Lokalsport TV Ratingen ebnet Weg in die Zukunft

Ratingen · Um seine Aufgaben neu zu verteilen, hat der Sportverein seine Satzung einstimmig geändert. Bis 2016 soll es einen hauptberuflichen Vorstand geben, der von einem Präsidium unterstützt und kontrolliert wird.

Als Silvia Glander vor mehr als 20 Jahren mit der Vorstandsarbeit beim Turnverein (TV) Ratingen begann, da mussten nicht mal 2000 Mitglieder betreut und zufriedengestellt werden. Heute sind es 6235 Mitglieder, die der TVR zählt, und auch das Angebot ist gestiegen. Neben den Klassikern wie Leichtathletik, diversen Ballsportarten und Gymnastik gehören heute verschiedenste Fitness-Angebote und Trend-Sportarten zum Programm. Auch zwei Fitness-Studios und ein Bewegungskindergarten sind Teil des Vereins.

"Es gibt viele Felder, die bei uns zu beackern sind", sagt die gerade erst wiedergewählte Vereinsvorsitzende Glander, "der Sport muss immer in erster Reihe stehen. Die Angebote müssen aktuelle sein, dafür ist ein gutes Sportmanagement nötig." Zudem müssten die Immobilien des Vereins verwaltet und alle Abläufe im Verein aufeinander abgestimmt werden. Der Vorstand müsse aber nicht nur die Mitglieder zufriedenstellen, sondern auch die eigenen Mitarbeiter. 48 Hauptberufler beschäftigt der TVR aktuell — einige in Vollzeit, einige in Teilzeit, einige als Mini-Jobber. "Wir sind wie ein kleines Unternehmen. Wir tragen Verantwortung für unsere Mitarbeiter — müssen daher den Verein für die Zukunft gut aufstellen", sagt die Vorsitzende.

Genau deshalb hat der Vorstand bereits vor drei Jahren mit einem Umbruch in der Vereinsführung begonnen. Statt wie bisher ehrenamtlich, soll die Vorstandsarbeit ab 2016 hauptberuflich erledigt werden. Zudem wird ein ehrenamtliches Präsidium geschaffen, das den Vorstand berät, unterstützt und kontrolliert.

Derzeit könnten die Aufgaben von dem ehrenamtlichen Vorstand gut erfüllt werden. Dass das aber auch in Zukunft der Fall sei, davon könne man nicht einfach ausgehen, finden Glander und ihr Vorstandskollege Manfred Osterkamp. "Im Vorstand sind wir jetzt fast alle Rentner und haben Zeit, uns viele Stunden um den Verein zu kümmern. Aber genau das ist auch das Problem — wir werden älter", sagt Glander. Wenn der Vorstand ausscheide, dürfe der Verein nicht vor dem Problem stehen, keine Nachfolger zu finden. "Und das wäre sicher ein Problem. Der Verein hat sich so entwickelt, ist so groß geworden, dass das alles nicht mehr ehrenamtlich zu schaffen ist, wenn jemand noch im Berufsleben steht", sagt Osterkamp. Und TVR-Geschäftsführerin Marion Weißhoff-Günther fügt hinzu: "Viele Ehrenamtliche können sich wegen ihres Berufes nur für bestimmte Zeiten an Projekte binden und nicht mehr alle Aufgaben eines Vereins auf einmal tragen."

Der Vorstand sei sich einig gewesen, dass man Verantwortung abgeben müsse, bevor es zu spät ist. "Befreundete Vereine haben diesen Wandel schon vollzogen und sind damit gut gefahren", sagt Glander. Sie hält es für verantwortungslos, die Augen davor zu verschließen, dass sich Vereinsleben und Gesellschaft verändert haben und in den kommenden Jahren weiter verändern werden.

In Workshops habe der Vorstand daher erarbeitet, wie der Verein auch in Zukunft weiter erfolgreich geführt werden kann. "Wir wollten zunächst eine zukunftsfähige Struktur schaffen und dann auf die Suche nach geeigneten Personen gehen — nicht andersherum", sagt Glander. Um zu dem jetzigen Ergebnis zu kommen, habe der Verein einen Knoten mit vielen Schichten gelöst. "Die neue Satzung sollten alle im Verein mittragen können. Daher haben wir zunächst im Vorstand diskutiert, dann im erweiterten Vorstand und dann mit den Abteilungsleitern und verschiedenen Gruppen im Verein", sagt Glander.

Am Ende hätten sich bei der Mitgliederversammlung alle für die Neuerungen ausgesprochen. Jetzt habe der Vorstand eineinhalb Jahre Zeit, die Aufgaben zu verteilen. Die Bereiche Sport, Personal und Immobilien könnten zum Beispiel auf verschiedene Leute im neuen hauptamtlichen Vorstand verteilt werden. "Da müssen wir uns aber auch nach den Kompetenzen und Wünschen der Kandidaten richten", sagt Glander. Besonders wichtig ist es ihr, dass der neue Vorstand mit dem Verein vertraut ist. "Er muss wissen, wo sich was bewegt im Verein", sagt Glander.

Das Präsidium wird wiederum aus einem Präsidenten, vier Vertretern und dem Vorsitzenden des Jugendausschusses bestehen. "Das Präsidium wird nicht nur den Vorstand kontrollieren, sondern ihn auch unterstützen, indem es den Verein in der Außendarstellung vertritt — zum Beispiel bei politischen Terminen oder auch Ehrungen", betont die Vereinsvorsitzende. In welcher Form sie dem Verein ab 2016 erhalten bleibt, ließ sie offen. Ihre Erfahrung will sie jedenfalls — genau wie Osterkamp — an die nachrückenden Generationen weitergeben.

(RP)
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