Handball, Verbandsliga TVR kämpft verstärkte SG II fast nieder

Ratingen · Zum Derby der Handball-Verbandsliga erscheinen die Gäste der SG Ratingen II mit drei Spielern aus dem Regionalliga-Kader: Ace Jonovski, Nedim Hadzic und Sam Schäfer. Die Hausherren vom TV Ratingen setzen ihr großes grün-weißes Herz dagegen und müssen sich nur knapp 31:33 geschlagen geben.

 Prägende Ratinger: Tristan (am Ball) und Max Beckmann stemmen sich gegen (von links) Ace Jonovski, Sam Schäfer und Florian Ludorf.

Prägende Ratinger: Tristan (am Ball) und Max Beckmann stemmen sich gegen (von links) Ace Jonovski, Sam Schäfer und Florian Ludorf.

Foto: Achim Blazy (abz)

Das hat Filip Lazarov wohl auch noch nicht erlebt: Der nordmazedonische Ex-Nationalspieler, der zwei Welt- und eine Europameisterschaft gespielt hat, kam zur Halbzeit des Handball-Verbandsliga-Derbys zwischen dem TV Ratingen und der SG Ratingen II, für deren Regionalliga-Team er spielt. In die Halle Europaring kam er aber nicht: Die aufgrund der Coronavirus-Pandemie auf 60 Zuschauer begrenzte Kapazität war bereits erschöpft.

Pünktlicher waren Lazarovs Mitspieler Robert Markotic und Denis Karic, sie sahen das komplette Spiel – und nicht nur ihren Trainer Ace Jonovski aktiv auf dem Feld, sondern auf den beiden Halb-Postionen auch ihre Regionalliga-Kameraden Sam Schäfer und Nedim Hadzic. Und Mittelmann Hendrik Stock zählt ohnehin zu ihrem erweiterten Kader. Um die Halle waberte das Wort „Wettbewerbsverzerrung“, aber SG-Trainer René Osterwind, der beteuerte, dass Jonovski erst am Donnerstagabend seine ursprüngliche Absage für das Spiel revidiert habe, fand: „Was mache ich denn? Wir halten uns an die Regeln. Ace ist Trainer der Ersten und kann genauso bei uns spielen wie Nedim, der als U21-Spieler in beiden Mannschaften eingesetzt werden darf. Nur bei Sam profitieren wir davon, dass die Regionalliga drei Wochen später angefangen hat. Aber die Erste hat einen Kader von 17, 18 Mann. Da wird immer mal wieder einer bei uns sein, um Spielpraxis zu bekommen. Und jeder, der die Möglichkeit hätte, würde das machen.“

Ohne das gehört zu haben, sagte TV-Trainer Jörg Schomburg kurz darauf: „Ich würde nicht verneinen, dass wir das auch machen würden, wenn wir könnten. Dass sie das machen, ist legitim. Aber natürlich ist es schon ein Unterschied, ob man gegen die SG Ratingen II spielt oder diese Mannschaft.“ Dass das auch Probleme bereiten kann, sah nicht nur Osterwind: „Gerade am Anfang fehlte die Abstimmung. Dann haben wir von der individuellen Klasse von Nedim und Sam profitiert. Wer die Mannschaft so aufrüstet, hat eigentlich auch nichts zu gewinnen. Es war kein schönes Handball-Spiel.“ Feine Pässe waren jedenfalls Mangelware.

Der TV warf gegen die verstärkte SG-Reserve vor allem großen Kampf in die Waagschale, in Personen ausgedrückt zeigten vor allem die Beckmann-Brüder Tristan und Max ihr übergroßes grün-weißes Herz. Beide kamen zusammen auf 16 Tore – Tristan verdiente sich zudem mit seiner Spielsteuerung das Prädikat bester Akteur der Partie – und boten im Verbund mit Torjäger Moritz Metelmann (9 Treffer) dem SG-Dreigestirn Hadzic, Schäfer und Stock mit ihren gemeinsamen 27 Toren Paroli. „Ganz großen Respekt an den TV, wie er gekämpft hat“, sagte Osterwind, der 26 Sekunden vor Schluss bei 32:30-Führung noch eine Auszeit nahm, um zu vermeiden, dass seine Mannen den Sieg noch aus der Hand gaben.

Denn souverän war der Erfolg sicher nicht. Anfangs nutzte der TV die erwähnten Abstimmungsprobleme gut aus, ging durch Tristan Beckmann 2:1 und 3:1 in Führung (7. Minute). Dann kam Hadzic im Spiel an: 3:3, 4:3, 6:4 hießen die ersten Duftmarken des 20-jährigen Bosniers, Schäfer traf von der linken Rückraumseite zum 17:13-Pausenstand. Danach legte Hadzic zweimal eine Fünf-Tore-Führung für die SG vor (21:16, 24:19), der TV ließ sich aber nicht abschütteln, Metelmann traf zum 22:24 (44.). Den Linkshänder versuchten die Gäste danach aus dem Spiel zu nehmen, das fruchtete aber nur bedingt. Die SG machte nun vorne Fehler, per Gegenstoß verkürzten erst Tristan und dann Max Beckmann auf 26:29 und 27:29, letzterer zwei Minuten vor dem Ende auf 29:31 per Siebenmeter. Die SG wackelte, doch als Routinier Bastian Schlierkamp ein Fehlpass unterlief, verlor Michalis Antoniades im Gegenstoß den Ball – den nächsten Matchball ließen sich die Gäste dann nicht mehr nehmen und erzielten den für sie erlösenden Drei-Tore-Vorsprung in der Schlussminute, der letztlich zum Sieg reichte.

Schomburg war schnell gefasst: „Ich kann meinen Jungs kaum einen Vorwurf machen. Sie haben super gekämpft, sind wieder rangekommen, aber am Ende machen ein, zwei Spieler bei der SG den Unterschied. Deswegen ist ihr Sieg verdient.“ Das hätte sicher auch Filip Lazarov gerne gesehen.

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