Kampagnenstart in Ratingen Kampagne will Mut machen

Ratingen · Das Sozialpsychiatrische Zentrum ist Anlaufstelle bei psychischen Erkrankungen. Es gibt keine Wartezeiten und keine Zugangsbeschränkungen.

 Peter Jage und Björn Schulte (Sparkasse) übergeben Hendrikje Rannoch vom SPZ (v.r.) die Spende für die Kampagne. Mit dabei: zwei der Models.

Peter Jage und Björn Schulte (Sparkasse) übergeben Hendrikje Rannoch vom SPZ (v.r.) die Spende für die Kampagne. Mit dabei: zwei der Models.

Foto: Achim Blazy (abz)

Fünf Ratinger lassen sich in den kommenden Wochen tief in ihre Seele blicken. Sie leihen der Kampagne ‚#wirsindviele ihr Gesicht. Mit Flyern, Plakaten und einem Film will das SPZ (Sozialpsychiatrisches Zentrum) den Blick auf psychische Erkrankungen lenken. Möglich machte die Kampagne eine Spende in Höhe von 7740 Euro aus der Stiftung der Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert, die Björn Schulte und Peter Jage persönlich überbrachten.

„Jeder Dritte hat einmal im Leben eine psychische Erkrankung“, so Hendrikje Rannoch, Geschäftsführerin des SPZ. „Die Pandemie hat die Lage noch verschärft. Die Kliniken sind voll, Wartezeiten für Therapieplätze lang.“ Das SPZ kann für Betroffene Anlaufstelle sein. „Ein interdisziplinäres Team bietet individuelle Beratung in sieben Sprachen, auch für Angehörige. Es gibt keine Wartezeiten und keine Zugangsbeschränkungen“, so Rannoch.

Die Kampagne soll einerseits das SPZ bekannter machen, andererseits Betroffenen Mut machen, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Egal, ob Depression, Burnout, Schizophrenie oder Borderline-Störung – hinter jeder psychischen Erkrankung steht ein Mensch, der gute und schlechte Phasen hat.

„Ich habe lange gegen die Krankheit angekämpft, das kostet unendlich viel Kraft“, berichtet ein Betroffener. Das Erkennen und Annehmen der Krankheit sei bereits ein steiniger Weg. Das SPZ ist den Weg mit ihm gegangen. „Hier kann ich einfach sein, wie ich bin.“

Nicht selten kämpfen Menschen mit psychischen Erkrankungen mit dem Unverständnis ihrer Umwelt. „Stell dich nicht so an“, ist ein Satz, den sie oft zu hören bekommen. „Lach doch mal“ ist ein anderer. Besonders Arbeitgeber täten sich mit dem Verständnis für psychische Erkrankungen schwer. Schnell sehen sich Betroffene Vorurteilen gegenüber, wie „der hat bloß keine Lust zu arbeiten“ oder werden als unberechenbar eingestuft. Die Folge ist der Verlust des Arbeitsplatzes, gefolgt von Streit in der Familie oder gar Trennung. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

Die Kampagne mit Bildern von Betroffenen – ungeschminkt und unverstellt – soll anderen psychisch Kranken Mut machen, sich nicht mehr zu verstecken, will zeigen, dass sich niemand für etwa schämen muss. Sie will aber auch Gesunde wachrütteln, nicht wegzuschauen, sondern dem Gegenüber die Hand zu reichen.

In den kommen Tagen sollen die Plakate überall im Stadtgebiet aufgehängt werden. Flyer werden zum Beispiel in Arztpraxen ausliegen, der Film ist bereits im Wartebereich des Jobcenters zu sehen. Ein QR-Code, der auf den Druckerzeugnissen eingescannt werden kann, leitet Interessierte zu Schicksalen und Geschichten von Patienten. Wer sich noch nicht so recht aufraffen kann, die Beratungsstelle an der Düsseldorfer Straße 36c aufzusuchen, kann ab Mai auch online Kontakt zum SPZ aufnehmen. „Beratungen werden dann auch digital, zum Beispiel über Teams, möglich sein, kündigt Rannoch an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort