Kommentar Ungerechter geht es kaum noch

Etwas stimmt nicht im Fußball am Niederrhein. In der Oberliga treffen vielleicht tatsächlich Welten aufeinander, die nicht zusammenpassen.

Hier sind die kleineren Klubs wie die Sportfreunde Baumberg, die von vielen aus ehemals höheren Gefilden schon mal ziemlich uncharmant als Dorfvereine bezeichnet werden. Die bekommen es dann regelmäßig mit einstigen Profi-Klubs zu tun. Mancher dieser Ex-Großen ist durchaus nicht unverschuldet in der fünfthöchsten deutschen Klasse gelandet — wie der Wuppertaler SV, der in der vergangenen Saison den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen musste und deshalb sofort als Zwangsabsteiger in die Oberliga feststand.

Hier äußern nun regelmäßig Polizeistellen ihre Bedenken gegen die Austragung von Spielen gegen Wuppertal — das ungeachtet aller früheren Versäumnisse immer noch über einen hohen Rückhalt an Anhängern verfügt. Dass die Polizei darüber hinaus regelmäßig betont, sie sehe dabei einen Stamm von gewaltbereiten "Fans", gibt dann letztlich oft den Ausschlag. Dass der Wuppertaler SV den Baumbergern und ähnlich strukturierten Vereinen nun durch seinen Sportvorstand Achim Weber komplette Unfähigkeit vorwirft, ist in diesem Zusammenhang arg befremdlich: "Wer sich zwei Wochen vorher darum kümmert, kann noch nicht einmal ein Straßenfest organisieren. Wir werden vorsorglich beantragen, alle Heimspiele ins Stadion am Zoo zu verlegen." Solche Bemerkungen gießen höchstens zusätzliches Öl ins Feuer.

Richtig ist, dass das Verursacher-Prinzip komplett außer Kraft gesetzt wird. Nicht derjenige muss ein Problem lösen, der es erzeugt, sondern ein anderer. Wo soll denn in diesem Zusammenhang die Schuld der Sportfreunde Baumberg liegen? Der Verein ist hier klar das Opfer. Die Verlegung des Heimspiels gegen Wuppertal nach Wuppertal ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Weil die aber tatsächlich passiert, stimmt etwas nicht im Fußball am Niederrhein.

Michael Deutzmann

(RP)
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