Fußball Weiß sucht Weg aus der Krise
Fußball-Niederrheinligist Ratingen 04/19 hat nur eines seiner letzten fünf Meisterschaftsspiele gewonnen. Die Mannschaft steckt in der Krise.
Sie haben den beiden Spitzenmannschaften die bislang einzigen Niederlagen beigebracht — beim Tabellenzweiten Rot-Weiß Oberhausen II zum Auftakt mit 4:0 gewonnen, den souveränen Tabellenführer Turu Düsseldorf daheim mit 2:1 niedergerungen. Aber dieser Sieg war der einzige in den letzten fünf Spielen. Ratingen steckt in der Krise, auch wenn Trainer Karl Weiß das anders sieht.
Die Defensive Eine alte Fußballer-Weisheit besagt: Der Angriff gewinnt die Spiele, die Abwehr die Meisterschaft. In den letzten fünf Begegnungen blieb die Mannschaft nicht ein einziges Mal ohne Gegentor. Dabei hinterließ die Abwehr in allen bisherigen Saisonspielen keinen souveränen Eindruck, sondern wirkte stets anfällig und verwundbar.
Vor allem die Außenbahnen erwiesen sich als Schwachpunkte. Eser Karadag galt einst als Hort der Stabilität, wirkt derzeit aber keineswegs sicher, emotional und unzufrieden, was er verbal zu oft kundtut. Noch schlimmer ist die linke Seite. Egal, wer dort auflief — ob Yalcinkaya, Rey-Alonso oder Meier—, sie war das Einfallstor für gegnerische Chance.
Die Neuen Ganesh Pundt hat in den acht Meisterschaftsspielen noch kein Tor erzielt. "Das ist bei Torjägern oft so", nimmt Trainer Karl Weiß den fleißigen Stürmer ihn in Schutz. "Da staut sich etwas an, aber irgendwann platzt der Knoten." Hidayet Aydogan war zu Saisonbeginn in guter Verfassung, verlor aber in seinem Urlaub den Rhythmus.
Sascha Meier sorgt auf der linken Seite für Schwung. Hingegen hat Daniel Rey-Alonso noch kein richtig gutes Spiel absolviert. "Er spielt mit einem angebrochenen Zeh und ist gehandicapt", erklärt Weiß. "Außerdem waren die Erwartungen an die Neuen sehr hoch. Wir wussten, dass es nicht werden würde."
Der Spielmacher Daniel Rehag ist ein Spieler "mit herausragendem Potenzial, der durchaus zwei, drei Klassen höher spielen könnte", sagt Weiß. "Aber er trifft nicht immer die richtigen Entscheidungen. Er will oft das Geniale, das Einfache zählt bei ihm nicht." Das ist zwar richtig, doch oft scheint es auch, als hänge die Mannschaft viel zu sehr von dem schwankungsanfälligen, offensiven Mittelfeldspieler ab.
Die Offensive Beim 2:2 am Sonntag gegen Rhede standen sieben offensiv ausgerichtete Spieler auf dem Platz. Die Ratinger wollen daheim nicht nur gewinnen, sondern den Zuschauern ein Spektakel bieten. Natürlich hätten sie auch 5:1 gewinnen können. Chancen hatten sie genug, doch spielten sie ihre Angriffe nicht konsequent zu Ende, wirkten manchmal fahrig, nicht zielorientiert genug. Manchmal ist weniger eben mehr.
Die Cleverness Bayern München hatte einst die Gabe, nichts schön zu spielen, aber irgendwann ein Tor zu erzielen und den Vorsprung zu verwalten. Ein Hauch dieser Cleverness und Abgebrühtheit benötigen die Ratinger, damit sie einen Vorsprung wie in Hiesfeld oder gegen Rhede nicht am Ende noch abgeben. Das ist aber nicht nur eine Frage der Erfahrung, sondern vor allem auch der Disziplin.
Die Ausgangslage Ratingen 04/19 war in der vergangenen Saison überraschend Vizemeister, kämpfte bis zum letzten Spieltag gar um den Titel. Die Mannschaft wurde verstärkt, so dass als Zielsetzung nur die Meisterschaft blieb. Eine Bürde, die in dieser Saison auf allen schwer lastet.