für Flüchtlinge
Foto: Blazy, Achim (abz)

"Wir können nie genau sagen, wie viele Asylbewerber uns zugewiesen werden – es ist organisatorisch ein permanenter Blick in die Glaskugel", sagt Fachbereichsleiter Jörg Saborni mit Blick auf die kommenden Monate. Bisher konnte die Stadt in allen Fällen reagieren, entsprechenden Wohnraum bereitstellen. Doch das bisher erfolgreiche Modell könnte bald an seine Grenzen stoßen.

Die überwiegende Anzahl der Asylbewerber ist in dem Übergangsheim der Friedhofsallee untergebracht. Zurzeit halten sich nach aktuellen Angaben der Verwaltung dort 58 Personen aus 28 Ländern auf. Die meisten Bewohner kommen aus Asien (29), gefolgt von Afrika (20) und Europa (9). Die Asylbewerber stammen am häufigsten aus Pakistan (10) sowie Serbien (5) und Guinea (4).

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Herkunftsländer und der damit verbundenen kulturellen, religiösen und ethnischen Weltanschauungen "besteht ein gewisses Maß an Konfliktpotential. Um Konflikten vorzubeugen, ist mehrmals pro Woche ein Sozialarbeiter des Sozialamtes in der Friedhofsallee anwesend, der für konkrete Beratungen und Unterstützungen den Bewohnern zur Verfügung steht", heißt es seitens der Verwaltung. Weiterhin ist dauerhaft ein Hausmeister vor Ort, der sich um die Belange der Asylbewerber kümmert. "Es ist in jedem Fall dafür gesorgt, dass für Neuankömmlinge Räume hergerichtet werden", versichert Saborni. Um die Sicherheit vor Ort zu gewährleisten, fahren regelmäßig Mitarbeiter der Stadtwacht und der Polizei – auch an Wochenenden – zu dem Übergangsheim.

Es ist zu differenzieren, auf welche Weise die Personen nach Heiligenhaus gelangen. Die überwiegende Anzahl der Asylbewerber wird Heiligenhaus von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen. "Die Vorlaufzeit liegt in aller Regel bei etwa einer Woche", so Saborni weiter. Die Zuweisung erfolgt aufgrund eines komplizierten Schlüssels, der die Einwohnerzahl der jeweiligen Kommune zu 90 Prozent und die Fläche zu zehn Prozent berücksichtigt.

Die Zuweisungen haben in den letzten Monaten zugenommen, seit dem 1. Juli 2012 hat die Stadt 22 Personen zugewiesen bekommen, dies bedeutet eine Zuweisungsquote von rund einer Person pro Woche. Weiterhin gelangen Personen nach Heiligenhaus, die als Asyl-Folgeantragsteller bezeichnet werden. Sie haben in der Vergangenheit in Heiligenhaus als Asylbewerber gelebt und waren zwischenzeitlich in ihr Heimatland zurückgekehrt.

Mittlerweile sind sie wieder nach Deutschland gekommen, um erneut Asyl zu beantragen. Diese Personen werden dann der Stadt zugewiesen, in der sie vor Jahren bereits gelebt hatten. Zurzeit ist eine Familie mit vier Personen aus Serbien in der Friedhofsallee eingezogen. Im vergangenen Jahr waren auf diese Weise rund 20 Personen nach Heiligenhaus gelangt, die sich über die Wintermonate hier aufgehalten hatten, bevor ihr Asylantrag abgelehnt wurde und sie wieder nach Serbien zurückgekehrt sind. Durch die derzeitigen verstärkten Zuweisungen verringern sich die freien Kapazitäten in der Friedhofsallee. Zum jetzigen Zeitpunkt sind im begrenzten Umfang noch bewohnbare Räume vorhanden, um die laufend zugewiesenen Asylbewerber weiter aufnehmen zu können. "Sofern die Zuweisungen weiter zunehmen sollten, muss über andere Möglichkeiten der Unterbringung im Übergangsheim nachgedacht werden", so die Verwaltungsprognose.

Alternativen könnten Zusammenlegungen von Personen sein. Da die Sanitäranlagen in einigen Räumen zum Teil nicht zur Verfügung stehen, könnten diese nur noch mit erheblichem finanziellen Aufwand repariert werden.

Volker Hoven, Chef des Fachbereichs Immobilienservice, dazu: "Kurzfristig könnten im Bedarfsfall Sanitärmodule beschafft werden, wie sie auch bei Großveranstaltungen zum Einsatz kommen." Doch das seien dann nur Lösungen auf Zeit.

(RP)
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